2024-04-25T14:35:39.956Z

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ebastian Margenfeld mit seinen zwei Ratonero-Hündinnen.   | Foto: Benjamin Resetz
ebastian Margenfeld mit seinen zwei Ratonero-Hündinnen. | Foto: Benjamin Resetz

Sebastian Margenfeld rettet Hunde aus Schlachthäusern

Für die Rettung von Hunden aus asiatischen Schlachthäusern stellt Verbandsliga-Kicker Sebastian Margenfeld den Sport hinten an

Sebastian Margenfeld vom FC Denzlingen rettet Hunde aus Schlachthäusern in Asien und macht dabei auf die brutalen Methoden aufmerksam, mit denen die Tiere dort zu Tode gequält werden. Diese Woche reist der Kicker erstmals nach China, um vor Ort aktiv zu werden. Dafür verpasst er sogar das Trainingslager seiner Mannschaft in Breisach.
Sebastian Margenfeld kämpft – üblicherweise auf den Fußballplätzen der Verbandsliga Südbaden. Der Verteidiger des FC Denzlingen geht als Abwehrchef des Tabellenzweiten in jedem Spiel als Leitfigur voran. Mittlerweile kämpft der 30-Jährige allerdings längst nicht mehr nur auf dem Rasen. Wofür sich Margenfeld neben dem Fußball einsetzt ist beeindruckend – und gleichzeitig erschreckend. Er hilft bei der Befreiung von Hunden aus Schlachthäusern in Asien, in denen die Tiere auf grausame Art und Weise zu Tode gefoltert werden. Er will helfen und ein Bewusstsein für die unwürdigen Praktiken schaffen.

Wer die Bilder sieht, der bekommt sie nicht mehr aus dem Kopf. Die Videos, die Sebastian Margenfeld zu einem zweieinhalbminütigen Film zusammengetragen hat, sind brutal und verstörend – und sie haben den hauptberuflichen Physiotherapeuten verändert. „Ich bin nicht mehr der Gleiche, der ich mal war“, sagt er und wird nachdenklich. „Diese Bilder werden mich mein Leben lang verfolgen.“ Dennoch möchte er aktiv werden. Er möchte aufklären und retten. Dafür stellt er sein eigenes Wohlbefinden weit hinten an.

Tiere, denen die Haut bei lebendigem Leibe abgezogen wird

Vor rund einem halben Jahr stieß der als verlässlicher Abwehrrecke bekannte FCD-Spieler im Netz auf ein irritierendes Video. Es spiegelt die grauenhafte Realität in asiatischen Schlachthäusern wider – in Schlachthäusern für Hunde. Tiere, denen die Haut bei lebendigem Leibe abgezogen wird, die lebendig gekocht oder mit Bunsenbrennern verstümmelt werden. Es sind Bilder, die fassungslos machen und kaum zu ertragen sind.

Gefilmt wurden die Tierquälereien vom Amerikaner Marc Ching, der anlässlich des sogenannten Yulin-Hundefleisch-Festivals 2015 in die gleichnamige Stadt im Süden Chinas reiste. Ching gab sich als interessierter Fleischkäufer aus und dokumentierte die bestialische Art und Weise, mit der die Hunde dort getötet werden. Der fatale Glaube der ansässigen Metzger: Todesangst und Schmerzen setzen bei den Hunden Hormone frei, die das Fleisch schmackhafter machen. Ching kaufte zahlreiche Hunde auf und brachte sie in seine Heimat Los Angeles, wo er die Tiere an Pflegefamilien vermittelt. „Ich nahm sofort Kontakt zu Marc auf und überlegte, wie ich seine Organisation unterstützen kann“, erzählt Margenfeld.

Margenfeld gründet Förderverein

Nach Umschiffen diverser bürokratischer Hürden gründete er in schließlich in Eigenregie den eingetragenen und als gemeinnützig anerkannten Förderverein „Animal Hope & Wellness“. Von Ehrenkirchen aus unterstützt er nun die gleichnamige Tierschutzorganisation mit Sitz in den USA. „Erwartungen hatte ich zunächst keine“, verrät der 30-Jährige. „Ich habe keine Erfahrung im Tierschutz. Für mich geht es aber nicht nur um den Tierschutz an sich, sondern um die Menschlichkeit, an die ich appellieren will."

