2024-03-28T15:56:44.387Z

Interview
Saulheim ist "Futsal-müde" geworden und spielt kaum noch in der Halle. Archivbild: Harbke
Saulheim ist "Futsal-müde" geworden und spielt kaum noch in der Halle. Archivbild: Harbke

Saulheim entfernt sich von der Halle

Nur wenige Spieler zeigen Interesse an der Hallenrunde +++ Die Vorbereitung steht im Vordergrund

SAULHEIM. Die Bezirksliga-Fußballer vom FSV Saulheim sind eine der erfolgreichsten Hallen-Mannschaften des Kreises. In dieser Saison laufen sie aber nur bei der Futsal-Meisterschaft auf ­ – nirgends sonst. Trainer Oliver Schmitt reflektiert, woran es liegen könnte.
Herr Schmitt, der FSV Saulheim macht diesen Winter selbst um die großen Turniere wie in Gau-Odernheim sowie das Schiedsrichterturnier Anfang Januar einen Bogen. Warum?
Als ich im September/Oktober bei der Mannschaft nachfragte, gab es nur sieben Spieler, die mitmachen wollten. Das waren zwei Torhüter und fünf Feldspieler, fünf von 21. Weil die Resonanz so niedrig war, meldete ich keine Mannschaften, Dabei sind wir nur bei der Futsal-Kreismeisterschaft in eigener Halle, wenige Tage vorm Start der Wintervorbereitung.

Das heißt, Ihre Mannschaft darf nicht Kreismeister werden und sich für die nächste Runde qualifizieren?
Nein. Ich persönlich hätte Lust darauf, wenn wir uns weiterqualifizieren würden. Das hat in den vergangenen Jahren Spaß gemacht. Bei der Planung unseres Vorbereitungsprogramms habe ich auch auf die weiterführenden Futsal-Turniere Rücksicht genommen. Zeit hätten wir also ...

Noch einmal zurück zum Hallenfußball. Gibt es Gründe, weshalb Ihre Mannschaft hallenmüde ist?
Konkret gefragt habe ich niemanden. Aber den ein oder anderen Grund kann ich mir vorstellen: Erstens, die Mannschaft wird älter. Viele Spieler sind keine Studenten mehr, sondern stehen inzwischen mitten im Arbeitsleben. Nehmen wir unseren Kapitän Simon Schmitt zum Beispiel. Der arbeitet in Mainz-Kastel, bis 18 Uhr. Dann eilt er zu uns ins Training. Das ist ziemlich stressig. Und ich habe absolutes Verständnis dafür, dass er dann, wenn mal 14 Tage fußballfreie Zeit ist, nicht mehr in der Halle spielen möchte. Und so geht es vielen bei uns.

In der Tat, Hallenfußball-Turniere sind sehr zeitintensiv ...
Ja, es ist ein Unterschied, ob ich als Zuschauer mal in die Halle gehe, um zu gucken, oder als Spieler neun Stunden präsent sein muss. Hinzu kommt, dass wir in der vergangenen Runde in der Halle zwei schwere Verletzungen hinnehmen mussten. Beide Spieler fielen wegen Knöchelblessuren drei Monate aus. Das ist auch an den Mitspielern nicht spurlos vorbeigegangen, das Risiko wurde allzu deutlich. Als Trainer finde ich unsere Hallen-Abstinenz überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil, ich gehe davon aus, dass dann jeder wieder heiß in die Wintervorbereitung geht.

Die Fußball-Müdigkeit führen Sie auch auf die neuen Spielpläne zurück?
Ja. Ich finde, sie sind inzwischen viel zu verdichtet. Wir hatten seit Juni 55 Trainingseinheiten und rund 30 Spiele. Das ist für einen Amateur sehr, sehr viel.

Der Pokal wird inzwischen auch sehr weit in der ersten Wettkampfperiode gespielt ...
In der Tat, ich finde das sehr krass. Der Wettbewerb ist auch sehr unflexibel geworden. Die Spiele dürfen vor dem Pokalspieltag, der im Rahmenterminplan fixiert ist, verlegt werden, nicht mehr danach. Das ist schade, weil es dem Pokal seinen Reiz nimmt und die größeren Vereine begünstigt. Sie verfügen eher über das Potenzial, diesen Termindruck zu bewältigen, als ein kleiner Verein, der gerade mal seine zwölf, 13 guten Spieler hat. Es überraschte da auch nicht mehr, dass einige Klubs ihre Pokalspiele kampflos abgaben.

Was könnte man ändern?
Im Herbst ein fußballfreies Wochenende einführen – so wie es in der Rückrunde an Ostern ist –, das würde guttun, um durchzuatmen. Und man sollte darüber nachdenken, ob man die Pokalviertelfinals ins Frühjahr verschiebt.

Aufrufe: 023.12.2016, 12:30 Uhr
Claus RosenbergAutor