2024-04-24T13:20:38.835Z

Analyse

Rückblick: Die Hinrunde der Bezirksliga II

Vergleich aller 16 Teams mit ihren Saisonzielen +++ Serien und Trainerwechsel

"Alle Jahre wieder". Ein Slogan, der gerade in der Weihnachtszeit sehr häufig verwendet wird, um stets wiederkehrende Ereignisse zu beschreiben. Doch nicht nur rund ums Fest gibt es diese, im Zwölfmonats-Rhythmus wiederkehrenden Traditionen. So stecken sich alle Jahre wieder im Sommer Fußballvereine Saisonziele. Manche agieren dabei offensiver, manche zurückhaltend. Nun, ein halbes Jahr später, überprüft FuPa im großen Hinrundenrückblick, welche Teams der Bezirksliga 2 ihre Vorhaben umsetzen konnten und wer ihnen deutlich hinterhinkt.

Die erwartbaren Spitzenteams:

"Der Sturm entscheidet Spiele, die Abwehr Meisterschaften". Eine alte Fußballweisheit, die bereits viele Trainer für sich nutzten. Unter anderem Jupp Heynckes, als er mit dem FC Bayern München 2013 drei Titel bejubeln konnte. Das wird der TuS Feuchtwangen aufgrund mangelhafter Wettbewerbsvielfalt im Amateurfußball zwar nicht schaffen, den Kurs in Richtung Landesliga aber haben sie in Westmittelfranken bereits zielstrebig aufgenommen.Ob das am Trainer liegt? Ähnlich wie Jupp Heynckes genießt auch Thomas Ackermann eine natürliche Autorität. Der 51-Jährige, vor der Serie vom Landesligisten SF Dinkelsbühl zu seinem Heimatverein gewechselt, konnte aus der bereits in den Vorjahren starken Elf (einmal Vierter, zweimal als Zweiter in der Relegation gescheitert) noch einmal etwas mehr herauskitzeln. Der TuS thront trotz zweier noch ausstehender Matches an der Tabellenspitze und hat - zumindest der alten Fußballweisheit zufolge - beste Aussichten auf die Meisterschaft. Die Feuchtwanger haben nämlich nicht den allerbesten Sturm, stellen aber mit nur 18 Gegentreffern aus 19 Partien die mit Abstand beste Abwehr der Liga.


Spitzenspiel: Am letzten Spieltag vor der Winterpause zeigten 1:0-Sieger TuS Feuchtwangen (rechts) und die TSG Solnhofen in einem klasse Spiel, warum sie zurecht in der Spitzengruppe stehen (Foto: Andreas Schmitt).

Hinter dem Primus haben sich zwei Mannschaften positioniert, die ihr Saisonziel auf der FuPa-Vereinsseite mit "oben mitspielen" angaben. Und dies bislang voll erfüllten! Sowohl der SV Ornbau als auch der SC 04 Schwabach setzten dabei aber auf eine andere Taktik als Feuchtwangen. Wenn sie hinten eins reinkriegen, schießen sie halt vorne eins mehr. Oder in Zahlen: Während die "Ackermänner" in sieben Partien ohne Gegentreffer blieben, gelang dies der Konkurrenz lediglich in jeweils vier Fällen. Dafür lassen es die Verfolger vorne richtig krachen: Die Schwabacher trafen in neun, die Ornbauer in sieben Spielen dreimal oder öfter. Feuchtwangen gelang dies nur fünf Mal. Es bleibt also spannend, wer sich den Titel sichert: Die beste Abwehr oder einer der offensiv so starken Verfolger.

Positive Überraschungen:

Neben dem schon vor der Serie ganz vorne erwarteten Spitzentrio konnten auch einige andere Teams der Bezirksliga 2 während der Hinserie positiv gesehen ihren Stempel aufdrücken. Allen voran die TSG Solnhofen. Die Elf, welche nach der Kreisligameisterschaft 2011 die folgenden Spielzeiten auf den Rängen 11, 10 und 8 beendete, startete ab Mitte September eine fantastische Erfolgsserie und blieb in zwölf Partien in Serie unbesiegt. Erst das knappe 0:1 in Feuchtwangen am letzten Spieltag vor der Winterpause beendete den Lauf der Mannschaft um Trainer Franz Wokon. Mit sechs Zählern Rückstand auf Ornbau liegen die Kicker aus dem Kreis Weißenburg-Gunzenhausen zur Halbzeit in Schlagdistanz nach vorne. Und das, obwohl Solnhofen noch am 10. Spieltag auf einem Abstiegsrang lag!

