2024-05-10T08:19:16.237Z

Relegation
Dieburgs Defensivspezialisten Marco Jakob (links) und Fabio Machado (rechts) attackieren VfR-Torjäger Razan Farag, der kurz danach verletzt vom Feld musste. Die Groß-Gerauer Fußballer verloren ihr Relegationsspiel bei Hassia Dieburg in der Schlussminute mit 0:1 und bleiben in der Kreisoberliga, Dieburg steigt in die Gruppenliga auf.	Foto: Jens Dörr
Dieburgs Defensivspezialisten Marco Jakob (links) und Fabio Machado (rechts) attackieren VfR-Torjäger Razan Farag, der kurz danach verletzt vom Feld musste. Die Groß-Gerauer Fußballer verloren ihr Relegationsspiel bei Hassia Dieburg in der Schlussminute mit 0:1 und bleiben in der Kreisoberliga, Dieburg steigt in die Gruppenliga auf. Foto: Jens Dörr

Abwehr steht bis zur Nachspielzeit

VfR Groß-Gerau verliert in der Schlussminute mit 0:1 in Dieburg und bleibt Kreisoberligist

Die Schlussminute im Dieburger Stadion läuft. Im entscheidenden Aufstiegsrundenspiel tickt die Uhr für den VfR Groß-Gerau, der kurz vor der Rückkehr in die Gruppenliga Darmstadt steht. Nach 15 uniformen Jahren in der Kreisoberliga. Vor 1000 Zuschauern, darunter ein Großteil mit Fanbus und Privatautos angereiste VfR-Anhänger, steht es 0:0 – passgenau für die Gäste, denen ein Remis reicht.

Eine Torchance des gastgebenden SC Hassia ist abgewehrt, der Gegenangriff eingeleitet. Da unterbricht Schiedsrichter Alexander Hauser plötzlich das Spiel.

Er zeigt Jonas Kämmereit die Gelbe Karte, weil ihn der VfR-Verteidiger beleidigt haben soll, und entscheidet auf Freistoß. Aus 17 Metern zirkelt Hassia-Spielertrainer Torsten Schnitzer den Ball ins rechte Eck.

Und die Dieburger, die 90 Minuten kaum ein Mittel gegen die sichere VfR-Defensive fanden, können ihr Glück kaum fassen. Es bleibt auch nach fünfminütiger Nachspielzeit bei diesem 1:0 (0:0), das den SC Hassia zum Gruppenligisten und den VfR zum entgeisterten Sitzenbleiber macht.

„Ein Spiel so zu entscheiden, war eine Frechheit“, sagte Trainer Gaetano Bauso über Hausers Freistoßpfiff. Der Übungsleiter versicherte: „Der Jonas hat den Schiedsrichter kein bisschen beleidigt.“ Der Abwehrmann habe sich lediglich darüber beklagt, dass ihm sein Gegenspieler zum wiederholten Male den Ellenbogen ins Gesicht gerammt habe. Und überhaupt: Wegen Protestierens „gibt man doch in der 90. Minuten keinen Freistoß“, polterte der Spielausschuss-Vorsitzende Matthias Erhardt.

Gaetano Bauso sagte: „Der Schiedsrichter hat regelkonform gepfiffen. Aber ich mache ihm zum Vorwurf, dass er in der zweiten Halbzeit absolut kein Fingerspitzengefühl hatte.“ Hauser habe mit kleinlichen Entscheidungen Unruhe in ein faires Spiel gebracht.

Tiefe Deckung hält Dieburg nicht vom Tor fern

Den Einwand, dass sich der VfR in der Schlussviertelstunde zu sehr in die Defensive zurückzog, ließ Ehrhardt nicht als Kritikpunkt gelten. Wegen der Harmlosigkeit des SC Hassia habe gar kein Grund bestanden, offensiver zu spielen.

Bauso hätte es allerdings lieber gesehen, wenn sein Team in dieser Phase weniger tief in der eigenen Hälfte gestanden hätte: „Dann hätten wir die Dieburger etwas weiter von unserem Tor fernhalten können.“ Trotzdem schien das torlose Unentschieden in der Tat nicht in Gefahr.

Abgesehen von einer Ecke Torsten Schnitzers, da Razan Farag auf der Torlinie rettete (15.), und zwei Strafraumszenen von Pierre Kampka (63.) und Torsten Schnitzer (70.) nach weiteren Standardsituationen, brachte die Hassia-Offensive wenig Zwingendes zustande. In der 88. Minute hätte Benjamin Kampka dem VfR gefährlich werden können, aber Torhüter Mihret Piskavica war schneller am Ball und drosch die Kugel weg.

Ansonsten stand die Gästedefensive sicher. Und das, obwohl Tim Ott schon nach sieben Minuten ausgewechselt werden musste. Der Verteidiger hatte sich bei einem Kopfballduell einen Nasenbeinbruch zugezogen. Im Spiel nach vorne fiel dem VfR genauso wenig ein wie den Dieburgern.

Schüsse von Ognjen Pupovac aus spitzem Winkel (47.) und von Farag aus 17 Metern (50.) waren kein Problem für Hassia-Torhüter Lukas Ludwig. Einen 25-Meter-Flatterball von Avni Krasniqi klatschte Ludwig nach vorne ab, ohne dass diese Unsicherheit Folgen hatte (56.). Kurz darauf brachte Ludwig den in den Strafraum dribbelnden Farag zu Fall. Nach minutenlanger Behandlung spielte der VfR-Torjäger erst weiter, um dann doch vom Platz zu humpeln. Eine erhebliche Schwächung des Groß-Gerauer Angriffs, wie auch Bauso andeutet: „Ein Farag ist für uns sehr schwer zu ersetzen.“

Dann brach die aus VfR-Sicht so fatale Schlussminute an. „Die Dieburger hätten aus dem Spiel heraus nie ein Tor geschossen, selbst wenn das Spiel noch 20 Minuten länger gedauert hätte“, sagte Bauso: „Davon bin ich fest überzeugt.“

Tore: 1:0 Torsten Schnitzer (90.). Schiedsrichter: Hauser (Waldbrunn). Zuschauer: 1000.

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Freistoss wegen Protestierens

Dass Hassia Dieburg in der Schlussminute des Relegationsspiels einen Freistoß zugesprochen bekam, weil sich ein Groß-Gerauer Spieler nach Ansicht des Schiedsrichters in der Wortwahl vergriffen habe, entspricht einer Vorgabe im internationalen Regelwerk- Dort heißt es in Regel zwölf: „Falls das Spiel unterbrochen ist, damit der Schiedsrichter einen Spieler wegen eines Vergehens verwarnen oder des Feldes verweisen kann, wird die Partie mittels indirektem Freistoß fortgesetzt“. Verwarnungswürdig ist unter anderem „Protestieren durch Worte oder Handlungen“.

Aufrufe: 011.6.2017, 21:13 Uhr
Dirk Winter (Groß-Gerauer Echo)Autor