2024-04-25T14:35:39.956Z

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Das Gelände an der Lettkaut in Dreieich mit dem Sportpark und der Kleingartenanlage. 95 Parzellen sollen nach dem Willen von Bürgermeister Dieter Zimmer geräumt werden.	Foto: Stadt Dreieich
Das Gelände an der Lettkaut in Dreieich mit dem Sportpark und der Kleingartenanlage. 95 Parzellen sollen nach dem Willen von Bürgermeister Dieter Zimmer geräumt werden. Foto: Stadt Dreieich

Widerstand gegen Eintracht-Pläne

In Dreieich soll eine deutsch-chinesische Fußballakademie entstehen +++ Heimische Vereine müssten dafür weichen

Dreieich. Günter Neukirch ist sauer: Die Stadt Dreieich hat den Pächtern des Kleingärtnervereins gekündigt, dessen Vorsitzender er ist. Sie benötigt das Gelände an der Lettkaut, um den benachbarten Sportpark zu vergrößern. Denn dort haben der Heimatverein SC Hessen Dreieich und Bundesligist Eintracht Frankfurt Großes vor: Auf dem Gelände soll eine Fußballakademie mit internationaler Ausrichtung entstehen. Neukirch kündigt indes im Gespräch mit FuPa an: „Wir gehen hier nicht weg. Zumindest nicht freiwillig.“

Auch Heimat für „Strothoff International School“

Noch sind die Pläne nur in Umrissen erkennbar, die Beteiligten halten sich mit öffentlichen Stellungnahmen zurück. Der Stadt Dreieich jedoch sind sie konkret genug, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Bürgermeister Dieter Zimmer (SPD) sieht die Entwicklung als große Chance für die Stadt. Nach seinen Vorstellungen soll auf dem gut 40.000 Quadratmeter großen Gelände ein „Schul- und Sportcampus nach modernen ökologischen Standards“ entstehen, auf dem auch die private „Strothoff International School“ des Dreieicher Unternehmers Hans Strothoff mit ihren 330 Schülern eine neue Heimat findet. Sie ist derzeit als Nachbar der beruflichen Max-Eyth-Schule an anderer Stelle im Stadtgebiet untergebracht und platzt aus allen Nähten. Bislang ist das Areal an der Lettkaut als Sport- und Freizeitgelände ausgewiesen. Eine Veränderung müsste die Stadtverordnetenversammlung beschließen und dazu einen Bebauungsplan aufstellen. Wie der Sprecher des Bürgermeisters mitteilt, will der Magistrat nach der Sommerpause, wahrscheinlich im September, eine entsprechende Vorlage ins Parlament einbringen.
Die Verträge mit den Kleingärtnern können mit einem halben Jahr Vorlauf jeweils zum Jahresende gekündigt werden. Das ist am 29. Juni geschehen – „vorsorglich“, wie die Stadt betont. Insgesamt sind vier Vereine davon betroffen, darunter der Geflügelzuchtverein, der in diesem Jahr sein hundertzehnjähriges Bestehen feiern kann.

"Wir gehen hier nicht weg. Zumindest nicht freiwillig." - Günter Neukirch, Vorsitzender des Kleingärtnervereins Dreieich

„Natürlich kann ich Ängste, Sorgen und eine Verärgerung der Vereine verstehen, aber ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingt, eine Verständigung unter den Beteiligten herbeizuführen“, erklärte der Bürgermeister nach ersten Gesprächen mit den Betroffenen. Er will ihnen Ausweichflächen anbieten.
Kleingärtner Neukirch kann das nicht besänftigen. Für ihn kommt das einer Enteignung gleich. Denn „die Leute haben sich ja etwas aufgebaut“, was unweigerlich verloren gehen würde. 95 der 250 Pächter sind nach seinen Worten von der Kündigung betroffen, und viele von ihnen seien zu alt, um auf einem Gelände, auf dem es keinen Baum und keinen Strauch gebe, noch einmal neu anzufangen.

SC Hessen Dreieich im Mittelpunkt

Keimzelle der Entwicklung ist die Dreieich Sportstätten Betriebs- und Marketing GmbH des Unternehmers Hans Nolte. Er steht der Fluggesellschaft Hahn Air vor, die ihre Maschinen früher auf dem ehemaligen Militärflugplatz Hahn und heute in Düsseldorf stationiert hat. Im Jahr 2013 gründete er den Verein SC Hessen Dreieich, dessen Fußballmannschaft mittlerweile in der Hessenliga spielt und hervorragende Kontakte zu Eintracht Frankfurt unterhält. Eintracht-Legende Charly Körber ist Sportdirektor und Vizepräsident des Vereins, Cheftrainer ist Rudi Bommer. Gerade erst hat die Eintracht ihr Auftakttraining zu Beginn der neuen Saison im Sportpark Dreieich absolviert, welcher der DSBM gehört, die nach eigener Darstellung eine „Initiative der regionalen Wirtschaft“ ist, die es sich zur Aufgabe gemacht hat die Sportförderung im Frankfurter Süden voranzutreiben.

Fußballschule soll international werden

Jetzt also soll die Sportförderung über Südhessen hinausgreifen und bis nach China reichen. Axel Hellmann, Vorstandsmitglied der Eintracht Frankfurt Fußball AG erklärt dazu: „Die infrastrukturellen Voraussetzungen und die Wachstumsmöglichkeiten, die der Sportpark Dreieich bietet, sind optimal für die Internationalisierung unserer Fußballschule. Die Nähe zu unserem neuen Profi-Campus, zur Commerzbank-Arena und natürlich zum Flughafen lassen den Standort für die Errichtung der deutsch-chinesischen Fußball-Akademie als ideal erscheinen.“ Günter Neukirch sieht das anders. Sein Verein will notfalls gegen die Pläne klagen.

Aufrufe: 014.7.2017, 19:00 Uhr
Rainer H. SchlenderAutor