2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Hofft aufs Zustandekommen des SRG-Neulingskurs 2017: Nikolaus Stetter. Foto: pr
Hofft aufs Zustandekommen des SRG-Neulingskurs 2017: Nikolaus Stetter. Foto: pr
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"Schiedsrichterausbildung wirkt persönlichkeitsbildend"

Der stellvertretende Schiedsrichter-Obmann Nikolaus Stetter über den geplanten Neulingskurs in Kressbronn – Infoabend am 30. Januar, 18.30 Uhr

Friedrichshafen / sz - Am 30. Januar startet der Neulingskurs 2017 für Schiedsrichteranwärter im Bildungszentrum der Parkschule Kressbronn. Im Vorfeld unterhielt sich Peter Schlefsky mit Nikolaus Stetter von der Schiedsrichtergruppe (SRG) Friedrichshafen.

Wie ist die Schiedsrichtergruppe Friedrichshafen im Vergleich zu den benachbarten SRG Ravensburg und SRG Wangen aufgestellt?

Vor allem die Kollegen in Ravensburg haben derzeit ein Problem. Dort kann ein Teil der Spiele nicht besetzt werden und muss durch andere SRG übernommen werden. Im Zuständigkeitsbereich von Wangen schaut es dagegen extrem gut aus. Da mussten Interessenten an einem Schiedsrichter-Neulingskurs teilweise sogar abgewiesen werden. In Friedrichshafen sind wir aktuell in der Lage, Spiele während der laufenden Saison bis hinab zur E-Jugend durchgängig zu besetzen. Damit sich das auch kurz- und mittelfristig die Waage hält, brauchen wir den Neulingskurs mit 15 bis 20 Kandidaten. Dieser soll zum Ende des Monats starten. Somit können wir die jährlichen Abgänge in etwa ausgleichen.

Da schaut es jedoch im Moment bei den Anmeldezahlen noch nicht besonders gut aus. Ist das Zustandekommen des Neulingskurses gefährdet? Wo liegen die Gründe im mangelnden Interesse?

Stand Wochenende haben wir acht verbindliche Anmeldungen vorliegen. Das ist zu wenig, denn wir benötigen mindestens 15 Neuanmeldungen. Was die Gründe anbelangt, sind wir selbst am Rätseln. Bereits beim SRG-Vereinsforum im Oktober, welches wir zeitlich extra von November auf Oktober vorverlegt hatten, war die Resonanz vonseiten der Vereine sehr verhalten. Dass wir bislang so wenig Resonanz auf den Neulingskurs haben, könnte vielleicht auch damit zusammenhängen, dass wir uns als Häfler Schiedsrichtergruppe den sozialen Medien bislang zu wenig gestellt haben. Das wäre, ergänzend zur Homepage und dem WFV-Postfach, eine Möglichkeit, vor allem an jüngere Leute heranzukommen.

Liegt die Schwierigkeit nicht auch darin begründet, dass der Stellenwert des Schiedsrichters bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht mehr so hoch ist?

Schule, Abitur, Studium, Hobbys und Freund oder Freundin haben für junge Menschen Vorrang. Hinzukommt, dass viele von ihnen selbst aktiv am Wochenende spielen. Damit tritt das Leiten von Fußballpartien als Unparteiischer zwangsläufig in den Hintergrund, man kriegt zeitlich einfach nicht alles unter einen Hut.

Was wären generell Einstiegsmöglichkeiten und Chancen dafür, ins Schiedsrichterwesen einzusteigen?

Für die Jüngeren ist es natürlich das Taschengeld, das man sich als Unparteiischer im Jugendbereich aufbessern kann. Nicht zuletzt bietet sich aber für all diejenigen, die fußballerisch als Spieler schnell an ihre Grenzen stoßen, die Möglichkeit, in höhere Spielklassen eingesetzt zu werden. Darüber hinaus kann man sich durchs Schiedsrichtern körperlich fit halten. Nicht zuletzt wirken die Schiedsrichterausbildung und die Spielleitung persönlichkeitsbildend, von der Eigenorganisation über Entscheidungsfreudigkeit, Schulung der Konzentrationsfähigkeit sowie Verantwortungsbewusstein. Für Ältere und ehemalige Spieler bietet das Pfeifen eine gute Einstiegsmöglichkeit, um wieder aktiv am Spielgeschehen mitwirken zu können. Und schließlich hat man mit der Schiedsrichterlizenz die kostenlose Eintrittskarte für alle Bundesligaspiele, in München sogar für die Championsleague.

Wie ist der Neulingskurs, der Ende Januar startet und rund drei Wochen dauert, aufgebaut?

Beim Informationsabend stellt sich zunächst die SRG Friedrichshafen selbst vor. Es wird über die ganze Bandbreite der Aus-, Weiter- und Fördermöglichkeiten für Unparteiische informiert. Danach wird ein erster Einblick über die Lernziele des Regelkurses gewährt, insbesondere auch hinsichtlich Umgang mit körperlicher und verbaler Gewalt. Die Inhalte werden an den folgenden Lehrabenden auch anhand zahlreicher Fallbeispiele vermittelt und vertieft. Wir sagen jedoch bei der ersten Zusammenkunft in Kressbronn auch ganz konkret, was wir von den Interessierten für ihre künftige Schiedsrichtertätigkeit erwarten.

Umstrittene Abseitsentscheidungen gibt es nicht nur in der Landesliga und höher. Wann wird der neutrale Linienrichter in den Bezirks- und Kreisligen der WFV-Region Bodensee eingeführt?

In Vorarlberg und Bayern ist das meines Wissens schon lange Standard. Und die Dreier- oder Viererkette wird nicht nur im höheren Amateurfußballbereich gepflegt. Angesichts der angesprochenen Problematik und der dadurch fehlenden Zahl von Schiedsrichtern ist das für uns hier jedoch nicht zu leisten.

Aufrufe: 017.1.2017, 20:43 Uhr
Schw�bische Zeitung / Von Peter SchlefskyAutor