Punktgleich mit der TSG und damit ebenfalls besser als seine eigene Zielsetzung ("Mittelfeldplatz") steht der SC Aufkirchen da. Und das, obwohl die Elf vom Fuße des Hesselbergs bereits einen Trainerwechsel verkraften musste. Ralf Meier, der in der Rückrunde des Landesligisten SF Dinkelsbühl trainieren wird, trat Mitte Oktober von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger wird Norbert Brandt, der wiederum in Dinkelsbühl Ende September zurückgetreten war. Abgelenkt hat den SCA der Tausch auf der Trainerposition jedoch keinesfalls. Seit dem Meier-Weggang holte man 15 Punkte aus sechs Spielen und sorgte damit für eine überaus positive Winterposition.

Positiv ist auch das treffende Stichwort der Reservisten der SpVgg Ansbach. Nach der überragenden Meisterbilanz in der Kreisliga Nürnberg-Frankenhöhe 1 (27 Siege in 30 Spielen) gewannen die jungen Bezirkshauptstädter unter Neu-Coach Thomas Foth (löste zu Saisonbeginn Jörg Nadler ab) eine Liga höher einfach mal weiter. Vor allem in den ersten zwölf Spielen, in denen man 21 Punkte holte und 28-fach ins Schwarze traf, zeigten die Aufsteiger, dass sie sich in der neuen Liga sofort zurecht fanden. Gegen Ende der Hinrunde wurden die Erfolge, auch bedingt durch die Verletzungsmisere bei der "Ersten", etwas weniger. Mit insgesamt 31 Zählern gehören die Grün-Weißen aber auf jeden Fall zu den positiven Erscheinungen der Hinserie.

Doch nicht nur der Frankenhöhe-, sondern auch der Neumarkter Kreisligameister hat die Liga bereichert. Vor allem zu Saisnbeginn hatte die Konkurrenz den FC Holzheim, für den 2014/15 nichts anderes als der Ligaerhalt zählt, wohl nicht unbedingt auf der Rechnung. Fünf Partien lang blieben die Oberpfälzer im mittelfränkischen Oberhaus unbesiegt, elf Mal freuten sie sich über ein eigenes Tor. Erst dann zeigten die beiden Ansbacher Teams (3:5 bei der SpVgg II und 0:2 in Eyb) der Yelegen-Elf Grenzen auf. Der FCH fing sich jedoch wieder und wurde im weiteren Verlauf zu einer kleinen Wundertüte. Glorreiche Siege (zum Beispiel 2:0 gegen Ornbau und 5:1 in Roth) wechselten sich ab mit bitteren Niederlagen (1:4 im Derby in Pölling und 1:5 gegen Windsbach). Alles in allem liegt Holzheim aber zur Winterpause vier Plätze vor Rang 13. Und das ist das, was letztlich zählt.


Zuschauermagnet: 300 Fans sahen das 2:2 im Neumarkter Derby zwischen dem FC Holzheim (links) und dem BSC Woffenbach (Foto. Günter Distler).

Im Rahmen der gesteckten Ziele:

Das muss man erstmal schaffen: Der TV 21 Büchenbach ist Letzter der Fairplay-Wertung, hat aber noch keine einzige rote Karte gesehen. 69 Verwarnungen und fünf Ampelkarten ergeben aber 84 "Strafpunkte" und sind der Topwert der Bezirksliga 2. Am Einsatz scheint es den Mannen um Trainer Herbert Heidenreich also nicht zu mangeln. Und auch sportlich sind die Kicker aus dem Landkreis Roth ganz gut dabei. Mit 29 Punkten rangieren sie auf dem siebten Platz und sind damit immerhin sechs Positionen höher datiert als zum Ende der abgelaufenen Saison 2013/14. Die Winterpause allerdings kam wohl für die Büchenbacher zur rechten Zeit, um neue Kräfte zu tanken. Die letzten vier Spiele vor der langen Auszeit haben sie nämlich allesamt verloren.

