2024-03-28T15:56:44.387Z

Allgemeines

SC Lahr schlägt den Karlsruher SC mit 1:0

Neuer Lahrer Klub gewinnt seine Premiere - und das gegen den Zweitligisten

In der Summe war es ein Muster ohne sportlichen Wert, der 1:0 Sieg des Verbandsligisten SC Lahr gegen den Zweitligisten Karlsruher SC. Das gilt für beide Protagonisten, die sich unmittelbar nach Trainingsauftakt vor der beachtenswerten Kulisse von 1369 Zuschauern am Samstag im Stadion Dammenmühle begegneten.
Die bemerkenswerteste Leistung auf Seiten des Zweitligisten vollbrachte an diesem Spätnachmittag der Trainer des Karlsruher SC. Markus Kauczinski ertrug die Leistung seines Teams äußerlich fast emotionslos. Er saß regungslos auf der Bank. Hut ab. Das ist nicht sein Typus. Was sich auf dem Rasen abspielte, hatte nur wenig mit jenem Bildern zu tun, die sich beim Großteil des Publikums nach der Aufstiegsrelegation gegen den Hamburgers SV von den Nordbadenern verewigt hatte.

In der emotionalen Heimat des SC Freiburg unternahmen die Gäste nun auch gar nichts, um Gefühle in Richtung Nordbaden umzulenken. So blieben einige wenige Kurzpasspassagen die einzigen Hingucker bei zahlreichen Stockfehlern und mangelnder Präzision im Passspiel. Gegen die aus einer engagierten Abwehr gut gegen den Ball arbeitenden Lahrer machten die Fußballer des KSC kaum das, was angesichts einer knapp fünfstelligen Gage, sich mit Professionalität verbindet. Aber das gereicht ihnen wohl nicht zum Vorwurf. Es war erst das zweite Zusammentreffen der Profis nach dem Trainingsauftakt – am Morgen erst hatten sie knapp zwei Stunden das gemeinsame Ballspielen geübt. Mit dezentem Erfolg.

Vor der 1369 Zuschauer zählenden Kulisse halfen weder Namen noch Routine um Zugriff auf das Spiel zu bekommen. Auch die zusammengewürfelte Mannschaft des im zweiten Durchgang fast komplett ausgewechselten Teams konnte nicht den bescheidenen Eindruck korrigieren. Der Zweitligist hatte mehr Ballbesitz, mehr Ecken, mehr Torchancen, aber am Ende weniger Tore. „Wir müssen einfach mehr aus unseren Chancen machen“, kritelte der Trainer und bemängelte die fehlende Bindung im Spiel seiner Eleven. 17 Möglichkeiten des Zweitligisten stand vor allem ein junger Mann im Weg: Dennis Fietzeck, der Lahrer Torhüter. Vor allem seine Großtat Mitte des ersten Durchgangs gegen Rouwen Hennings, als der 23 Jahre alte angehende Banker aus kurzer Distanz großartig parierte, ließ ihn zum umjubelten Vater des Premierensiegs des SC Lahr werden. Eine seiner Rettungstaten war auch der Ausgangspunkt des einzigen Treffers des Spiels. Gegen die aufgerückte Abwehr des KSC sorgte ein schnell in die Spitze gespielter Pass für jenen Raum, den Dimitri Holm (10.) zur Führung nutzte. Der junge Toreverhinderer aus Lahr ordnete das Geschehen in Stadion Dammenmühle als „geiles Spiel und eine seltene Chance“ ein.

Für Markus Kauczinski brachten die 90 Minuten von Lahr eine ernüchternde Erkenntnis: „Wir haben gemerkt, wir haben noch viel Arbeit vor uns.“ Dieser Einordnung schloss sich unisono der Lahrer Trainer Oliver Dewes an und versprach: „Wir lassen uns von dem Erfolg nicht blenden.“

