2024-05-17T14:19:24.476Z

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Der SC Rieste war neben dem TuS Bersenbrück ein Lichtblick aus Sicht des Nordkreises. Maßgeblichen Anteil hatte Routinier Michael Walter (links). F: Bernd Seyme
Der SC Rieste war neben dem TuS Bersenbrück ein Lichtblick aus Sicht des Nordkreises. Maßgeblichen Anteil hatte Routinier Michael Walter (links). F: Bernd Seyme

SC Rieste ein Lichtblick im Altkreis

Saisonbilanz der Bezirksliga mit der "Elf des Nordens"

Bersenbrück. Nach mehreren vergeblichen Anläufen ist der TuS Bersenbrück mit einem eindrucksvollen Durchmarsch Bezirksligameister geworden und in die Landesliga aufgestiegen. Die Mannschaft von Meistermacher Farhat Dahech hat die Tür weit aufgestoßen, um nach Jahren sportlicher Stagnation an glanzvolle Zeiten der Jahrtausendwende anzuknüpfen.

Im Juni 2004 stieg der TuS aus der Landesliga ab, in die er nun zurückkehrt. Überraschend gut hat sich erneut der SC Rieste geschlagen und ist als Fünfter die Nummer zwei im Nordkreis. Die Merzener „Löwen“ büßten in der Rückrunde Plätze ein und landeten auf Rang neun. Quitt Ankum war im Saisonfinale das Sorgenkind und rettete sich erst am allerletzten Spieltag. Unter dem Strich hat der Nordkreis, abgesehen von den Absteigern Quakenbrück und Kalkriese, nicht an die überdurchschnittlichen Leistungen der letzten Jahre anknüpfen können: „Die Liga ist meines Erachtens stärker geworden, da sich viele Mannschaften enorm verstärkt haben“, sagt Quitt-Trainer Dirk Siemund. In der Tat trennen Rieste (5.) und Spielverein 16 (13.) gerade einmal acht Punkte.

Dass Vizemeister Bersenbrück ein vermutlich einmaliger Start-Ziel-Sieg gelungen ist, kommt nicht von ungefähr. Laut Farhat Dahech waren die detaillierte Planung im Vorfeld sowie die gezielte, sportliche Vorbereitung und die persönliche Einstellung jedes Spielers auf den ersten Spieltag erste Bausteine des Erfolges. „Wir haben an unsere Stärke geglaubt“, sagt der TuS-Trainer. Nur so habe Bersenbrück die Liga dominieren können. Geärgert hat den 58-Jährigen, dass einzelne Spieler teilweise hinter ihren Möglichkeiten geblieben sind, „weil sie sich ihres Potenzials nicht bewusst gewesen sind“. Auf diese Mängel führt der TuS-Trainer ursächlich die fünf Begegnungen ohne Dreier zurück. Aber an Nachhilfe, an Aufrüstung statt Sanktion hat es am Hastruper Weg nicht gemangelt, sodass Dahech auch feststellen konnte, dass sich seine Mannschaft von Spiel zu Spiel fußballerisch steigerte und persönlich weiterentwickelte. Konzentration, Stabilität und Variabilität sowie Effizienz sind die Markenzeichen des Meisters, dem im Saisonverlauf zugutegekommen ist, dass der TuS im Vorfeld die richtigen Verstärkungen geholt und den Kader früh genug auf die Mission Aufstieg eingeschworen hat.

Ein zweiter Lichtblick ist im Altkreis der SC Rieste gewesen, auch wenn der inoffizielle Titel „Remiskönige“ der mutigen und offensiv ausgerichteten Spielanlage von Trainer Josef Buschemöhle tendenziell nicht gerecht wird. In der Tat haben die Riester in mancher Schlussphase zum Greifen nahe Dreier vergeben und sich für ihre lauf- und einsatzfreudige Spieleise nicht belohnt. Immerhin haben die Schwarz-weißen 23 Spiele nicht verloren; die 13 Unentschieden ergaben mit zehn Siegen stolze 43 Punkte. „Wir haben eine gute Mischung im Kader“, lobt Buschemöhle die Kameradschaft in der jüngsten Truppe des Quartetts. Der 50-Jährige hat bei allem Ehrgeiz viel Verständnis und Geduld nach Rückschlägen, damit sich seine Mannschaft „in Ruhe vor allem spielerisch und persönlich weiterentwickelt“. Auf Lage kann der Riester Trainer in etwa mit dem gleichen Kader, der punktuell verstärkt werden soll, weiterarbeiten; am 1. Juli beginnt die Vorbereitung. Ungewiss ist die Zukunft der Cook-Brüder. Der ältere Daniel-David wird in der Wechselbörse des Netzwerkes „Fupa.net“ bereits als Abgänge mit unbekanntem Ziel notiert hat.

