Schönbergs Spiel auf Zeit

„Ich gehe davon aus, dass wir die Unterlagen einreichen werden“, sagte gestern Wilfried Rohloff, Vorsitzender des FC 95. Für diese Ligen melden bedeutet zwangsläufig aber nicht, dass in der kommenden Spielzeit der derzeit zweitbeste Fußballclub in Mecklenburg-Vorpommern auch in Liga 4 oder 5 antreten wird. Wenn der Club letztlich doch noch einen Rückzieher machen muss oder will, „kann er dies bis zur Präsidiumstagung am 23. Juni machen, ohne mit einer Geldstrafe des Verbandes rechnen zu müssen“, sagt Wilfried Riemer, Leiter des Spielbetriebs des NOFV.

Wenn der FC 95 innerhalb der kommenden 20 Tage nicht die Unterlagen einreicht, dann ist die Tür für Regionalliga- oder Oberliga-Fußball definitiv zu. Die soll aber offen bleiben. Auch für mögliche Sponsoren, die nach dem 6. April noch aktiv werden könnten, so Vereins-Boss Rohloff. Ohne genügend Sponsorengeld kein ausreichender Etat, um eine konkurrenzfähige Regionalliga-Mannschaft zu unterhalten. So einfach die Formel, so mühevoll scheint es beim FC 95 zu sein, das nötige Geld für eine dritte Regionalliga-Saison aufzutreiben. Besonders, nachdem der ortsansässige Hauptsponsor Palmberg angekündigt hat, sein finanzielles Engagement stark herunterzufahren und die Jugendarbeit statt Viertliga-Fußball in den Fokus zu nehmen.

Sportlich hat der FC 95 seine Daseinsberechtigung in der Regionalliga wieder unter Beweis gestellt, belegt derzeit mit 30 Punkten Platz 10. Was passiert aber, wenn der Verein aus finanziellen Gründen doch aus eigenen Stücken den Startplatz in Regional- und Oberliga nicht wahrnimmt? Dann muss der Fußball-Landesverband MV über die Klassenzugehörigkeit entscheiden. Laut jetziger Spielordnung würde das einen Neustart in der Landesklasse bedeuten. In der Vergangenheit wurde auch schon anders entschieden. So wurde der FC Neubrandenburg nach seinem Oberliga-Rückzug vergangenen Sommer in der Verbandsliga eingeordnet.

Die derzeitige Reserve des FC 95 spielt derweil in der Landesliga, könnte sich sportlich sogar für die Verbandsliga qualifizieren. Bedeutet: Fußball in Liga sieben oder sechs könnte auch weiterhin in Schönberg gespielt werden – wenn gewollt und die „Zweite“ zur „Ersten“ mutiert.

Beim Spiel auf Zeit gibt es für den FC Schönberg 95 viele Unbekannte. Eine davon: die Mannschaft. Fast alle Verträge der Regionalliga-Kicker laufen zum Saisonende aus. Je später die Gespräche, um so schwieriger, ein Team auf die Beine zu stellen. „Sportlich leisten wir unseren Beitrag dafür, dass es zukünftig auch in Schönberg Regionalliga-Fußball geben kann“, sagt Trainer Axel Rietentiet, dessen Kontrakt schon vor Monaten verlängert wurde. Bricht der Viertliga-Fußball in Schönberg weg, ist er sich sicher, „wäre das für die Region und die ehrgeizige Mannschaft sehr schade.“

Bis eine Entscheidung fällt, wird aber weiter Fußball in der vierthöchsten deutschen Spielklasse in Schönberg geboten. Nächster Gegner ist am Sonntag, 13 Uhr, die U23-Mannschaft von RB Leipzig. Für dieses Team ist es aber der letzte Regionalliga-Auftritt in Mecklenburg. Der Verein hat das Ausscheiden der Bundesliga-Reserve für das kommende Spieljahr schon lange beschlossen und verkündet.