2024-03-28T15:56:44.387Z

Testspiel
Greif ließ ihn dreimal hinter sich greifen: Prenzlaus Keeper (rechts), Marcin Markiewicz. Foto: Sven Bock
Greif ließ ihn dreimal hinter sich greifen: Prenzlaus Keeper (rechts), Marcin Markiewicz. Foto: Sven Bock

Prenzlau verliert beim Fast-Oberligisten Torgelow

Kurzfristig verabredet – die seit vielen Jahren befreundeten Clubs spielten einen Test, der selbst ohne Augenhöhe richtig spannend wurde.

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Schon die Ansetzung galt als „Kracher“, die vorpommerschen „Greifen“ luden in die heimische Gießerei-Arena und der SC Energie folgte prompt. Die mit weitem Abstand jüngste Startelf der Saison (Ø 27,9 Jahre, Saison gesamt: Ø 31,3 Jahre) ließ Prenzlaus Chefcoach Heiko Stäck auf den herrlichen Rasen, zunächst auf der Reservebank nahmen fast durchweg aufstrebende A-Junioren Platz.

Die Partie galt zweifellos als Herausforderung in der an sich spielfreien Pfingstpause. Die Ligen zwischen den Bundesländern zu vergleichen, fällt immer etwas schwer und genügt selten auch nur ansatzweise. Anzunehmen aber war immerhin mindestens ein „Klassen-Unterschied“ plus Heimvorteil für Torgelow. So in etwa starteten die Teams dann auch. Während die Platzherren sehr schnell und zielstrebig Tempo aufnahmen, suchten die Energetiker zunächst nach ihrer Ordnung im kräftig umgebauten Team. Die erste Großchance allerdings ließ Prenzlaus Ricardo Ludwig für sich ins Protokoll notieren, nach einem Abpraller verfehlte der 18-Jährige nur knapp den Kasten von Radoslaw Ludwikowski (13.). Aber die klar favorisierten Gastgeber antworteten prompt: Marcin Juszczak hämmerte das inzwischen arg umkämpfte Spielgerät aus sieben Meter knapp über den Querbalken (19.). Beide Teams probierten viel aus, die Trainer präsentierten eine Fülle von alternativen Konstellationen, Kombinationen und Spielzügen, Positionsrochaden und Tempowechsel. Der geneigte Beobachter geriet in die Versuchung, aus zwei Teams eines zusammenstellen zu wollen, nicht nur auf, sondern auch rund um den Platz ließ sich ein großer Sport- & Spaßfaktor quasi greifen. Prenzlaus Goalie, Marcin Markiewicz, der in dieser Saison noch nicht eine Ligaminute verpasste, ließ sich erwartungsgemäß „berühmt schießen“. In der 23. Minute segelte er spektakulär an einem hoch servierten Eckball vorbei, seine Innenverteidigung aber konnte klären – Dauerfeuer nun auf das uckermärkische Gehäuse. Torgelows Offensive schob weiter nach vorn, einen Distanzschuss lenkte Markiewicz gerade noch so an den Pfosten – die Einschläge kamen näher. Ein schöner Vortrag der Greifen über rechts durch Hubert Bylicki kam per Flanke in die Mitte, aber knapp vorbei (26.). Prenzlau übte längst eine konzentrierte Defensive und ließ sich dabei so einige Unzulänglichkeiten aufzeigen. Nach einem katastrophalen Fehlpass an der Mittellinie, der im Aufbau gar aus einem eigenen Freistoß resultierte, musste abermals Prenzlaus stets präsenter Keeper eingreifen, mit einer Hand lenkte der 43-jährige Pole das Leder hauchdünn über den Querbalken (28.).


