"Schön ist die Party erst, wenn es um 6 Uhr hell wird"

Herr Braun, der Erfolg im Topspiel gegen den Verfolger aus Spremberg war der achte Sieg in Folge. Haben Sie zurzeit einen Lauf?

Was heißt einen Lauf? Wir haben das Spielsystem ein bisschen umgestellt, hatten eine gute Vorbereitung und es ziehen alle mit. Ich habe fast immer alle Spieler im Training. Das macht sich bemerkbar. Gerade auch zuhause. Wir haben zwar auch gute Auswärtsspiele gemacht, aber wir sind jetzt seit 11 Spielen in der Liga und im Pokal ungeschlagen. Den letzten Punktverlust hatten wir im Vorbereitungsspiel gegen die SG Burg. Das putscht die Jungs auf.

Die Brust wird immer breiter.

Sie haben Selbstvertrauen und spielen teilweise auch ganz ordentlichen Fußball.

Ist die Zielstellung also jetzt erstmal oben bleiben?

Ja, unser Ziel ist es, die Position zu verteidigen. Hätte Spremberg gewonnen, wären wir trotzdem oben geblieben durch das bessere Torverhältnis. Jetzt kommen aber auch noch schwere Spiele. Und wir sind die Gejagten. Nächste Woche spielen wir in Saspow, das ist ganz eklig auf dem kleinen Platz. Dann haben wir Kahren zuhause und dann im Pokal den SC Spremberg. Es freut mich, dass wir gegen eine Landesklasse-Mannschaft zuhause spielen können. Deswegen müssen wir von Woche zu Woche sehen.

In den letzten beiden Jahren war Fichte schon immer nah dran am Aufstieg. Was hat sich diese Saison im Vergleich dazu geändert?

Letztes Jahr waren wir bis auf zwei Punkte an Guhrow dran. Dann kam das verlegte Spiel gegen Guben Nord II auf einem Mittwoch. Es endete 0:0, aber das hat nicht gereicht. Wir hätten gewinnen müssen. Da war ein Knick und die Luft raus. Wenn du oben bist, warum sollte man nicht auch den Schritt nach oben machen? Ich sehe die Landesklasse als nicht unbedingt viel besser an.

Der Aufsteiger Guhrow zeigt das im Moment.

Das zeigen Guhrow und auch Döbern. Was du natürlich in der Landesklasse nicht haben wirst, sind solche Verhältnisse rund um den Platz wie heute. Wir haben in unseren drei Heimspielen einen Schnitt von 150 Zuschauern. Das hast du in der Landesklasse natürlich nicht.

Sportlich passt es, aber die Liga ist nicht attraktiv genug.

Nein, attraktiv ist es nicht. Die Kreisoberliga ist gut und du hast fast jede Woche ein Derby. Kunersdorf war aber schonmal drei Jahre in der Landesklasse, warum also nicht wieder? Ich sehe das ganz entspannt. Wir spielen unseren Stiefel runter. Man muss auch sehen, wie die Reaktion bei der ersten Niederlage ist. In Saspow kannst du zum Beispiel einen ganz schlechten Tag haben und verlierst. Dann schauen sich erstmal alle an. Wichtig ist gerade bei den Sonntagsspielen auch die Vorbereitung auf das Spiel. Es sind alles junge Menschen, die wollen am Samstagabend weggehen. Ich persönlich würde deswegen nur samstags spielen, dann können sie Abends die Sau rauslassen. Wenn du sonntags spielst, kannst du es nicht immer beeinflussen, was sie machen. Ich versuche es zwar, aber ...

...der Trainer hat doch nicht immer das letzte Wort.

Ich sage immer: Es ist von jedem Einzelnen und der Gruppe die Eigenverantwortung. Ich sehe es nach zehn Minuten, wer richtig dabei ist und wer nicht. Dann scheue ich mich auch nicht, einen nach einer Viertelstunde runterzuholen. Das funktioniert so nicht. Dann sollen sie mir lieber vorher sagen, dass es nicht geht, dann lasse ich einen anderen spielen.

Die Truppe ist inzwischen eine gestandene Mannschaft. Da könnte auch das Team reagieren.

Ja, aber irgendwo ist doch immer eine Party. Gerade jetzt um die Zeit. Ab nächster Woche ist 13 Uhr Anstoß. Zu unserer Zeit war eine Veranstaltung spätestens um 24 Uhr beendet. Heute geht es da erst los. Wenn du um 23 Uhr kommst, wirst du blöde angekuckt. Und schön ist es erst, wenn es um 6 Uhr hell wird und du nach Hause gehst. Das funktioniert aber nicht, wenn du um 13 Uhr oder 14 Uhr wieder Fußball spielst, egal in welcher Klasse.

Letzten Endes ist es aber trotzdem nur Hobby für alle.

Natürlich, aber ich sehe das beim Training: Alle sind immer da, keiner hat irgendwelche Ausreden. Sie wollen Erfolg haben und dafür muss jeder auch alles tun. Das versuche ich ihnen immer wieder klar zu machen. Wenn du so eine Serie hast, brauchst du es eigentlich nichts mehr zu sagen. Gerade wenn es so läuft, will jeder mitschwimmen auf der Welle. Mal sehen, wenn es nicht so läuft. Da hat die Oma dann zum dritten Mal den 80. Geburtstag.

Mit Michael Braun sprach Sven Bock.