2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Ben Penzkofer (li.) und Markus Rainer sollen den TSV Bogen zum Klassenerhalt in der Bayernliga Süd führen. F.:FuPa
Ben Penzkofer (li.) und Markus Rainer sollen den TSV Bogen zum Klassenerhalt in der Bayernliga Süd führen. F.:FuPa

Schiefgehen? »Wir haben nichts zu verlieren«

Bogens junge Trainernovizen Benjamin Penzkofer (26) und Markus Rainer (29) stehen im zweiteiligen FuPa-Interview ausführlich Rede und Antwort +++ Teil 1: Rückblick auf eine turbulente Herbstrunde

So war das alles nicht geplant: Als Sepp Beller im September völlig überraschend in Bogen seinen Hut nahm, musste eine Lösung für den vakanten Trainerposten her. Die Köpfe rauchten unterm Bogenberg und am Ende entschieden sich die Verantwortlichen um Klubboss Franz Hilmer für eine interne Lösung: Markus Rainer (29) und Benjamin Penzkofer (26) sollen es richten. Die beiden haben turbulente Monate hinter sich. In der Wintervorbereitung haben sich die Trainernovizen nun Zeit für ein längeres Gespräch mit FuPa genommen. Im ersten Teil des großen Interviews lassen wir die ereignisreiche Herbstrunde Revue passieren.

FuPa: Der 17. September wird euch sicherlich im Gedächtnis geblieben sein: 1:6-Heimpleite gegen den TSV Rain. Trotz der Klatsche kam es für Außenstehende völlig überraschend, dass Sepp Beller die Konsequenzen zog und sofort nach Spielende seinen Hut nahm. Wie war`s für euch?
Ben Penzkofer (26):
Es kam auch für mich fast wie aus dem Nichts. Vorm Spiel hätte ich das nie gedacht, egal wie es ausgeht. Die Ansprache war ganz normal. Spätestens nach der Halbzeit hatte ich aber dann schon eine Vorahnung. Ich stand an der Seitenlinie, Sepp saß auf der Bank und hat vielleicht noch drei Sätze gesagt.

Es war also eine Bauchentscheidung ohne Vorankündigung.
Ben Penzkofer:
Kann man so sagen. Sepp hat zwar mir gegenüber immer mal wieder angedeutet, einige Spieler wären nicht Bayernliga-tauglich; der Meinung war er zum Schluss über den kompletten Kader. Im Training oder bei den Ansprachen deutete aber eigentlich überhaupt nichts darauf hin, dass er hinschmeißen würde.

Markus Rainer (29):
Ich bin ja erst kurz davor aus dem Krankenhaus gekommen und hab deshalb beim Spiel gegen Rain nur zugesehen. Ich hatte schon in der ersten Halbzeit das Gefühl, heute passiert noch was. Ein weiterer verletzter Spieler von uns stand neben mir und zu ihm hab ich gesagt: Wirst sehen, der Sepp wirft heute noch hin. Ich kenn ihn schon ein wenig länger und hab ihm das angemerkt, dass da was im Busch war. Ich glaube, er hatte im Vorfeld schon mit einem Rückzug spekuliert und die hohe Pleite gegen Rain war dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Der Start war gar nicht schlecht. Am vierten Spieltag habt ihr überzeugend in Heimstetten gewonnen. Da dachten alle, die Bogener haben heuer das Zeug, oben mitzumischen. Warum kam`s dann zum Knacks?
Markus Rainer:
Eine anfängliche Euphorie war unverkennbar: Neuer Trainer, neue Spieler, kein schlechter Start. Ich denke, der Hauptgrund, warum es dann nicht mehr lief, war die Relegation. Wir konnten kaum regenerieren. Ich persönlich hatte eine Woche Sommerpause. Mir war dann schon fast klar, dass wir früh einbrechen werden. Das hat sich dann auch im August bzw. September bestätigt.

Die Vereinsführung hat sich dann dazu entschlossen, euch beiden das Vertrauen auszusprechen. Wie groß war die Umstellung für euch, plötzlich an vorderster Front zu stehen?
Ben Penzkofer:
Für mich war die Umstellung nicht ganz so krass, ich war ja auch vorher schon Co-Trainer und kenne den Großteil des Kaders schon länger. Aber klar, vom medialen Interesse und von der Aufmerksamkeit, die einem zuteil wird, ist das schon brutal.