Die Gastgeber drückten immer mehr auf die Führung, aber auch die Uckermärker probierten es nach vorn. Pawel Wojtalak wurde „taktisch“ eingebremst, den fälligen Freistoß servierte Marcel Blume herrlich für Michael Kraft – aber die Tormaße, knapp vorbei (31.). Die beste Chance bis dahin für den Landesligisten. Und weiter ging's, wieder Prenzlau: Bartosz Barandowski von rechts im Doppelpass mit seinem Kollegen Blume, links hinaus auf Außenverteidiger Artur Wojach, der wiederum schob zurück auf Barandowski. Der Flügelflitzer übersprintete seinen Gegenspieler mit Ball gar außen herum – wieder nur knapp drüber (33.). Es war ordentlich ´was los in der ehrwürdigen Arena, die Zuschauer applaudierten fast im Dauermodus. Direkt danach aber ging der Favorit völlig verdient in Führung. Mateusz Trzebiatowski nutzte einen ärgerlichen Ballverlust und überwand den chancenlosen Markiewicz souverän – 1:0 (34.). Torgelow spielte längst seine Verbandsliga-Routine aus, klar besser im Spiel, aber weniger dominierend, als zuvor erwartet. Und die Uckermärker hielten tapfer dagegen, zumindest einzelne Vorstöße gerieten durchaus gefährlich und sorgten vor allem für Entlastung des jungen Teams. Und immer wieder Marcin Markiewicz! Seine nächste Glanztat im „eins-gegen-eins“– nach einem erneuten Solo von Stürmer Hubert Bylicki verhinderte er abermals einen höheren Pausenstand (38.). Auch kurz vor dem verdienten Durchschnaufen noch einmal die Greifen. Juszczak scheiterte erneut an Markiewicz (42.). Dann ein Ballverlust vom insgesamt guten Artur Wojach am eigenen Strafraum – für gewöhnlich eine direkte Einladung des Gegners – wieder daneben (43.). Und direkt im Anschluss lenkte Prenzlaus hochbeschäftigter Torwächter in größte Not eine letzte Halbzeit-Rakete von Hubert Bylicki außen vorbei über die Grundlinie (44.). Der erste Durchgang bot bereits eine Unmenge an fußballerischer Faszination, mit einer eher knappen aber hochverdienten 1:0-Halbzeitführung ging´s in die Kabinen.


Aufmerksame Beobachter notierten ein Torschussverhältnis von 10:2 pro FC, demnach eher ein „Top-Defensiv-Training“ für die mit allem Herzblut verteidigenden Gäste – „Tolles Match!“ Prenzlaus Trainer probierte weiter, setzte auf die mitgereisten A-Junioren. So kam auch Danny Blume für seinen Landesklasse-Teamkollegen Eric Ziese auf den Rasen, und der gerade 18-Jährige fackelte nicht lange. Nach toller Vorbereitung durch Jaroslaw Filiks blieb er vor Schlussmann Ludwikowski eiskalt und vollstreckte zum 1:1 (61.). Die Prenzlauer hatten sicherlich mit einem Treffer geliebäugelt, angesichts des ersten Durchgangs aber darf der Ausgleich zweifellos als „erarbeiteter Erfolg“ gelten. Es blieb weiter spannend und hochklassig. Zunächst scheiterte Jaroslaw Filiks nach punktgenauem Pass von Danny Blume am tollen Greifen-Keeper (67.), ehe Marcin Juszczak auf der anderen Seite allein auf Marcin Markiewicz zustürmte. Im allerletzten Moment sprang Bartosz Barandowski mit einem großartigen Einsatz dazwischen – puh, das war knapp (71.). Das 1:1 bis in die Schlussphase wirkte objektiv reichlich schmeichelhaft, realistisch aber blieb es das Produkt exzellenter Defensivarbeit der Energetiker, die diese Partie weniger als nützlichen „Freundschaftskick in der Pfingstpause“ verstanden, eher wie ein ungleiches Pokalduell mit Außenseiterchancen angingen und daher kräftig viel investierten. Die erneute Führung der Gastgeber rückte die „Verhältnisse“ wieder etwas zurecht. Toni Schmidt netzte gekonnt ein – 2:1 (78.), noch aber gaben sich die Gäste nicht geschlagen. Mit dem Wiederanpfiff klingelte es auf der anderen Seite im Netz, Prenzlaus A-Junior Mohamed Almheesn aber soll beim Anspiel im Abseits gewesen sein, äußerst knapp und umstritten (80.). Der Schlusspunkt war dann aber wieder eindeutig, Prenzlaus insgesamt starker Innenverteidiger Wellington Schäfer kam beim Abwehrversuch im eigenen Sechzehner einen Tick zu spät – klarer Fall, Schiedsrichter Roland Schwenn aus Rossow zeigte sofort auf den Punkt. Kevin Riechert ließ Markiewicz keine Chance – 3:1 (83., FE). Die Greifen schlugen ihre uckermärkischen Widersacher völlig verdient, der Spielverlauf aber erzählte eine deutlich weniger einseitige Geschichte. Prenzlaus Cheftrainer Heiko Stäck durfte zufrieden mitnehmen, dass seine Elf trotz aller Verschleißerscheinungen zum Saisonschluss auch durch den Einsatz des vereinsinternen A-Nachwuchses selbst gegen hoch-favorisierte Gegner standhalten kann.


