2024-05-08T14:46:11.570Z

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Jan Koch aus Geisling spielt in der ersten tschechischen Liga.  Foto: Jiri Korof
Jan Koch aus Geisling spielt in der ersten tschechischen Liga. Foto: Jiri Korof

Sein Traum vom Fußball-Profi wurde wahr

Jan Koch aus Geisling schafft mit 19 Jahren den Sprung in Tschechiens ersten Liga +++ Von dieser Karriere träumte er als Vierjähriger

Fragt man die Nachwuchs-Kicker in Schülermannschaften, was sie einmal werden möchten, so antworten wahrscheinlich viele mit ,,Profi-Fußballer". Für den 19-jährigen Jan Koch aus Geisling ist dieser Traum tatsächlich wahr geworden. Anfang des Jahres wechselte er von der SpVgg Unterhaching in die tschechische Erstliga - als jüngster Spieler im Kader von FK Mladá Boleslav. Vorher spielte er für Jahn Regensburg, FC Nürnberg, SpVgg Greuther Fürth und SpVgg Unterhaching. Und mit gerade mal 19 Jahren hat er nicht nur eine steile Karriere zum Profi-Fußballer geschafft, sondern auch noch ,,nebenbei" sein Abitur gemacht.

Begonnen hatte dieses ,,Fußballmärchen" vor 15 Jahren in der Geislinger G-Jugend. Bereits als Kleinkind rannte er so flink dem Ball hinterher, dass die Gegner ihn meist nur von hinten sahen. Tore zu schießen war seine größte Leidenschaft. Als in Geisling keine Mannschaft mehr gebildet werden konnte, schloss er sich zur Freude des SV Pfatter der dortigen F-Jugend an. Schließlich bot sich dem damals Neunjährigen die Gelegenheit eines Probetrainings in der E-Jugend des Jahn Regensburg, bei der er erstmals von einem professionellen Trainer entdeckt wurde. ,,Das war dann anfangs schon eine gewaltige Umstellung für mich. Das Training war sehr viel härter und auch bis zu viermal in der Woche. Aber ich hatte immer noch meinen großen Traum vom Fußball und habe mich durchgebissen", erzählt er heute von seinen Anfangsjahren als Kicker.

Richtige Entscheidung des Trainers

Inzwischen ging er in Straubing auf die Jakob-Sandner-Realschule. Der regelmäßige Besuch des Trainings in Regenburg wäre ihm nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung seiner Mutter: ,,Sie war mein erster großer Fan, hat mich zu jedem Training gefahren und mich zu jedem Spiel begleitet", ist ihr Jan Koch besonders im Nachhinein noch sehr dankbar. In den vier Jahren bis zur U14 bei dem Regensburger Verein wechselte er seine Position vom Stürmer zum Verteidiger, was ihm sein Trainer geraten hatte. ,,Das hat mir auch wirklich besser gelegen. Über diese damalige Entscheidung bin ich heute noch sehr froh, denn als Stürmer hätte ich es nie so weit gebracht",berichtet der Profifußballer.

Und wieder wurde sein Talent erkannt: Wohl bei Turnieren, vermutet er, habe ihn der FC Nürnberg entdeckt und ihn zu einem Probetraining eingeladen. Auch der Club war von seinem Eifer und seiner Spielweise begeistert, so dass die Verantwortlichen ihn aufforderten, in der C-Jugend zu spielen. Doch diesmal war ein Pendeln nicht mehr möglich und auch der Spagat zur Schule wäre nicht möglich gewesen. So zog der damals 14-Jährige in das zugehörige Internat nach Nürnberg und war damit zum ersten Mal auf längere Zeit von seinem Zuhause und seiner Familie getrennt.

Obwohl gerade die erste Zeit sehr schwer für ihn gewesen war, hält er es im Nachhinein für eine gute Entscheidung: ,,Ich war komplett auf mich selbst gestellt und musste mich besonders für die Schule selbst motivieren. Aber besonders hinsichtlich meiner Selbstständigkeit hat mir diese Zeit sehr viel gebracht". Erstmals nahm er auch an Turnieren in ganz Deutschland teil. Für zwei Jahre spielte er dann bei der SpVgg Greuther Fürth in der B- und A-Jugend. Dort machte er mit 16 seine Mittlere Reife und vergangenen Sommer sein Fachabitur. ,,Es war mir sehr wichtig, eine abgeschlossene gute Schulausbildung zu haben. Beim Fußball sieht man nie voraus, wann eine Karriere endet oder ob man sich eine schwere Verletzung zuzieht. Doch seit dem Schulabschluss konzentriere ich mich ausschließlich auf den Profifußball", betont der Abiturient.

