2024-04-19T07:32:36.736Z

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In der Bundesliga ist das Freistoßspray bereits seit Oktober im Einsatz. Nun wird der Bayerische Fußball-Verband die Schiedsrichter in der Regionalliga mit den Dosen ausstatten. Zudem plant der BFV weiter. Auch in der Bayern- und Landesliga wird es wohl bald schäumen.  Foto: dpa
In der Bundesliga ist das Freistoßspray bereits seit Oktober im Einsatz. Nun wird der Bayerische Fußball-Verband die Schiedsrichter in der Regionalliga mit den Dosen ausstatten. Zudem plant der BFV weiter. Auch in der Bayern- und Landesliga wird es wohl bald schäumen. Foto: dpa

Schäumt es bald auch in der Region?

Schiedsrichter werden in naher Zukunft wohl in der Bayern- und Landesliga mit dem Freistoßspray anrücken +++ Manche Vereinsvertreter sind skeptisch, andere nehmen es mit Humor

Nach der Winterpause schäumt es in der Regionalliga Bayern. Wie der Bayerische Fußball-Verband mitgeteilt hat, werden Schiedsrichter zum Beginn der Rückrunde das Freistoßspray einsetzen. In der Bundesliga rücken sie bereits mit den Dosen an. Leicht verächtlich ist oft von Rasierschaum auf dem Fußballplatz die Rede. Verbands-Schiedsrichterobmann Walter Moritz ist aber davon überzeugt, dass die weiße Masse auch im Amateurbereich von Vorteil sein wird: „Mit dem Freistoßspray gibt es keine Diskussionen mehr über den richtigen Mauerabstand. Das erleichtert die Arbeit der Schiedsrichter.“

Aufwand und Nutzen stehen seiner Meinung nach in einem „vernünftigen Verhältnis“. Zudem denkt der Verband schon weiter: Sollte sich das Pilotprojekt bewähren, kann sich der Vorsitzende des Schiedsrichter-Ausschusses zukünftig auch einen Einsatz in der Bayern- und Landesliga vorstellen.

Bei den Vereinen in der Region gehen die Meinungen auseinander, ob eine Einführung sinnvoll ist. Josef Kigle, Vorstand Spielbetrieb beim TSV Aindling, sagt: „Ich glaube nicht, dass das noch aufzuhalten ist, die wollen das unbedingt durchdrücken.“ Seiner Meinung nach sollten nicht ständig neue Verordnungen und Regeln von Verbandsseite eingeführt werden. „Man muss den Fußball nicht dauernd verändern“, sagt er. Der Einsatz des Sprays sei durchaus hilfreich für die Schiedsrichter. „Das nimmt ein bisschen die Hektik aus dem Spiel.“ Kigle fragt sich jedoch, wer die Kosten trägt. „Am Ende zahlen immer die Vereine, das ist das, was mich stört.“

Beim Bayerischen Fußball-Verband heißt es, dass das Freistoßspray über die Abgabe der Regionalligisten an den Verband bezahlt wird. Ein Sprecher betont: „Die Kosten bleiben also im entsprechenden Ligakontext, es wird somit kein anderer Verein an den Kosten beteiligt.“ Die Abgabe sei auch nicht erhöht worden.

Der Bayernligist FC Pipinsried hat gute Chancen, am Ende der Saison in die Regionalliga aufzusteigen. Derzeit überwintert das Team auf dem ersten Tabellenplatz. Rasierschaum auf dem kostbaren Rasen von Konrad Höß? Der FCP-Präsident ist nicht beunruhigt, vielmehr sagt er: „Ich sehe das als lustige Geschichte.“ Bei Bundesliga-Partien, die er im Fernsehen verfolgt hat, sei es immer wieder zu kuriosen Szenen gekommen. Zum Beispiel sei einem Schiedsrichter die Dose aus der Halterung gerutscht. „Der hat dann fieberhaft danach gesucht“, sagt Höß mit einem Schmunzeln. Ob der Einsatz wirklich sinnvoll ist, bezweifelt der FCP-Präsident. Er habe beobachtet, dass die Spieler in der Mauer meist weiterhin etwas nach vorne hüpfen.

In einer Mitteilung des BFV von Januar heißt es, dass sich in der Bundesliga die Anzahl der Freistoßtore seit der Einführung des Sprays Mitte Oktober fast verdoppelt hat. Höß ist davon zwar nicht überzeugt, hat aber grundsätzlich nichts gegen die Einführung einzuwenden. „Man muss es halt in Kauf nehmen.“

Es gibt aber auch Vereinsvertreter, die Vorteile sehen. Robert Lindermeier, Sportlicher Leiter beim FC Affing, sagt: „Ich stehe dem grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber.“ Eine zusätzliche finanzielle Belastung für die Vereine fürchtet er nicht. Für den Schiedsrichter sei der Einsatz eine Erleichterung. Er glaubt, dass die Spieler eher dazu neigen, den Abstand einzuhalten, wenn die Linien klar sichtbar sind. Zudem sagt Lindermeier: „Wenn die Mannschaft einen Spieler hat, der gut Freistöße schießen kann, kann sie davon profitieren.“ Das Spray müsse aber professionell eingesetzt werden. Viel hänge von der Qualifikation und Erfahrung des Schiedsrichters ab. Lindermeier sagt: „Wenn wir bei einem Spiel einen guten Schiedsrichter haben, dann gibt es keine Probleme. Bei einem schlechten wird es auch schwierig, wenn er das Freistoßspray einsetzt.“

Grundsätzlich hält das neue Hilfsmittel nun also Einzug in den Amateurfußball. Die Vereine in den unteren Klassen müssen sich darüber aber keine Gedanken machen. Auch in der Kreisliga Ost wird demnächst kein Schiedsrichter mit einer Dose auf dem Spielfeld stehen. „Wir reden ausschließlich über die Amateurspitzenklassen auf Verbandsebene“, sagt Schiedsrichterobmann Moritz. Eine flächendeckende Einführung bis in die untersten Spielklassen werde es durch den BFV nicht geben.

Aufrufe: 027.1.2015, 09:21 Uhr
Aichacher Nachrichten / Philipp SchrödersAutor