Nach der Pause verjüngte Stäck in enger Zusammenarbeit mit Juniorencoach Nico Hannemann seine ohnehin schon jüngste Startelf der Saison im Durchschnitt noch einmal von 27,9 auf 25,0 Jahre. Sechs A-Junioren traten ihre Dienste an und wirbelten unkonventionell, ja wie befreit über den Platz. Natürlich fehlte es hier und da noch deutlich an konsequenter Abstimmung untereinander, aber es ließ sich ein äußerst positiver Trend erkennen. Das aufstrebende Team der A-Junioren allerdings wurde zwei Tage zuvor vom Verein zur neuen Saison abgemeldet. Grund: die Personaldecke genügt nicht, um in der Altersklasse auf Landesebene bestehen zu können. Gastspielrechte werden erwogen, ein sehr konstruktiver und doch auch etwas deprimierender Entschluss der Trainer. Was aber bleibt sind die aufrückenden „Neuzugänge“ aus dem eigenen Nachwuchs-Pool des SC, die Heiko Stäck und seinem Team schon jetzt deutlich mehr Variationsmöglichkeiten bieten werden, wenn es am 19. August in die neue Landesliga-Saison geht. Bis dahin aber bleiben noch zwei Pflicht-Partien für die „Erste“, die möglicherweise doch noch um die Silbermedaille kämpfen könnte. Am Samstag geht´s nach Velten, deren Klassenerhalt spätestens nach dem Liga-Rückzug der „Förster“ aus Borgsdorf als sicher gilt. Zum Saisonfinale folgt dann im Uckerstadion der Showdown gegen die „Füchse“ aus Falkenthal, die bereits seit Wochen als „Rote Laterne“ und damit erster Absteiger feststehen. Ein Testspiel in Torgelow also, in das die Trainer weit mehr, als eine „lockere Trainingseinheit“ einbauten, die Reise hat sich zweifellos gelohnt – für alle Beteiligten und die für sie Verantwortlichen.

Prenzlau mit: Marcin Markiewicz – Michael Kraft, Wellington Schäfer, Pawel Wojtalak, Artur Wojach – Jaroslaw Filiks, Marcel Blume – Ricardo Ludwig, Bartosz Barandowski, Eric Ziese – Stephan Bethke

Reservebank: Lukas Theel, Paul Schön, Mohamed Almheesn, Danny Blume

Tore: 1:0 Mateusz Trzebiatowski (35.), 1:1 Danny Blume (61.), 2:1 Toni Schmidt (78.), 3:1 Kevin Riechert (83., FE)

Gelbe Karten: keine

Schiedsrichter: Roland Schwenn (Rossow) – Sebastian Koch, Hartmut Schäfer

Aufrufe: 04.6.2017, 17:44 Uhr
Ulrike SchwanAutor