2024-03-28T15:56:44.387Z

Allgemeines
F: Stefan Brauer
F: Stefan Brauer

Salzburger Talentschmiede ist eine Chance

Ein Kommentar über den österreichischen Spitzenklub, der zum dritten Mal in Folge die U19 Champions Trophy gewonnen hat.

Die Einladung steht schon. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, ist Red Bull Salzburg auch im nächsten Jahr wieder zu Gast in Düsseldorf. Als Titelverteidiger. Im Stadion an der Roßstraße. Bei der U19 Champions Trophy. Und das ist gut so. Sehr gut sogar. Schließlich ist die Qualität der Österreicher unbestritten. Auch wenn zahlreiche Kritiker das nicht wahrhaben wollen. Als "Brauseklub" oder "Dosenverein" werden die Salzburger dann bezeichnet. Es wird gewettert, als ginge es um den Weltmeistertitel im Nörgeln.

Dabei ist die Triebfeder dessen menschlich. Es ist wohl Neid, von dem die ärgsten Widersacher der Österreicher verleitet werden. Das bestätigen auch die Spieler. Sie machen auch neben dem Rasen einen geordneten Eindruck, erzählen viel, erzählen meinungsstark - und treten keineswegs wie Jugendliche auf, die ein bisschen Fußballspielen können, aber viel mehr Interesse an irgendwelchen horrenden Gehaltszahlungen zeigen. Dem ist faktisch nicht so.

Natürlich sitzt den Salzburgern ein großzügiger Investor im Rücken - Dietrich Mateschitz als Inhaber des Energie-Drink-Konzerns "Red Bull". Aber mit seinem Geld wird nicht unüberlegt gehandelt. Es wird nicht zum Fenster herausgeschmissen, schon gar nicht mit der Absicht, kurzfristig Erfolg zu haben. Was immer in Salzburg geschieht, es geschieht langfristig. Und deshalb ist der dritte Erfolg der Österreicher in Folge bei der U19 Champions Trophy nicht in erster Linie auf den Sponsor zurückzuführen, sondern auf viele richtig getroffene Entscheidungen.

So haben sich die Österreicher entschlossen, Thomas Letsch als Trainer des Teams für das Osterturnier mit nach Düsseldorf zu schicken. Eigentlich ist der 47-Jährige inzwischen für den FC Liefering, das Farmteam der Salzburger, zuständig. Allein diese Tatsache zeigt den Stellenwert, den das Osterturnier für den österreichischen Spitzenklub hat. Es ist eine Chance, sich mit internationalen Größen zu messen. In der heimischen Liga gibt es im Prinzip keine ernsthaften Konkurrenten.

Klar, das mag auch damit zusammenhängen, dass den anderen Klubs nicht derartiges Geld zur Verfügung steht. Aber die Voraussetzungen sind in Salzburg optimal. Talente können sich weiterentwickeln. Und das wirkt sich auch positiv auf den deutschen Fußball aus. Weil die österreichische Bundesliga auf einem niedrigen Level rangiert, entschieden sich zahlreiche junge Fußballer zum Wechsel - auch nach Deutschland. David Gugganig zum Beispiel, Innenverteidiger und Kapitän des Salzburger Nachwuchses, träumt von einem Engagement beim FC Bayern München. Das sagt er ganz offen. Und es ist keine Utopie. Die Qualität bringt er mit - in allen Bereichen gleichermaßen. Fußballerisch und menschlich.

Und sollte der Wechsel tatsächlich irgendwann klappen, und sollte Gugganig mit seinen Leistungen beeindrucken, würden bereits die ersten Nörgler verstummen. Die Fans der Münchner nämlich. Einsicht würde sich durchsetzen. Einsicht, dass die Salzburger Talentschmiede eine Chance ist. Für alle Klubs. Eine Erkenntnis, deren Gewinnung sicherlich ein wenig Zeit benötigt. Aber die sich am Ende doch durchsetzt. Mancherorts zumindest.

Aufrufe: 031.3.2016, 09:56 Uhr
Tobias DinkelborgAutor