2024-05-10T08:19:16.237Z

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SC Verl muss sparen

Fußball-Regionalligist weist für die Saison 2014/15 einen Verlust von 86.000 Euro aus

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„Der SC Verl hat viel erreicht und steht gut da, aber das ist alles gefährdet.“ Raimund Bertels hätte am Sonntagmorgen in der Altdeutschen genauso gut einen Böller zünden können. Die Besucher der Jahreshauptversammlung des Fußball-Regionalligisten waren hellwach. Gewohnt, dass die Sponsoren ihres Vereins die Rechnung am Ende des Geschäftsjahres glatt ziehen, alarmierte Mitglieder und 1. Mannschaft umso mehr, dass der 1. Vorsitzende einen Verlust von 86.000 Euro in der Saison 2015/16 bekannt gab. In der Spielzeit davor hatte der SCV noch einen Gewinn von 13.000 Euro ausgewiesen.

Auch wenn es in der aktuellen Serie „wieder auf ein Etatloch hinausläuft“, Bertels hätte wohl trotzdem Zuversicht verbreitet. Die Ursachen für die finanziellen Probleme seien schließlich bekannt und es würde engagiert gearbeitet, um sie zu beseitigen. „Aber gewisse Sachen am Rande des Spiels gegen Siegen am Samstag“ hätten ihn bewogen, eine Brandrede zu halten. „Wir beobachten die gute und solide Arbeit, die in Verl auch mit dem tollen Stadion geleistet wird, mit großem Respekt“, hatte Siegens Trainer Thorsten Seibert gesagt. Just diesen Respekt vermisst Bertels („Hier wird so viel genörgelt und kritisiert“) im eigenen Umfeld. Finanzchef Hans-Josef Pähler griff den Unwillen auf. Er forderte: „Es darf im neuen Stadion nicht auf ein wir hier unten und ihr da oben hinauslaufen.“

Dünnhäutig führte Bertels der Versammlung vor Augen, was für eine große sportliche und wirtschaftliche Leistung es gewesen sei, in den letzten Jahren gegen weitaus finanzkräftigere Konkurrenz sicher den Klassenerhalt in der 4. Liga zu schaffen. Genauso wichtig für Bertels: „Wir haben außerdem im Einzugsgebiet der Bundesligisten Bielefeld und Paderborn eine Jugendabteilung aufgebaut, die in allen Altersklassen mindestens in der zweithöchsten Liga spielt.“ Erreicht worden sei das trotz erschwerter finanzieller Bedingungen. Denn wie in Verl jeder wisse, hätte ein großer Sponsor (allulux, die Redaktion) nach dem Verkauf an einen ausländischen Investor seine Zahlungen vertragsgemäß reduziert und in dieser Serie würden sie ganz auslaufen. „Wir sind zwar in guten Verhandlungen über einen neuen Vertrag, aber die Summe, die wir einmal hatten, gibt es nicht mehr.“ Bertels führte aus, dass die Vereinsführung gezwungen sei, den Etat für den Sportbereich weiter zu kürzen, weil eine sechsstellige Summe fehle, oder aber andere Einnahmen erschließen müsse.

Um neue Sponsoren akquirieren zu können, sei das Stadion ausgebaut und vor allem der Businessbereich „1924“ geschaffen worden. Bertels versuchte der Versammlung klar zu machen, dass das außerhalb des Etats finanzierte Stadion nicht der Grund für die finanziellen Sorgen, sondern ihre Lösung sei. Allerdings räumte Bertels ein, dass die sechs Monate, um die sich die Fertigstellung verzögert hätte, den Verantwortlichen nun bei der Akquise fehlten. Außerdem können man Sponsoren, die Stadionbausteine im Wert von 5.000 Euro erworben hätten – insgesamt kamen so 400.000 Euro bei einem Vereinsanteil an den Baukosten von etwas über einer Million Euro zusammen – in diesem Jahr kaum noch einmal ansprechen.

Der SC Verl erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2015/2016 bei Einnahmen von 1.508.000 Euro und Ausgaben von 1.594.000 Euro einen Verlust von 86.000 Euro. Die Hauptposten bei den Einnahmen sind Werbung (1.125.000), Spenden (190.000), Spielbetrieb (109.000) und Beiträge (69.000). Die größten Ausgaben entfallen auf den Geschäftsbetrieb (1.289.000) und den ideellen Bereich mit der starken Jugendabteilung (293.000).

Aufrufe: 015.11.2016, 07:30 Uhr
Uwe KrammeAutor