Das Handwerkszeug für die Gründung eines eingetragenen Vereins brachte Margenfeld sich selbst bei. Dank seiner Initiative können Interessierte den Verein inzwischen auch hierzulande finanziell oder direkt unterstützen. Margenfeld baut gerade ein Netzwerk auf, um gerettete Vierbeiner an Pflegefamilien zu vermitteln. Zwei Interessenten habe er schon gefunden. Doch damit nicht genug: „Ich will bei Marcs nächster Reise zum Fest dabei sein und selbst als Retter mit anpacken.“ Termin sei Juni diesen Jahres. Was ihn beim Hundefleischfestival genau erwarte, wisse Margenfeld noch nicht – er kennt nur den Plan: „Wir dokumentieren die Praktiken vor Ort und kaufen den Fleischhändlern so viele Hunde ab, wie wir können, um sie anschließend weiter zu vermitteln.“ Zwar gebiete man dem Geschäft mit der Tierquälerei so keinen Einhalt. Das Ziel, Leben zu retten, überwiege aber. Wie der Tierschützer das Erlebte anschließend verarbeiten wolle? „Zum Glück habe ich ein gefestigtes Umfeld und Menschen, die mich unterstützen. Ich würde auch nicht zögern, bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.“

Der Fußballer nimmt einen Hund aus China auf

Der Fußballer ist selbst Hundebesitzer. Er und seine Ehefrau teilen sich die Wohnung in Ehrenkirchen mit zwei Ratonero-Hündinnen. Auch sie wurden gerettet, sollten in Spanien als Straßenhunde eingeschläfert werden. Und bald bekommt das tierische Duo Zuwachs. Im Rahmen seiner kommenden China-Reise wird Margenfeld eine weitere Hundedame bei sich aufnehmen. Suki wird die einjährige Mischlingshündin heißen – benannt nach Margenfelds Kontaktperson vor Ort, Suki Su, die selbst über 100 befreite Schlachthunde bei sich aufgenommen hat. „Im Moment baue ich in Deutschland ein Netzwerk auf, um gerettete Hunde in ein neues Zuhause vermitteln zu können“, erzählt der Tierfreund. Bereits an diesem Donnerstag fliegt Margenfeld für neun Tage nach China. „Chippen, impfen, anmelden, der Flug – das wird ein ziemlicher Aufwand und nicht gerade billig. Aber ich weiß, dass ich das richtige tue“, findet der Verbandsliga-Kicker. Rund 1200 Euro pro Tier müsse man alles in allem veranschlagen. Für sein Engagement verzichtet der Stammspieler jetzt sogar auf das Trainingslager mit seiner Mannschaft, das eigentlich zum Pflichtprogramm gehört. „Aber auch die Trainer haben Verständnis für mein Engagement“, versichert er.

„Mir geht es nicht um die Tatsache, dass Hunde in Asien zum Verzehr geschlachtet werden – so wenig wir das hier auch nachvollziehen können“, stellt Margenfeld klar. „Es geht um die grauenhaften Methoden, mit denen die Tiere dort zu Tode gefoltert werden.“ Besonders erschreckt habe ihn, dass die Methoden, mit denen die Hunde teilweise über Stunden qualvoll zu Tode gebracht werden, hierzulande überhaupt nicht bekannt sind. "Man findet keine Berichte, die die Brutalität in diesen Schlachthäusern klar benennen. Ich war selbst völlig geschockt", so der Fußballer. "Hier möchte ich ansetzen und diesen Missstand an die Öffentlichkeit bringen."

Homepage des Fördervereins: Animal Hope & Wellness - Förderverein
Aufrufe: 01.2.2017, 18:05 Uhr
Benjamin Resetz (BZ)Autor