2024-04-24T13:20:38.835Z

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SC Geislingen feuert Trainer Geiger

Nachfolger bereits gefunden.

Fußball-Landesligist SC Geislingen hat Trainer Benjamin Geiger entlassen. Die Vereinsführung traute ihm nicht mehr zu, das Team in die Spitzengruppe zu führen. Nachfolger wird Lutz Siebrecht.

Am späten Montag Nachmittag platzte die Bombe. SC-Trainer Benjamin Geiger und sein Assistent Filippo Medicina waren zu einem Gespräch einbestellt worden. Um 17.30 Uhr eröffnete ihnen die Führung des SC Geislingen, dass sie sich um das abendliche Training um 19 Uhr nicht mehr zu kümmern brauchen. Diese Aufgabe übernahm Lutz Siebrecht, der bis auf weiteres die Mannschaft trainiert. Assistiert wird er von Jasko Suvalic.

Geiger war von der Entlassung "total überrascht", sie ist für ihn "nicht nachzuvollziehen". Vor zwei Wochen hat er mit den Geislinger Fußball-Bossen gemeinsam analysiert, warum es nicht so läuft. Seitdem holte die Mannschaft "mit einer absoluten Rumpfelf aus zwei Spielen vier Punkte", sagt Geiger.

Nach knapp drei Jahren als spielender Co-Trainer unter Andreas Strehle ist er 2013 zum Chef-Coach befördert worden, als Strehle ins Management aufrückte. Gestern hat ihm sein Vorgänger die Entlassung mitgeteilt. Geiger führte das Team auf Anhieb auf Rang vier, auch in dieser Saison sollte die Mannschaft oben mitspielen. Nach neun Spielen sahen die SC-Bosse das Saisonziel akut gefährdet. Die Mannschaft von Platz neun zurück in die Spitzengruppe zu führen, hat der Verein "den beiden nicht mehr zugetraut", begründet Strehle den Trainerwechsel. Trotz vier Zählern aus zwei Spielen trennen den SC acht Punkte von Rang zwei. Zudem hat dem Management "die Art wie wir Fußball gespielt haben nicht mehr gefallen", erläutert Strehle. Insbesondere im Eybacher Tal hinkten die Geislinger den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterher, das jüngste 1:0 gegen Aufsteiger Calcio Leinfelden-Echterdingen war der erste Heimsieg der Saison. Zuvor war der SC auf eigenem Terrain sogar dreimal in Folge ohne Treffer geblieben.

Geiger erklärt die phasenweise grausamen Vorstellungen im Eybacher Tal mit fehlendem Selbstvertrauen und vielen Verletzten. Dem 1:0 gegen Calcio schreibt er heilende Wirkung zu, der lang ersehnte Sieg hätte das Selbstvertrauen zurückgebracht, glaubt Geiger. Er ist "total überzeugt", dass "alle Spieler hinter uns gestanden" sind.

Die Mannschaft wurde von den Ereignissen gestern genauso überrascht wie die Trainer und die Öffentlichkeit. Als die Spieler nichtsahnend um 19 Uhr zum Training kamen, warteten statt Geiger und Medicina Lutz Siebrecht und Jasko Suvalic auf sie. Beide leiteten die Übungseinheit und sind für die Aktiven keine Unbekannten. Siebrecht rettete den SC als Interimscoach vor einigen Jahren vor dem Abstieg in die Kreisliga A und gehörte zuletzt dem Management an, Suvalic trainierte sieben Jahre lang die Geislinger U23, ehe er vor Saisonbeginn ebenfalls in die Leitungsebene aufrückte.

Diese beiden sollen der Mannschaft wieder den attraktiven Fußball vermitteln, den die Bosse fordern und den Geiger in der vergangenen Saison über weite Strecken geliefert hat. Nicht zuletzt deshalb habe die Vereinsführung sich mit der Entlassung Geigers "sehr schwer getan", beteuert Strehle. Immerhin habe der mehr als drei Jahre lang beim SC "gute Arbeit" geleistet, nur jetzt habe es eben "nicht mehr gepasst", erklärt Strehle lapidar.

Die Unterredung am gestrigen Spätnachmittag dauerte nicht viel länger als eine Viertelstunde, dann war die Amtszeit von Benjamin Geiger und Filippo Medicina beim SC Geislingen beendet. Beide hätten sich "gerne von der Mannschaft verabschiedet", sagt Geiger. Er hatte aber nicht das Gefühl, dass das von Vereinsseite gewünscht war, "sonst hätten sie das Gespräch auf eine Stunde später terminiert". So fühlten sich der Coach und sein Assistent "total überrumpelt" und haben ihre Schlüssel abgegeben sowie ihre persönlichen Sachen abgeholt.

Am Samstag im Derby bei Aufstiegsfavorit Heiningen betreut Siebrecht die Mannschaft. Auch Geiger hätte sich die Aufgabe noch zugetraut, das Team durch einen Sieg in dieser Partie wieder auf Tuchfühlung zur Spitze zu bringen. Der SC habe "die Reißleine zu früh gezogen", sagt Geiger.

Aufrufe: 07.10.2014, 08:40 Uhr
THOMAS FRIEDRICH | SWPAutor