Fragt man die Nachwuchs-Kicker in Schülermannschaften, was sie einmal werden möchten, so antworten wahrscheinlich viele mit ,,Profi-Fußballer". Für den 19-jährigen Jan Koch aus Geisling ist dieser Traum tatsächlich wahr geworden. Anfang des Jahres wechselte er von der SpVgg Unterhaching in die tschechische Erstliga - als jüngster Spieler im Kader von FK Mladá Boleslav. Vorher spielte er für Jahn Regensburg, FC Nürnberg, SpVgg Greuther Fürth und SpVgg Unterhaching. Und mit gerade mal 19 Jahren hat er nicht nur eine steile Karriere zum Profi-Fußballer geschafft, sondern auch noch ,,nebenbei" sein Abitur gemacht.
Begonnen hatte dieses ,,Fußballmärchen" vor 15 Jahren in der Geislinger G-Jugend. Bereits als Kleinkind rannte er so flink dem Ball hinterher, dass die Gegner ihn meist nur von hinten sahen. Tore zu schießen war seine größte Leidenschaft. Als in Geisling keine Mannschaft mehr gebildet werden konnte, schloss er sich zur Freude des SV Pfatter der dortigen F-Jugend an. Schließlich bot sich dem damals Neunjährigen die Gelegenheit eines Probetrainings in der E-Jugend des Jahn Regensburg, bei der er erstmals von einem professionellen Trainer entdeckt wurde. ,,Das war dann anfangs schon eine gewaltige Umstellung für mich. Das Training war sehr viel härter und auch bis zu viermal in der Woche. Aber ich hatte immer noch meinen großen Traum vom Fußball und habe mich durchgebissen", erzählt er heute von seinen Anfangsjahren als Kicker.
Und wieder wurde sein Talent erkannt: Wohl bei Turnieren, vermutet er, habe ihn der FC Nürnberg entdeckt und ihn zu einem Probetraining eingeladen. Auch der Club war von seinem Eifer und seiner Spielweise begeistert, so dass die Verantwortlichen ihn aufforderten, in der C-Jugend zu spielen. Doch diesmal war ein Pendeln nicht mehr möglich und auch der Spagat zur Schule wäre nicht möglich gewesen. So zog der damals 14-Jährige in das zugehörige Internat nach Nürnberg und war damit zum ersten Mal auf längere Zeit von seinem Zuhause und seiner Familie getrennt.
Obwohl gerade die erste Zeit sehr schwer für ihn gewesen war, hält er es im Nachhinein für eine gute Entscheidung: ,,Ich war komplett auf mich selbst gestellt und musste mich besonders für die Schule selbst motivieren. Aber besonders hinsichtlich meiner Selbstständigkeit hat mir diese Zeit sehr viel gebracht". Erstmals nahm er auch an Turnieren in ganz Deutschland teil. Für zwei Jahre spielte er dann bei der SpVgg Greuther Fürth in der B- und A-Jugend. Dort machte er mit 16 seine Mittlere Reife und vergangenen Sommer sein Fachabitur. ,,Es war mir sehr wichtig, eine abgeschlossene gute Schulausbildung zu haben. Beim Fußball sieht man nie voraus, wann eine Karriere endet oder ob man sich eine schwere Verletzung zuzieht. Doch seit dem Schulabschluss konzentriere ich mich ausschließlich auf den Profifußball", betont der Abiturient.
So oft es geht, zieht es ihn jedoch wieder in seine bayerische Heimat nach Geisling und zu seiner Familie: ,,Möglichst jeden Monat versuche ich, in meine Heimatgemeinde zurückzukehren. Ich bin immer wieder gerne zu Hause und versuche, engen Kontakt mit meinen Freunden zu halten. Ich schaue mir auch immer die Fußballspiele des TV Geisling an, denn da spielt mein älterer Bruder Josef mit, der ebenfalls sehr sportlich und fußballbegeistert ist, oder kicke ein bisschen mit den beiden Kindern meiner Schwester", erzählt der sympathische junge Mann. Außerdem hat er in Geisling seine größten Fans: ,,Viele Leute verfolgen meine Spiele und unterstützen mich. Das liegt mir schon sehr am Herzen", betont der Geislinger.
Mächtig stolz auf ihn wäre wohl auch sein Vater Josef Koch, den Jan leider nie bewusst kennenlernen durfte. Er war erst wenige Monate alt, als Josef Koch 1996 bei einem tragischen Autounfall ums Leben kam. Von seinem Vater, so scheint es, hat er sowohl sein sportliches Talent, als auch den sportlichen Ehrgeiz geerbt - allerdings in einer ganz anderen Sportart. Nicht nur die Geislinger erinnern sich noch lebhaft an die Erfolge von Josef Koch, der beim Trial viele Pokale für den Motorsportclub (MSC) nach Pfatter holte und auch danach noch lange engagiert im Verein tätig war.
Besonders an seine gewaltige Linke erinnert sich auch noch der Pfatterer Bürgermeister Jürgen Koch, der ihn damals in der F-Jugend für ein halbes Jahr trainierte: ,,Schon als kleiner Junge hatte er mit seinem linken Fuß einen so strammen Schuss drauf, dass der Ball schneller im Tor klebte, als es die gegnerische Mannschaft mitbekam", meint er lachend. Da sein eigener Sohn Maximilian damals ebenfalls kickte, erklärte er sich damals bereit, die Buben zu trainieren und ist heute noch besonders stolz, das Talent selbst unterrichtet zu haben. ,,Talent haben vielleicht viele, aber dass es ausbricht und umgesetzt wird, liegt vor allem am Sportler selbst", lobt er die Zähigkeit von Jan Koch, mit dem er übrigens sogar entfernt verwandt ist.
Auch als Bürgermeister der Gemeinde freut es ihn natürlich über alle Maßen, wenn aus einer kleinen Dorffußballmannschaft so gewaltige Sportler hervorgehen. ,,Wir haben aus Pfatter, Griesau und Geisling viele hervorragende Skirennfahrer, Kegler oder Schützen, aber auf einen Profifußballer, der sogar in der ersten Liga spielt, sind wir natürlich auch unglaublich stolz", betont der Fußballfan.
Sein bisher schönstes Spiel war gegen den tschechischen Meister FC Viktoria Pilsen, bei dem er mit seiner Mannschaft vor 12 000 Zuschauern 2:1 gewann. Für sein großes Ziel, eines Tages so gut zu sein wie sein großes Idol Sergio Ramos von Real Madrid, kämpft er Tag für Tag und sagt: ,,Meinen großen Traum, den ich als Vierjähriger schon hatte, Profi-Fußballer zu werden, habe ich mir bereits erfüllt", und strahlt über das ganze Gesicht.