Eher zum schlechtestes Zeitpunkt kam der Break hingegen für den ESV Ansbach-Eyb. Ende November gelang den Eisenbahnern nämlich, was sie zuvor satte neun Mal vergeblich versucht hatten: ein Auswärtssieg - 2:1 in Woffenbach. Insgesamt holte der ESV nur fünf Punkte auf fremdem Terrain. In der Auswärtstabelle ist dies eindeutig der letzte Rang. Und gerade als es klappte, da war die Hinrunde auch schon wieder rum. Dass den Eybern während der spielfreien Zeit beim Blick auf die Tabelle dennoch nicht allzu mulmig wird, dafür sorgt ihre Heimstärke. Auf dem eigenen Gelände nahe den Gleisen ist der Ansbacher Stadtteilverein einfach eine Macht. 22 Punkte aus zehn Spielen, nur zwei Niederlagen. Das bedeutet Rang zwei in der Heimtabelle. Nur Primus Feuchtwangen war hier besser als der Ranglistenachte.

Ein offizielles Saisonziel eingetragen haben die Verantwortlichen des Aufsteigers TSV 1860 Weißenburg zwar nicht, das Überwintern auf dem elften Tabellenplatz - also vor der Abstiegszone - ist aber sicherlich als in Ordnung einzustufen. Wäre da nicht diese negative Tendenz gewesen, welche die "Sechzger" durch die letzten Wochen begleitete. Waren die Weißenburger nach dem 15. Spieltag noch Tabellenvierter, gab es anschließend keinen einzigen Sieg mehr. Nur noch einen Zähler liegen die Abstiegsränge entfernt. Indirekt sicherlich ein Grund für den Rücktritt von Trainer Thomas Schneider, dessen Nachfolge im neuen Jahr Oliver Wellert übernimmt.

Zwar nur einen Platz vor dem ominösen Strich, aber eben vor dem ominösen Strich: Nichts anderes als der Klassenerhalt zählt beim TSV Windsbach, der damit seine Ziele in der Hinrunde gerade so erfüllt hat. Einen Zähler Vorsprung hat die Elf von "Kappo" Kamm auf die Abstiegsränge nach einer ersten Halbsaison, die spektakulärer kaum hätte sein können. Fing das Ganze mit nur sechs Punkten aus den ersten acht Begegnungen sehr schleppend an, schlugen die Windsbacher im September hintereinander Solnhofen, Schwabach und Roth. Es folgte ein unspektakuläres 0:0 gegen Winkelhaid, ehe es am 5. Oktober gewaltig schepperte. 6:4 gewann Windsbach gegen Aufkirchen. Das Pikante dabei: Gleich fünf Treffer fielen durch Elfmeter!

Hinter den eigenen Zielen zurück:

Einen Punkt und drei Plätze besser als Windsbach steht der SV Pölling da. Vergleicht man jedoch die in der FuPa-Datenbank eingetragenen Zielsetzungen löst dies bei den Oberpfälzern keine Jubelstürme aus. Dort steht nämlich beim SVP etwas von "einstelliger Tabellenplatz" geschrieben, den sie zwar nur knapp, aber eben doch verpassten. Und das trotz des prestigeträchtigen 4:1-Derbysieges vor der FuPa-Cam gegen den FC Holzheim. Schuld an der minimal zu geringen Ausbeute war sicherlich allen voran die drei Spiele andauernde Sieglosserie im September, als man das Derby gegen Woffenbach verlor und anschließend gegen die beiden AN-Teams insgesamt neun Gegentreffer kassierte. Kurz vor der Winterpause zeigte der Trend im Gegensatz dazu aber nach oben. Einem 1:1 gegen Spitzenteam Schwabach folgte ein deutliches 3:0 gegen Windsbach.

Mehr vorgestellt hat man sich sicherlich beim BSC Woffenbach. Die Elf von Tobias Ochsenkühn hat zwar bei FuPa kein Saisonziel eingetragen, kann als Vorjahresfünfter mit Rang 12 zur Pause aber sicher nicht zufrieden sein. Schuld tragen vor allem zwei Serien: vier Unentschieden in Folge vom elften bis zum 14. Spieltag und vier Niederlagen von Runde 17 bis 21. In einer Statistik liegt der BSC aber vorne: Die meisten Besucher während eines Spiels strömten in der Hinrunde auf den Sportplatz im Neumarkter Südwesten. Satte 300 verfolgten am letzten Spieltag des Jahres das 2:2 im Derby gegen Holzheim.

