2024-04-24T07:17:49.752Z

Kommentar
F: Patten
F: Patten

Kommentar: Eine Grenze ist erreicht

FuPa-Redakteur Frank Leber zu einem möglichen chinesischen Team in der Regionalliga

Nun also auch noch das. Nicht genug damit, dass die Profi-Clubs schon vor Jahren damit begonnen haben, im Zuge der Expansion in den asiatischen Markt, ihre Test- oder Supercupspiele in China oder Japan abzuhalten. Jetzt drohen bereits den Amateuren Partien gegen Auswahlteams aus dem fernen Osten. Natürlich nicht, um die Vereine zu stärken, sondern vor allem, um dem Verband den Geldbeutel zu füllen.

Anders ist die völlig absurde Idee aus Frankfurt wohl kaum zu verstehen. Ein zwanzigstes Team mit chinesischen Auswahlspielern, das außer Konkurrenz in der Regionalliga Südwest antritt? Das erweitert den ohnehin bereits straffen Terminplan, der zudem durch zahlreiche Spielabsagen in den Wintermonaten komplett verzerrt wird, um zwei weitere unnötige Spiele. Ganz davon abgesehen, dass der sportliche Mehrwert wahrscheinlich gegen Null tendiert, dürfte sich auch das Interesse der Fans an diesen bedeutungslosen Test-Kicks in Grenzen halten. Gerade kleinen Vereinen, die im Verhältnis zu den Traditionsteams wie Mannheim oder Offenbach ohnehin eine eher geringe Zahl an Zuschauern vorweisen können, dürften diese beiden Partien nicht unbedingt gelegen kommen.

Denn die 15.000 Euro, die jeder Verein für die zwei zusätzlichen Heimspiele bekommen soll, sind letztlich eine Milchmädchenrechnung. Auf hohe Zuschauereinnahmen können wohl nur die wenigsten Vereine hoffen. Und auch, wenn diese Testspiele nur wenige Zuschauer anziehen, ist der logistische Aufwand nahezu der gleiche, wie bei einem regulären Meisterschaftsspiel. Den Vereinen entstehen Kosten für Flutlicht, Strom, Miete, Ordner, Reinigung sowie für die Mitarbeiter an den Essens- und Getränkeständen. Das alles stellt einen durchschnittlichen Regionalligisten an jedem Spieltag vor nicht unerhebliche Belastungen. Und so würde ein Großteil der Antrittsprämie durch die beiden Spiele wohl wieder aufgefressen. Nicht unwahrscheinlich ist, dass die Vereine am Ende sogar noch Geld drauflegen müssen.

Natürlich kann eine Kooperation mit den im Fußball aufstrebenden Chinesen für den DFB von Nutzen sein. Und natürlich will eine solche Kooperation auch mit Leben gefüllt werden. Doch der Verband täte gut daran, sich derzeit weniger um die internationale Vermarktung der Regionalliga zu kümmern, als vielmehr um die existenziellen Probleme der Vereine. Aufstiegs-Nadelöhr, Meister, die in der Relegation scheitern, Insolvenzen zahlreicher Clubs durch kaum erfüllbare Auflagen schon in der vierten Liga. Eine Grenze ist erreicht. Der deutsche Amateurfußball an der Schwelle zur Dritten Liga hat viele Baustellen, die geschlossen werden müssen. Lösungen findet der DFB scheinbar nicht, sondern baut stattdessen Luftschlösser - und die gehen am Ende wieder einmal auf Kosten der von ihm stets medienwirksam hochgelobten Amateure.

Aufrufe: 022.6.2017, 07:58 Uhr
Frank Leber (Darmstädter Echo)Autor