Sprache als wichtiges Argument

Da der Trainer seinen Spielstil ändern wollte und das Training nicht so verlief, wie er es sich vorgestellt hatte, blieb er 2014 nur ein halbes Jahr in Unterhaching. Sein Berater, der ihm in allen vertraglichen und rechtlichen Angelegenheiten zur Seite steht, riet ihm daher, die Anfrage der tschechischen Profiliga anzunehmen. Da er durch seine Mutter, eine gebürtige Tschechin, zweisprachig aufgewachsen ist und deswegen auch ,,zwei Herzen in seiner Brust schlagen",nahm er gerne die Herausforderung an. Wenn er die Sprache nicht beherrscht hätte, hätte er sich wohl nicht zu diesem Schritt entschlossen, gibt er zu. So aber wurde er schnell in die neue Mannschaft integriert. Zudem nützt er die Chance, sich die Heimat seiner Mutter anzusehen und seine Großmutter öfter zu besuchen, die noch in Tschechien lebt. Des Öfteren sind auch schon seine Mutter und seine Schwester Tereza in seiner Wohnung 40 Kilometer vor Prag gewesen.

So oft es geht, zieht es ihn jedoch wieder in seine bayerische Heimat nach Geisling und zu seiner Familie: ,,Möglichst jeden Monat versuche ich, in meine Heimatgemeinde zurückzukehren. Ich bin immer wieder gerne zu Hause und versuche, engen Kontakt mit meinen Freunden zu halten. Ich schaue mir auch immer die Fußballspiele des TV Geisling an, denn da spielt mein älterer Bruder Josef mit, der ebenfalls sehr sportlich und fußballbegeistert ist, oder kicke ein bisschen mit den beiden Kindern meiner Schwester", erzählt der sympathische junge Mann. Außerdem hat er in Geisling seine größten Fans: ,,Viele Leute verfolgen meine Spiele und unterstützen mich. Das liegt mir schon sehr am Herzen", betont der Geislinger.

Mächtig stolz auf ihn wäre wohl auch sein Vater Josef Koch, den Jan leider nie bewusst kennenlernen durfte. Er war erst wenige Monate alt, als Josef Koch 1996 bei einem tragischen Autounfall ums Leben kam. Von seinem Vater, so scheint es, hat er sowohl sein sportliches Talent, als auch den sportlichen Ehrgeiz geerbt - allerdings in einer ganz anderen Sportart. Nicht nur die Geislinger erinnern sich noch lebhaft an die Erfolge von Josef Koch, der beim Trial viele Pokale für den Motorsportclub (MSC) nach Pfatter holte und auch danach noch lange engagiert im Verein tätig war.

Besonders an seine gewaltige Linke erinnert sich auch noch der Pfatterer Bürgermeister Jürgen Koch, der ihn damals in der F-Jugend für ein halbes Jahr trainierte: ,,Schon als kleiner Junge hatte er mit seinem linken Fuß einen so strammen Schuss drauf, dass der Ball schneller im Tor klebte, als es die gegnerische Mannschaft mitbekam", meint er lachend. Da sein eigener Sohn Maximilian damals ebenfalls kickte, erklärte er sich damals bereit, die Buben zu trainieren und ist heute noch besonders stolz, das Talent selbst unterrichtet zu haben. ,,Talent haben vielleicht viele, aber dass es ausbricht und umgesetzt wird, liegt vor allem am Sportler selbst", lobt er die Zähigkeit von Jan Koch, mit dem er übrigens sogar entfernt verwandt ist.

Auch als Bürgermeister der Gemeinde freut es ihn natürlich über alle Maßen, wenn aus einer kleinen Dorffußballmannschaft so gewaltige Sportler hervorgehen. ,,Wir haben aus Pfatter, Griesau und Geisling viele hervorragende Skirennfahrer, Kegler oder Schützen, aber auf einen Profifußballer, der sogar in der ersten Liga spielt, sind wir natürlich auch unglaublich stolz", betont der Fußballfan.

,,Bin sehr eingespannt"

Da Ende Juni weitere Qualifikationsspiele und Ende Juli die reguläre Saison beginnt, musste Jan nach einem kurzen Besuch bei seiner Familie am letzten Wochenende schon wieder zum Training zurück: Bis zu zweimal täglich trainieren die Spieler Kondition, Kraft und Technik. ,,Da bin ich schon sehr eingespannt, zudem kommen jedes Wochenende die Spiele dazu. Dafür fühle ich mich wunderbar und körperlich sehr fit",lächelt er stolz. Dass das so bleibt, dafür sorgen auch Ernährungsberater und Fitnesstrainer, denn der Alltag der jungen Profispieler muss auf ihren Beruf abgestimmt sein. Zusammen mit dem FK Mladá Boleslav hat sich Jan Koch mit einem vierten Platz der SYNOT-Liga, der ersten tschechischen Liga, für die Europa League qualifiziert. In der Rückrunde kämpfte er bei sechs von zwölf Spielen für seine Mannschaft.

Sein bisher schönstes Spiel war gegen den tschechischen Meister FC Viktoria Pilsen, bei dem er mit seiner Mannschaft vor 12 000 Zuschauern 2:1 gewann. Für sein großes Ziel, eines Tages so gut zu sein wie sein großes Idol Sergio Ramos von Real Madrid, kämpft er Tag für Tag und sagt: ,,Meinen großen Traum, den ich als Vierjähriger schon hatte, Profi-Fußballer zu werden, habe ich mir bereits erfüllt", und strahlt über das ganze Gesicht.

Aufrufe: 023.6.2015, 13:00 Uhr
Antonie BiedererAutor