2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligabericht
Archivfoto: Ball im Tor, mal wieder. Srdjan Baljak (links) und Janek Ripplinger tüteten in der Schlussphase den Mainzer 4:2-Sieg ein. Archivfoto: Krabler
Archivfoto: Ball im Tor, mal wieder. Srdjan Baljak (links) und Janek Ripplinger tüteten in der Schlussphase den Mainzer 4:2-Sieg ein. Archivfoto: Krabler

Selbst dreckige Siege können glänzen

Schott Mainz schlägt Arminia Ludwigshafen 4:2 +++ "Weltklasse"-Tor von Srdjan Baljak

Vielleicht muss man mal Profi gewesen sein, um in solch einer Situation auf so eine Idee zu kommen. Srdjan Baljak steht am äußeren Strafraumeck mit dem Rücken zum Tor, sieht, dass der Torwart nach dem missglückten Versuch, Edis Sinanovics Flanke abzufangen, noch durch den Strafraum irrt. „Dann schießt ein 38-Jähriger den Ball im Spagat über den eigenen Kopf ins Tor“, beschreibt Sascha Meeth den 3:2-Führungstreffer des TSV Schott Mainz. Drei Minuten vor dem Ende, eine Minute nach dem Ausgleich der Gäste von Arminia Ludwigshafen, der eine spürbar unsichere Mainzer Mannschaft gerade aus der Bahn zu werfen drohte.

„Einer, der mal Profi war, macht sich da keinen Kopf“, sagt Meeth. „Ich kenne sonst keinen Oberligaspieler, der in so einer Situation so etwas macht“, sah Necmi Gür ein „Weltklasse“-Tor. „Kann man mal so machen“, zieht Manuel Schneider den Hut. „Überragend“ nennt Meeth den Treffer. Tor-des-Monats-Kandidat würde auch passen.

Und das Drama ist noch nicht zu Ende. Ecke Ludwigshafen, Ihsan Erdogan nagelt den Ball an den Pfosten, Konter, Sinanovic quer auf Janek Ripplinger, Saisontor Nummer 24, 4:2 (1:1), Abpfiff. Drei äußerst mühsame Punkte für den Oberliga-Spitzenreiter, der sich extrem schwer tat, ins Spiel zu finden, und bei aller Klasse und allem Glanz in einzelnen Szenen nie richtig in den Spielfluss kam. Das 0:1 nach einer Eckballvariante durch Nico Pantano (15.) und auch Erdogans Flachschuss zum 2:2 (86.) passen durchaus ins Bild – ebenso wie die wunderbar anzuschauenden Mainzer Tore: Ripplinger schirmt die Kugel ab und lässt für Ilias Soultani tropfen, der flach ins lange Eck trifft (36.), und Necmi Gür zirkelt einen ellenlangen Lothar-Matthäus-Pass in den Lauf von Nils Fischer, der sich gegen seinen beharrlichen Gegenspieler behauptet und wuchtig ins kurze Eck zielt (70.).

„Eins muss man ja sagen: Was los ist hier immer“, muss Meeth einige Minuten nach dem Spiel schmunzeln. Ein Spiel, das harte Arbeit war. „Donnerstag denkst du im Training noch: Wo sind die Bleiwesten? Beim Abschlusstraining und heute ist dann plötzlich die Körpersprache weg, du siehst nur noch Buckel. Heute war zu spüren: Jeder ist nervös.“ Ist es die Tabellenführung, die Chance auf die Regionalliga, die ungewohnte Rolle des Gejagten? „Wenn du nicht im Rhythmus drin bist, musst du über den Kampf kommen. Und das haben wir heute gemacht“, betont Gür, „nach einem 2:2 so kurz vor Schluss noch zu gewinnen, ist eine Charaktersache.“ Schneider vermisst den „Flow“ aus der Hinrunde: „Wir brauchen jetzt noch ein, zwei, drei dreckige Siege, um wieder in unseren Rhythmus zu kommen.“ Wobei selbst dreckige Schott-Siege in dieser Saison mächtig Schauwert haben.

TSV Schott Mainz: Luketic – Iten, Simic, Raltschitsch, Senftleben – Gür, Schneider – Baljak (89. Günes), Sinanovic, Soultani (60. Fischer) – Ripplinger.

Aufrufe: 011.3.2017, 18:49 Uhr
Torben SchröderAutor