Die "Negativüberraschung" der vergangenen Monate ist sicherlich die "Leistung" der TSG 08 Roth. Die Kreisstädter - vor zwei Jahren noch Landesligist und im Vorjahr Ranglistenvierter - enttäuschten auf der ganzen Linie und beginnen de Rückrunde mit dem Rücken zur Wand. Dabei begann alles so vielversprechend, das erste Match wurde gegen Eyb mit 2:0 gewonnen. Anschließend gab es jedoch nur einen Sieg in elf Spielen, die Abwärtsspirale setzte sich in Gang. Da half auch das zwischenzeitliche 5:0 gegen Winkelhaid nicht viel, in dessen Anschluss Trainer Oliver Wellert seinen Rücktritt bekanntgab. Roland Busch und Roland Wolfschläger übernahmen als Doppelspitze, gegen Ende der Vorrunde wurden sie mehr und mehr von Rainer Gerlitz unterstützt. Der oft gerühmte kurzfristige Erfolg eines Trainerwechsels blieb jedoch aus. Nach den fünf Treffern gegen Winkelhaid folgten erst einmal fünf Partien ohne Dreier. Erst die drei Siege vor der Winterpause - unter anderem ein fulminantes 6:2 gegen Ornbau - lassen die Rother wieder von einer besseren Rückrunde träumen.


Kellerduell: Die TSG Roth stand beim 4:2-Sieg gegen den SV Mosbach ganz schön unter Druck (Foto: Salvatore Giurdanella).

Lediglich nach dem allerersten Spieltag, einem 0:0 gegen Ansbach II, stand der TSV Winkelhaid während der Hinrunde nicht auf einem Abstiegsplatz. Damit hat die Elf von Trainer Dominic Rühl - im Vorjahr Neunter - ihr FuPa-Ziel "Mittelfeldplatz" doch deutlich verfehlt. Die Basis dieses Misserfolges wurde dabei gleich zu Saisonbeginn gelegt. Während der ersten sieben Spiele gab es keinen Sieg, wobei die Kicker aus dem Nürnberger Land in fünf Partien ohne eigenen Treffer blieben. Dann machten die Partien gegen die beiden Weißenburger Teams etwas Mut, welche an den Spielrunden 8 und 10 jeweils gewonnen wurden. Weitere fünf Matches ohne Sieg schlossen sich jedoch an, sodass der Dreier im Kellerduell gegen Mosbach hinten raus letztlich von eminenter Bedeutung war. Nach der Pause hofft man nun bei den Hallenspezialisten des TSV, dass ähnlich wie im Vorjahr die Erfolge auf dem Parkett die Grundlage für eine erfolgreiche Rückrunde liefern.

"Im Verein gibt es die Einstellung: Lieber absteigen als Harakiri irgendwas machen", berichtete Bernd Strauß, langjähriger Coach des SV Mosbach, im November gegenüber FuPa. Da wusste er noch nicht, dass die Westmittelfranken die letzten beiden Kellerduelle gegen Roth (2:4) und Winkelhaid (1:2) beide verlieren sollten. Nun beträgt der Punkteabstand zum erklärten Saisonziel, dem Klassenerhalt, bereits sieben Punkte. Dennoch: Die Mosbacher, welche als Vorjahreszwölfter ihre Ligatauglichkeit schon unter Beweis gestellt haben, sind noch nicht abzuschreiben. Kommen ihre Langzeitverletzten wieder in Form, können sie noch so manchen Gegner gehörig ärgern. Ob es dann langt, wird sich zeigen.

Beim FC/DJK Weißenburg wussten sie, dass das Abenteuer Bezirksliga kein einfaches Unterfangen werden würde. Als letzter mittelfränkischer Verein hatte sich die personell oft am Zahnfleisch gehende Elf noch mit Spielertrainer Markus Vierke, der mittlerweile die Reserve des SV Seligenporten betreut, am 21. Juni 2014 im allerletzten Relegationsspiel das Ticket für den Bezirk ergattert. Dort sind der neue Trainer Martin Huber und seine Elf fast in jedem Match krasse Außenseiter. Dies merkte man vor allem zu Serienbeginn, als man aus den ersten elf Partien lediglich zwei Zähler ergatterte. Erst nach dem 4:1-Heimsieg gegen Eyb sind die Kicker vom Lehenwiesenweg richtig in die Liga angekommen. Ob dies zu spät ist oder die FC/DJKler nach einer vernünftigen Vorbereitung, die im Sommer wegen der langen Relegation nicht möglich war, richtig aufdrehen, wird die spannende Frage der ersten Rückrundenspiele sein.

Aufrufe: 031.12.2014, 15:38 Uhr
Andreas SchmittAutor