Dass die Merzener nach der Tabelle der Rückrunde abgestiegen wären, spricht an und für sich Bände. Das Punktepolster der Hinrunde mit dem verdienten vierten Platz reichte dennoch aus, in der Endabrechnung wenigstens im Niemandsland der Tabelle die zweite Hälfte anzuführen. „Die internen Querelen sind an der Mannschaft nicht spurlos vorübergegangen“, sieht der scheidende Trainer Al Anozie externe Gründe als mitentscheidend für die sportliche Talfahrt der „Löwen“ an. Nach der überraschenden Trennung des Vereins von Anozie scheint die Unsicherheit über die sportliche Zukunft Köpfe und Beine der Spieler gelähmt zu haben. „Wir haben uns nicht mehr gewehrt“, berichtete Merzens Ex-Trainer von Einbrüchen und Leistungsabfällen in einigen Begegnungen. Der sehr ehrgeizige 44-Jährige bedauert die Entwicklung in Merzen sehr, die mit dem ebenso überraschenden Rückzug des langjährigen Fußballobmanns Bernd Holtkamp im Spätherbst ihren Anfang genommen habe. Auf ihrer Homepage teilen die Merzener mit, dass der 55-jährige Bruno Graw aus Hörstel die Leitung übernommen hat und ab 2. Juli mit der Vorbereitung auf die neue Saison beginnt.

Viele Ursachen hatte der sportliche Absturz der Ankumer, die nach dem fünften Tabellenplatz des Vorjahres nie aus der unteren Tabellenhälfte herausgekommen sind. „Verletzungsausfälle und Kaderschwankungen haben uns durch die gesamte Saison begleitet“, nannte Quitt-Trainer Dirk Siemund die Probleme beim Namen. Die Ankumer lieferten zwar beachtliche Einzelergebnisse ab, brachten sich unterm Strich aber durch Nervosität und individuelle Abwehrfehler um den Erfolg, wobei die fehlende Durchschlagskraft des früheren Paradesturms den Druck auf die Ankumer Defensive zusätzlich erhöhte. Der wiedererwachte Kampfgeist“ sorgte wenigstens auf der Zielgeraden für die nötigen Punkte, wobei das „Wahnsinnsderby“ mit dem 4:1 über Merzen nachhaltig in Erinnerung bleibt. „Nach unserem 25. Spiel gab es Mannschaften, die erst 19 Spiel absolviert hatten“, fasste Siemund seinen Ärger über die vielen Nachholspiele in Zahlen. Ankum musste zusehen, wie die direkten Konkurrenten in der sehr ausgeglichenen Liga nachlegten und sich so sein vermeintliches Punktepolster nach und nach als reichlich dünn erwies.

"Elf des Nordens": Es ist eine reizvolle Übung, nach dem letzten Spieltag der Spielklassen im Amateurfußball des Nordkreises Bilanz zu ziehen und dafür die jeweiligen Trainer zu Wort kommen zu lassen. Das i-Tüpfelchen ist die inzwischen obligatorische „Elf des Nordens“ mit den Namen der Spieler, die in den vier Bezirksligavereinen des Nordkreises durch vorbildliche Einstellung und konstant gute Leistungen aufgefallen sind. Es erstaunt nicht, dass sich Farhat Dahech (TuS Bersenbrück), Josef Buschemöhle (SC Rieste), Al Anozie (BW Merzen) und Dirk Siemund (Quitt Ankum) auf manches neue Gesicht als vor Jahresfrist festgelegt haben. Bei gleicher Anzahl von zwei Nennungen hat das Los (L) entschieden.

Deshalb stehen Torwart David May-Johann (Quitt) statt Christoph Bollmann (TuS) sowie Marc Filip (TuS), Matthias Steinkamp (Rieste), Adrian Ellermann (TuS), Patrick Greten (Quitt) und Igor Balov (TuS) im Aufgebot; auf der Bank sitzen erst einmal mit ebenfalls je zwei Stimmen Dato Romanovi (TuS) und Andreas Reinik (Merzen). Die Höchstnote erhielten Frank Placke und Marc Flottemesch (beide TuS), je drei Stimmen entfielen auf Michael Walter (Rieste), Max Tolischus und Burhan Akbulut (Merzen).


Angenehm aufgefallen sind weiter die Spieler Joscha Behrens (TuS), Tim von dem Brinke (Quitt), Christopher Cook, Lars Brüggemann und Malte Fleddermann (alle Rieste), Andrej Homer (TuS), André Middendorf (Ankum), David Moormann (TuS), Michael Rechtien (Merzen). Interessant ist, dass außer den genannten Bollmann und Filip nur der Riester Steffen Mertens alle Spiele absolviert hat; 29-mal liefen Akbulut, Balov, Brüggemann, Flottemesch, Placke und Romanovi auf.

Aufrufe: 06.6.2015, 16:30 Uhr
Bernhard Tripp, Bramscher NachrichtenAutor