Markus Rainer: »Es steckt schon enorm viel Arbeit dahinter, was ich in der Form nicht unbedingt gedacht hätte. «

Markus Rainer: Ich hab ja nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich irgendwann mal Spielertrainer machen möchte. Dass es dann aber so schnell geht, hätte ich mir auch nicht träumen lassen und war brutal überraschend. Ich hab am Sonntag nach dem Spiel den Anruf bekommen. Das Telefonat dauerte keine zwei Minuten. Für mich war klar, dass ich es mache. Es steckt schon enorm viel Arbeit dahinter, was ich in der Form nicht unbedingt gedacht hätte. Es ist sehr anstrengend. Als Kapitän bist du auch in der Verantwortung, aber als Trainer ist der Druck noch einmal ungleich höher. Vor allem wenn man in Tabellenregionen wie wir angesiedelt ist. Aber es macht immer noch bissl Spaß (lacht).

Wie sind die Kompetenzen unter euch aufgeteilt? Wer macht das Training und wer peitscht die Mannschaft zum Beispiel vor einem Spiel ein?
Ben Penzkofer:
Grob skizziert: Ich bin für die taktische Ausrichtung zuständig, Markus ist dann der Motivator, der der Mannschaft vorm Spiel noch einmal einheizt.

Markus Rainer:
Um ehrlich zu sein, wir haben das eigentlich nie groß abgesteckt, wer was macht. Wir gehen rein in die Kabine, einer fängt an, der andere macht weiter. Die Spieler finden`s gut. Aber stimmt schon, Ben ist für die taktischen Sachen zuständig, da bin ich auch mal ruhig. Mein Part ist eben kurz vorm Spiel, da wird`s schon auch lauter (schmunzelt).

Ben Penzkofer: »Ich müsste schon lügen, wenn ich behaupten würde, ich wäre vor dem Derby in Hankofen nicht nervös gewesen.«

0:1 in Gundelfingen, 2:5 zuhause gegen die Profireserve des SSV Jahn. Euer Start ging in die Hose. Hattet ihr Angst, das Ganze könnte komplett schiefgehen?
Ben Penzkofer:
Wir haben nichts zu verlieren - so sind wir an die ganze Sache rangegangen. Wenn einem so erfahrenen Trainer wie Sepp Beller acht Spiele hintereinander kein Sieg gelingt, kann uns im Endeffekt nicht viel passieren. Viele Stimmen von außen haben gemeint, wir würden jetzt ohnehin absteigen. Klar, wir haben dann die ersten beiden Spiele verloren und ich müsste schon lügen, wenn ich behaupten würde, ich wäre vor dem Derby in Hankofen nicht nervös gewesen.

Markus Rainer:
Wir haben uns auf die beiden Gegner akribisch vorbereitet. Die 0:1-Pleite in Gundelfingen war völlig unnötig, so ein Spiel dürfen wir nie und nimmer verlieren. Gegen den SSV Jahn II hatten wir das Pech, dass von den Profis Markus Ziereis dabei war, der uns gleich mal vier Buden eingeschenkt hat. Aber das Spiel haben wir auch zu Recht verloren, keine Frage. Das Derby in Hankofen kam dann zum richtigen Zeitpunkt. Jeder wusste, worum es geht. Es war ein verdammt gutes Gefühl, endlich wieder mal ein Spiel zu gewinnen.

Ben, du hast die C-Lizenz. Markus, du hast noch keinen Schein erworben. Wie schaut`s in der Hinsicht aus, wollt ihr euch in diesem Jahr fortbilden?
Markus Rainer:
Da muss ich ehrlich sein, da sieht`s bei mir in diesem Jahr ganz schlecht aus. Ich habe zuhause einen Betrieb zu führen und werde zudem heiraten. Das klappt heuer einfach nicht. Ich persönlich finde es aber auch gar nicht so wichtig, ob man nun eine Lizenz hat oder nicht. Ich hatte in meiner Laufbahn schon einige Trainer, habe gute, aber auch schlechte Erfahrungen machen können. Ich traue es mir zu, ohne Lizenz weiterzumachen. Ohnehin wird das mit den Lizenzen für mich ein wenig zu sehr aufgebauscht. Ich weiß nicht, wo das enden soll.

Ben Penzkofer:
Ich hätte eigentlich im Oktober den nächsten Lehrgang gehabt und hatte es sogar Sepp schon mitgeteilt, dass ich eine Woche nicht da sein werde. Naja, bekanntlich kam`s ja ein wenig anders und ich hab dann den Termin abgesagt.


Im zweiten Teil des Interviews wirft FuPa mit Markus Rainer und Benjamin Penzkofer einen Blick auf die mehr als schwierige Vorbereitung auf der Teerstraße, das Sturm-Problem und warum der TSV Bogen nicht absteigen wird.





Aufrufe: 014.2.2017, 09:15 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor