2024-05-08T14:46:11.570Z

Vereinsnachrichten
Die neue Rückwechsel-Regel in den unteren Ligen erlaubt nach einer Verschnaufpause auch wieder die Teilnahme am Spielgeschehen, was personell schwächeren Teams weiter hilft.
Die neue Rückwechsel-Regel in den unteren Ligen erlaubt nach einer Verschnaufpause auch wieder die Teilnahme am Spielgeschehen, was personell schwächeren Teams weiter hilft.
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Rote Karte dem Spielermangel

Neue Rückwechsel-Regel stößt auf geteiltes Echo im Bezirk Alb

Seit der laufenden Saison 2014/15 dürfen Vereine der untersten beiden Ligen im Bezirk Alb die sogenannte Rückwechsel-Regel in Anspruch nehmen. Das Echo ist meist positiv. Wir hörten uns bei den Klubs um.

Die Rückwechsel-Regel wird von den B- und C-Liga-Vereinen des Fußball-Bezirks Alb in Anspruch genommen. Für diese Ligen ist sie konzipiert. Und sie wird vor allem von denjenigen Vereinen praktiziert, die personell eher auf schwachen Beinen stehen.

Im Kern besagt sie, dass man unter Beibehaltung des Kontingents von drei Spielern beliebig oft ein- und auswechseln kann. Dabei können bereits ausgewechselte Spieler auch wieder eingewechselt werden. Anfänglich führte dies zu Irritationen, mittlerweile nehmen viele Vereine diese neue Regel, die übrigens in anderen Landesverbänden bereits seit Jahren angewandt wird, in Anspruch. Befürchtungen, dass häufige, lästige Wechsel bei bestimmten Spielständen in der Schlussphase einer Partie dazu führen, dass der Spielrhythmus verloren geht, oder es sogar bewusst zu taktischen Verzögerungen kommt, haben sich bis jetzt nicht bewahrheitet.

Bezirksvorsitzender Horst Beck räumt ein, dass bewusste taktische Wechsel "nicht ausgeschlossen werden können". Nach derzeitigem Stand könne man häufige Wechsel nicht verbieten. "Die Schiedsrichter können insofern entgegenwirken, dass sie die Nachspielzeit verlängern", so der Fußball-Chef des Bezirks. Insgesamt findet er die neue Regel positiv. Sie soll zum einen personelle Engpässe überwinden, aber auch während eines Spiels mehr Möglichkeiten einräumen.

Dass sich Bezirk und Verband den geänderten Situationen im Fußball-Spielbetrieb stellen wollen, zeugt von den Vorhaben beim kommenden Verbandstag. Dort sollen die Möglichkeiten geprüft werden, künftig vier Auswechslungen pro Spiel anzubieten. Auch die Inanspruchnahme des sogenannten "Norweger Modells" steht im Raum, das der WFV gerade in einer Reserve-Liga im Bezirk Donau testet. Dabei kann ein Verein vor einer Halbserie sagen, dass er beispielsweise nur mit neun Spielern in der Startaufstellung spielen will. Der Gegner müsste dann ebenfalls mit neun Akteuren antreten. Das Spielfeld müsste aber unter Umständen angepasst werden. Konkrete Pläne mit diesem Modell für den Aktiven-Bereich gibt es bis jetzt noch nicht. Wohl aber findet es bereits im Bezirk Alb in den Jugend- und Mädchenstaffeln Anwendung. Vor allem bei den Kleinen sind Neuner- und Siebener-Staffeln im Angebot. Trainer Kim Müller vom B2-Ligisten TB Metzingen findet die neue Regel in den unteren Ligen "sehr gut". Vor allem komme sie denjenigen Vereinen, die dem Spielermangel ausgesetzt sind, entgegen. "Ich wende die neue Regel an und habe bisher noch keine negativen Erfahrungen damit gemacht." Auch die Befürchtungen, sie als taktisches Mittel einzusetzen, hätten sich bisher nicht bestätigt. "Bis jetzt sind alle den Regeln entsprechend umgegangen, ich sehe keine Nachteile", so der Coach, der seit fünf Jahren den Turnerbund Metzingen betreut.

Und auch Trainer Tomislav Tadic vom SV Sveti Sava Reutlingen ist angetan: "Klar kommt es Mannschaften mit nur wenigen Ersatzspielern zugute. Aber auch während eines Spieles ist es von Vorteil, ausgewechselten Spielern eine Ruhepause zu gönnen."

Tadic kann ein Lied davon singen. Im Spiel gegen Altenburg nahm er zwei Spieler nach 20 Minuten raus, um sie dann wieder in der zweiten Halbzeit zu bringen. Aus einem 0:2 wurde so ein 4:2-Sieg. Die Kopfwäsche hat also ihren Zweck erfüllt. "Ich bin der Überzeugung, wir hätten die Partie sonst verloren", sagte der Coach.

Zurückhaltender gibt sich Richard Potye vom B-Ligisten TSV Altenburg. Er habe die Regel bisher nicht angewandt. Was bringe es, ausgewechselte Spieler wieder in den Spielbetrieb zu schicken. "Wenn einer draußen ist, soll er auch draußen bleiben. Von dem ganzen Hin und Her halte ich nichts, zudem ist die Verletzungsgefahr höher, wenn einer sozusagen kalt von der Bank wieder reinkommt." Er sieht auch die Gefahr, dass sich einiges verwässert und die Übersicht verloren geht: "Wenn man die Sache weiter treibt, sind es ja bald Zustände wie im Eishockey, wenn man ganze Spieler-Blöcke austauschen kann."

Er gibt allerdings zu, dass Teams mit dünner Personaldecke profitieren können. In Ordnung würde er finden, wenn es künftig die Möglichkeit geben würde, vier Spieler ein- und auszuwechseln. Jedenfalls soll dem Spielermangel künftig die rote Karte gezeigt werden.

Aufrufe: 012.3.2015, 14:50 Uhr
LEOPOLD FREUDEMANN | SWPAutor