2024-05-10T08:19:16.237Z

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Ferdinand Glaser ist in der Nacht zum gestrigen Dienstag unerwartet verstorben.  Foto: Archiv
Ferdinand Glaser ist in der Nacht zum gestrigen Dienstag unerwartet verstorben. Foto: Archiv

Schlusspfiff für "Bernd Beinschuss"

Ex-Fußballprofi und MZ-Autor Ferdinand Glaser verstarb völlig unerwartet drei Wochen nach seinem 60. Geburtstag in einem Regensburger Krankenhaus

Erst vor drei Wochen feierte Ferdinand Glaser seinen 60. Geburtstag. Zu diesem Anlass blickte die MZ auf sein erfolgreiches Sportlerleben zurück, um ihren auch als "Bernd Beinschuss" bekannten Autor an der von ihm selbst initiierten ,,Wall of Fame" zu verewigen. Doch wie ein Lauffeuer verbreitete sich jetzt die Nachricht vom plötzlichen Tod des Ex-Fußball-Profis: Völlig unerwartet ist Ferdinand Glaser in der Nacht zum Dienstag in einer Regensburger Klinik verstorben.

Unter dem Titel ,,Alles super" hatte "Bernd Beinschuss" noch am Samstag die Leser der Mittelbayerischen Zeitung mit seiner Kolumne unterhalten und sie mit einem Zitat von Minette Walters begonnen: ,,Würde es Ihnen etwas ausmachen, Ihre Gedanken mit ins Grab zu nehmen?"

Zwar war Ferdinand Glaser seit einiger Zeit gesundheitlich angeschlagen, doch niemand konnte ahnen, dass er viele der Ideen, die oftmals geradezu aus ihm sprudelten, mit ins eigene Grab nehmen würde. Zu diesen Idee gehörte auch die ,,Wall of Fame", an der inzwischen rund 50 sportliche Aushängeschilder der Region ihren Platz gefunden haben. Ferdinand Glaser hat sie seit 2007 allesamt porträtiert, wobei es ihm stets um den Menschen und nicht um Erfolge ging. Dabei den richtigen Draht zu finden, war für den Sportler mit Leib und Seele nie ein Problem.

Sein Sportlerleben begann der gebürtige Fronberger Ferdinand Glaser beim örtlichen ASV, wobei schnell sein Talent zum Ball deutlich wurde: zunächst im Tischtennis, wo er Bayerischer Sonderklassenspieler und 1972 mit der Jugend Bayerischer Mannschaftsvizemeister wurde, dann im Fußball, wo er früh vom FC Amberg entdeckt wurde. Doch eine Verletzung ließ den exzellenten Techniker zunächst zu seinem Heimatverein Fronberg zurückkehren, ehe er viele Jahre für den 1. FC Schwandorf spielte.

1980 wechselte er zuerst zu den Amateuren seines Lieblingsvereins FC Nürnberg, 1981 dann zu den Profis. Vier Bundesliga-Spiele krönten seine Karriere; unter anderen beim 1:1 der Nürnberger gegen den großen FC Bayern 1981 im Münchner Olympiastadion war er dabei und überzeugte als Gegenspieler von Paul Breitner. Es folgte der Wechsel zum Zweitligisten SpVgg Fürth, ehe der gelernte Industriekaufmann beim FC Amberg seine aktive Laufbahn beendete.

Erfolgreiche Jahre als Trainer schlossen sich an: So schaffte er mit dem FC Schwandorf den Durchmarsch von der Bezirks- in die Landesliga und klopfte mit dem FC Linde Schwandorf sogar ans Tor zur Bayernliga. Neben Tischtennis und Fußball spielte der ,,Ferdl" erfolgreich Tennis: Mit der Jungseniorenmannschaft des FC Schwandorf gelang ihm der Aufstieg in die Gruppenliga, was in etwa der Bayernliga entspricht.

Ein bewegtes Sportler-Leben

Fast wie ein Adelstitel sei das Prädikat ,,Bundesliga-Profi" gewesen, sagte Ferdinand Glaser im Vorfeld seines 60. Geburtstags. Zur Bekanntheit kamen Anerkennung und Beliebtheit: bei vielen Freunden, in der Welt des Sports, bei den Menschen seiner Heimat, der er immer verbunden blieb: Ihnen allen wird "Bernd Beinschuss" fehlen.

