2024-03-27T14:08:28.225Z

FuPa Portrait
Kevin Holzweiler (Mitte) beim  Trainingsstart der Viktoria. Foto: Dahmen
Kevin Holzweiler (Mitte) beim Trainingsstart der Viktoria. Foto: Dahmen

Schwindelerregendes Talent für die Viktoria

Technisch begabt, schnell, ehrgeizig: Der 21-jährige Kevin Holzweiler hat mit seinem neuen Klub große Ziele

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Köln. Irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, an dem die Eltern Mitleid bekamen mit ihrem Sohn und seinen heillos überforderten Gegenspielern. Einmal mehr hatte der kleine Kevin den vier Jahre älteren Jungen der anderen Mannschaft ins Leere laufen lassen, ihn einfach abgeschüttelt.

Kevin Holzweiler war damals gerade einmal fünf Jahre alt und durfte bereits in der E-Jugend der SpVg. Jackerath mitmischen. Dass der talentierte Bursche, der eigentlich noch bei den Bambini mitmachen sollte, im Anschluss recht schnell von der Bildfläche des Provinzklubs im Kreis Düren verschwand, hatte einen tieferen Grund: „Meine Eltern haben mir empfohlen, an einem Probetraining bei Borussia Mönchengladbach teilzunehmen“, erinnert sich Holzweiler 16 Jahre später.

Weniger das Training in der Fremde als ein anderes, für ein Kind nicht zu unterschätzendes Detail hat sich im Gedächtnis des gebürtigen Jülichers weitaus intensiver eingebrannt: „Ich kann mich erinnern, dass ich fürchterlich geweint habe, weil ich ja nicht mehr mit meinen Kumpels zusammen in einer Mannschaft kicken durfte“, erklärt der gerade einmal 1,64 Meter große Flügelspieler.

Am Ende konnte der Neuzugang des FC Viktoria Köln aber doch glücklich darüber sein, bei der Borussia untergekommen zu sein: Holzweiler spielte nämlich seit 2002 ohne Unterbrechung für den Klub vom Niederrhein, absolvierte Länderspiele für die deutsche U-15, U-17 und U-19-Nationalmannschaft und wurde in den Teams von populären Trainern wie Steffen Freund und Christian Ziege betreut.

Am Ende seiner Ausbildung im „Fohlenstall“ waren die Verantwortlichen von Borussia Mönchengladbach endgültig vom Talent des immer noch kleinen, dafür aber umso flinkeren Offensivspielers überzeugt – mit dieser Konsequenz: Kevin Holzweiler unterschrieb 2013 einen Profivertrag bei der Borussia mit einer Laufzeit von drei Jahren, der inzwischen in Titz lebende Jülicher sagt: „Das war natürlich unfassbar toll für mich. Zu jenem Zeitpunkt konnte ich noch gar nicht einschätzen, was es bedeutet, Profi eines solch populären Klubs zu sein.“

Zur Belohnung durfte Holzweiler fortan mit den Stars trainieren: Unter Gladbachs damaligem Trainer Lucien Favre nahm er es als 18-Jähriger mit Fußballern wie Marco Reus, dem Brasilianer Dante oder dem Schweizer Granit Xhaka auf, der jüngst zu Arsenal London gewechselt ist. Viktorias Neuverpflichtung lächelt, wenn er über die gemeinsame Zeit mit den Granden des Fußballs spricht: „Das waren alles sehr lustige und sympathische Jungs“, berichtet der beidfüßig starke Außenbahnspieler. „Natürlich hat man als junger Mann Respekt vor solch großen Fußballern, arrogant waren sie aber nie.“

Auch von seinem einstigen Coach Favre spricht der inzwischen 21-Jährige mit Ehrfurcht: „Herr Favre ist ein super Trainer, hat unglaublich viel Ahnung vom Fußball und war darüber hinaus stets ruhig und besonnen.“ Wobei es doch ein wenig überrascht, dass Holzweiler den Schweizer Trainer mit derlei Lobeshymnen überschüttet, denn: „Er hat mir auch gesagt, dass ich körperlich zulegen muss, um in der Bundesliga zu bestehen. Ich musste oft in den Kraftraum.“

Abgesehen von einigen Testspielen gegen den MSV Duisburg oder den 1.FC Kaiserslautern konnte der schnelle Dribbler den Traum von der Bundesliga noch nicht realisieren; gleichwohl hat er das Abenteuer „Profifußball“ noch nicht ad acta gelegt: „Für mich ist die kommende Saison mit der Viktoria unheimlich wichtig“, gesteht Holzweiler, dessen Stärken naturgemäß nicht unbedingt im Kopfballspiel liegen. „Auf jeden Fall traue ich mir in meiner Karriere noch so einiges zu.“

Nachdem aus einem möglichen Engagement bei Zweitliga-Absteiger FSV Frankfurt in der vergangenen Winterpause nichts geworden war, erhielt nun der Regionalligist Viktoria Köln den Zuschlag. Kevin Holzweiler verfolgt durchaus ambitionierte Ziele mit seinem neuen Klub: „Ich freue mich unheimlich, für die Viktoria spielen zu dürfen. Und aufsteigen möchte ich natürlich am liebsten auch.“

Kevin Holzweiler ist zwar älter geworden und gereift, hat aber eines nicht verlernt: seine Gegenspieler schwindelig zu spielen. So wie einst als Fünfjähriger bei der SpVg. Jackerath.

Aufrufe: 08.7.2016, 22:08 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger/Oliver LöerAutor