Als es in der vergangenen Woche heftig regnete, hatte Steffen Kircheis sogar mit einer Spielabsage geliebäugelt. Irgendwie nachvollziehbar, obwohl das Wetter und auch die Mannschaft von einem Ausfall nichts wissen wollten, spiegelte der aktuelle Spielberichtsbogen doch die Misere des TSV Katzwang wider. Nur zwei Auswechselspieler, dazu noch aus der glücklicherweise spielfreien „Zweiten“, waren da notiert, ein zweiter Torwart fehlte völlig - und zu Gast war, in so etwas wie einem Verfolgerduell der Kreisliga Jura, der SV Marienstein. Verständlich, dass der Trainer Kircheis nach dem 3:1 (1:0) und einer engagierten und vor allem in der ersten Halbzeit auch spielerisch guten Begegnung die Faust als Befreiungsschlag in die Höhe stieß.
Erleichtert um „mehr als 1000 Backsteine, die mir von der Seele gerutscht sind“, fühlte er sich für die Mannschaft und „stolz auf die Spieler“ war er, hatten sie doch die richtige und wichtige Antwort auf all die personellen Schwierigkeiten gegeben. Und auf zuvor zwei unnötige Niederlagen gegen TSG Roth und TSV Spalt, bei denen sie verunsichert gewirkt und sich „von der misslichen Situation hatten noch beeindrucken lassen“. Auch das durchaus verständlich, schließlich waren die Katzwanger als Bezirksliga-Absteiger vom Großteil der Kreisliga-Konkurrenten zum klaren Favoriten auserkoren worden und hatten sich auch selbst das durchaus realistische Ziel gesetzt, vorne mitzuspielen. Der Abstieg hatte kaum Konsequenzen, der Kader war bis auf Pascal Abele (zur SpVgg Ansbach) und Benno Scholl (zur TSG Roth) zusammengeblieben, wurde sogar durch eine Handvoll Spieler aus dem eigenen Nachwuchs noch verbreitert.
Nicht nur für Abteilungsleiter Carsten Stein ein Beweis, dass die sportlichen Strukturen, mehr aber noch der menschliche Zusammenhalt im Rednitzgrund stimmen. Dann aber kam alles anders - oder eigentlich auch nicht, denn die große Zahl verletzungsbedingter Ausfälle, die schon in der Vorsaison den Einsatz von 33 Spielern erforderten und maßgeblich den letztlich erfolglosen Kampf gegen den Abstieg beeinflusst haben, setzten sich fort. Nach Gründen wurde vergeblich geforscht; „einfach nur Pech“, sagt Stein und führt sogar die „großen“ Dortmunder als Beispiel an: Deren Trainer Jürgen Klopp nehme den Begriff Champions-League-Qualifikation auch nicht mehr in den Mund „und auch unsere Vorstellungen - sprich Aufstieg - sind unter diesen Umständen kaum umzusetzen“.
Momentan sind nur 50 Prozent des 22er Kaders einsatzbereit, einige davon noch angeschlagen oder, wie zum Beispiel der 19-jährige René Gallee, ohne richtige Vorbereitung nach vier Monaten Verletzungspause. Entspannung ist nicht in Sicht, auch wenn die Spielerbank wie gegen Marienstein gut besetzt ist - von den verletzten Akteuren. Während sie mitfiebern und nicht mit aufmunternden Zurufen geizen, hat der Trainer bei jedem, der auf dem Spielfeld zu Boden geht, nur einen bangen Gedanken: Hoffentlich nicht noch einer ... Dabei ist es Kircheis von seinem Naturell her eigentlich zuwider, die eigenen Probleme an die große Glocke zu hängen, „denn andere Vereine werden auch davon geplagt“.
Aber auch er räumt ein, dass die zwangsläufig geringe Trainingsbeteiligung und die fehlenden Alternativen „irgendwann an die Substanz gehen und die Wettbewerbsfähigkeit beeinflussen“. Umso wertvoller - für die Tabelle, aber mehr noch für das eigene Selbstvertrauen - ist der Sieg und die Leistung beim 3:1 über Marienstein. Die Einstellung der Katzwanger hat dabei von der ersten Minute an gestimmt, der Gegner wurde in der ersten Minute zum Hinterherlaufen gezwungen, die Zweikampfbereitschaft und die spielerische Überlegenheit drückte sich im 1:0, das Max Thümler mit einer Energieleistung nach einem Pfostenschuss von Torjäger Sascha Thiem in der 36. Minute erzielte, allerdings nur unbefriedigend aus. Die Folge waren verstärkte Offensivbemühungen der Gäste, denn Katzwangs Spielfluss geriet wegen eigener Nachlässigkeiten etwas ins Stocken. Im Verfolgertrio dabei Selbst ein raffiniert direkt verwandelter Freistoß von René Buortsch (63.) sorgte nicht für Entwarnung, reagierte Marienstein mit dem 1:2 durch Andreas Knoer (69.) doch prompt auf die Unaufmerksamkeiten der Gastgeber.
In der hitzigen Schlussphase war es Thiem, dem vorher im Abschluss wiederholt das Glück gefehlt hatte, der mit dem 3:1 (83.) für Aufatmen und mit Platz fünf dafür sorgte, dass Katzwang im Feld der Verfolger des souveränen Spitzentrios FV Dittenheim, DJK Schwabach und SC Großschwarzenlohe eine Rolle spielt. Neuer Mut also ist geweckt, mit weiteren Kraftakten die Ausgangslage in den letzten fünf Spielen vor der Winterpause noch zu verbessern. Danach nämlich sollen wieder mehr Spieler auf der Katzwanger Bank sitzen - nicht in Zivil, sondern im Trikot. Der Ehrgeiz jedenfalls ist ungebrochen, wenigstens leistungsmäßig wie einer der Favoriten aufzutreten. Egal, ob der Aufstieg noch in Reichweite gerät oder nicht.