Immer, wenn ein Ball dabei ist, dann war es ein Sport für Ferdinand Glaser. In seiner Jugend war er als Tischtennisspieler bekannter wie als Fußballer: Er war Bayerischer Sonderklassenspieler und wurde Vizemeister der Jugend im Freistaat mit dem ASV Fronberg. Aber mit dem Tischtennis machte er Schluss, als er 1971 zum Fußball-Landesligist FC Amberg wechselte. In bester Erinnerung war ihm da noch das Spiel zur Stadion-Einweihung gegen den FC Bayern München. In der Halbzeitpause wurde er ausgewechselt - wie Franz Beckenbauer, der am Abend ins ,,Aktuelle Sportstudio" musste. ,,Die schnellste Dusche seines Lebens" sei es in Anwesenheit von ,,Kaiser Franz" gewesen.

Die ,,klassische Nummer 10"
Das war die erste Begegnung mit dem großen Fußball - und vorerst auch die letzte. Denn nach einer Verletzung kehrte er zu seinem ASV Fronberg zurück, bis er von seinem Chef beim Bundesgrenzschutz, Alfred Otto, zum FC Schwandorf gelockt wurde. Ferdinand Glaser war die ,,klassische Nummer 10": technisch stark, schussstark, mit viel Übersicht. Und mit einem Image behaftet, das guten Technikern oftmals anheftet: Weil vieles bei ihnen so einfach, so leicht aussieht, sagt man ihnen nach, trainingsfaul zu sein und sich nicht quälen zu wollen.

Immer wieder spielte der 1. FC Schwandorf in dieser Zeit gegen die Amateure des FC Nürnberg, die der legendäre Fritz Popp trainiert. Dieser will Ferdinand Glaser mehrfach zum ehemaligen Deutschen Rekordmeister locken, doch zunächst vergeblich. Erst 1980 wechselte der Fronberger dann doch zu seinem Traumverein, obwohl er vom TSV 1860 München und der SpVgg Fürth vergleichbare Angebote hat. Aber Glaser macht erst den kleinen Schritt zu den Amateuren des FC Nürnberg, weil er nach dem Ausscheiden beim Bundesgrenzschutz noch eine Berufsfördermaßnahme am Laufen hat.

Den großen Schritt zu den Profis in die Bundesliga, den er 1981 tut: Doch im Kader von Trainer Udo Klug sind viele namhafte Stars wie Torwart Rudi Kargus, Reinhold Hintermaier, Dieter Lieberwirth, Alois Reinhardt, Herbert Heidenreich, Wolfgang Frank - und auch Richard Vollath, der als Bayernliga-Torschützenkönig vom VfL Frohnlach nach Nürnberg kommt. Hat Glaser dort überhaupt eine realistische Chance auf einen Stammplatz? Zunächst nicht, erklärt ihm der Trainer, weil er die teuren Spieler nicht einfach draußen lassen kann. Aber nach 1:11 Punkten und einer Gelb-Sperre von Norbert Eder kommt doch die Chance: Mit Glaser gelingt der erste Saisonsieg über Arminia Bielefeld. Und beim nächsten Spiel ist der Fronberger wieder in der Startelf: Vor 64000 Zuschauer im Münchner Olympiastadion gegen FC Bayern. Er spielt gegen Paul Breitner, das Duell endet unentschieden, das Spiel 1:1. Und doch werden es nur noch zwei weitere Bundesliga-Spiele für Glaser. Denn Nürnberg muss seinen Kader verschlanken, will Glaser und Vollath nach Klagenfurt abschieben, die vor Ort keine Zukunft für sich sehen. Als Glaser Trainer Klug zur Rede stellt, nachdem dieser den Medien falsche Infos über angebliche Gehaltsforderungen der beiden Spieler in Klagenfurt zuspielte, war der Weg in das Bundesliga-Team endgültig verwehrt. Hätte seine Ehefrau Clothilde nicht am Vortag des Dreikönigsfestes 1982, als er nach New York fliegen wollte, um sich eine Offerte des amerikanischen Hallensoccerteams Memphis America anzusehen, einen Rückzieher gemacht, wäre Glaser vielleicht zu ganz anderem Ruhm gekommen.

Der Fußball öffnete viele Türen
So aber folgte er am Saisonende dem Ruf von Trainer Franz Brungs zur SpVgg Fürth in die 2. Bundesliga und beendete seine Spielerkarriere beim FC Amberg, ehe er als Trainer erfolgreich für mehrere Vereine in der Region Schwandorf arbeitete.

Aufrufe: 019.8.2014, 15:11 Uhr
Andreas AllacherAutor