„Unglaublich geil.“ Johannes Wirth

Einmal ganz nah den Stars sein: Der Traum eines jeden jungen Fußballspielers hat sich am Samstag für viele erfüllt. Nicht nur für die Kicker des SC Lahr, auch für die Jugendspieler. Hand in Hand mit den Vorbildern durften sie den Rasen des Stadions auf der Dammenmühle betreten. Allen voran Alois, der Neunjährige. Er hatte den Schiedsrichter an der Hand. Ein Mal lächeln, verneigen Richtung Tribüne und winken Richtung Zuschauer. Nach wenigen Sekunden war der Zauber vorbei. Wirklich? Nein: Die Kids harrten am Spielfeldrand aus, kommentierten sachkundig die Aktionen auf dem Feld und ließen sich demonstrativ auf den Rücken fallen. „Ich hol’ mir eins von Rouwen Hennings und dann eins von René Vollath, dann eins ...“, bestimmte Tobias. Der Neunjährige war wie all die anderen auf Autogrammjagd.

Nach dem 1:0 Sieg des SC Lahr gegen den KSC können sich die Lahrer Spieler kaum vor dem Ansturm der Autogrammjäger retten. Unter ihnen Benjamin Ziegler. Direkt aus dem Urlaub aufs Spielfeld genoss der 31-Jährige das Ringen seiner kleinen Vereinskollegen um die Unterschrift auf dem runden Leder. Alois zog sein Trikot lang, hielt Ziegler einen dicken schwarzen Filzschreiber hin. Was wird deine Mutter dazu sagen? „Egal“, kommt’s mit einem Schulterzucken.

„Ich kann es einfach nicht fassen“, sagte Benjamin Ziegler. Noch schwer außer Atem ist der SCL-Kicker und gesteht, dass es ganz schön in die Beine ging. „Wenn der Ball im Aus war, haben wir Zeit geschunden zu einer kleinen Verschnaufpause.“ Das Spiel sei ganz wichtig für die Moral der Mannschaft gewesen und er hoffe, dass dieser Kick keine Eintagsfliege sei, sondern sich in den Start der Verbandsligarunde weiter trägt. Das hofft auch Bernhard Griesbaum: „Nur durch den Willen, das ist das A&O, das hat uns heute auf dem Rasen zusammengeschweißt und es hat geklappt.“ Für den 26-Jährigen war es Aufregung pur – „mit Kribbeln in den Beinen“ – gegen die Bundesliga-Spieler anzutreten. Nach dem 1:0 sei die Nervosität gewichen. „Wir wussten, dass sie uns spielerisch überlegen sind und wir uns läuferisch zur Wehr setzen müssen“, so Griesbaum. Vereinskollege Johannes Wirth: „Unglaublich geil, bin völlig am Arsch, auch wenn ich nur eine Halbzeit gespielt habe.“ Michael Röderer zeigte sich überrascht, mit dem Bundesligisten mithalten zu können. „Wir sind defensiv gut gestanden und der Fietze hat super gehalten“, so der 27-Jährige. Für ihn war es in besonderes Erlebnis gegen Rouwen Hennings zu spielen. „Das motiviert.“

Ungeheuere Kräfte hat auch Sascha Ruf mobilisiert, nicht nur weil viele seiner Schüler vom Oken-Gymnasium in Offenburg auf den Zuschauerrängen saßen. „Super toll. In so einer Begegnung mobilisiert man Energien, wie sonst in keinem Spiel“, so der Sportlehrer. Julian Burg fand es, „immer wieder gut gegen Profis zu spielen“. Da die Mannschaft erst ein Mal zusammen trainiert habe, befand er die „Geschlossenheit auf dem Platz super“ und dass sich die Elf sehr gut präsentiert habe. Nicht nur einmal ganz nah den Stars zu sein, war für Dennis Fietzeck das Besondere beim Spiel gegen den KSC. Er selbst wurde von den Fans wie ein Star gefeiert. „Wenn man vom Platz geht und mit Standing Ovations gefeiert wird, ist das ein abartig geiles Gefühl“, so der Torwart. Er ist ein Fan von 04-Torwart Ralf Fährmann und würde gerne einmal gegen die Blau-Weißen spielen. „Ich bin Schalker, von ganzem Herzen.“
Aufrufe: 028.6.2015, 20:16 Uhr
Wolfram Köhli & Bettina Schaller (BZ)Autor