2024-03-18T14:48:53.228Z

Querpass

IUTT 2017 - Out of Lines

Rostocker FC bereitet Romina Burgheim unvergesslichen Abschied von der Frauen-Futsal-Bühne

Es gibt in einem Fußballjahr verschiedene Termine, die ein richtiger Fan oder (aktiver) Fußballspieler nicht verpassen darf. Zu solchen Events zählt beispielsweise das DFB – Pokal – Finale oder das entscheidende Spiel um Europas Fußballkrone. In der aufstrebenden und sich stetig entwickelnden Neu – Abteilung des Fußballs - Futsal - gibt es vergleichbare Großereignisse.

Ein absolutes Muss ist dabei für jeden aktiven Futsaler das jährlich stattfindende internationale Turnier in Eindhoven, das von dem Team der Technischen Universität, E.S.Z.V.V. Totelos, ausgerichtet und liebevoll organisiert wird. Über drei Tage finden sich am Pfingstwochenende diverse Männer – und Frauenmannschaften aus Holland, Frankreich und Deutschland zum sportlichen Stelldichein ein. 2009 erlebte Romina Burgheim dort ihre Premiere, die damals durch ihre Mitspielerin Ines Reinecke (FFC Heike Rheine - Regionalliga) vom Futsalfieber angesteckt worden war. Als Repräsentanten der Universität Münster gewannen sie für den UFC Münster in dem besagten und dem darauffolgenden Jahr den begehrten Pokal.

Gemäß dem Credo „Aller guten Dinge sind drei“ sollte also das Comeback sieben Jahre später folgen, dieses Mal aber nicht im Trikot des UFC, sondern im sportlichen Gewand des Rostocker FC! Was war geschehen?

Die damals geknüpften Kontakte sollten sich als ungemein wertvoll herauskristallisieren, als Romina Burgheim Anfang des Jahres von der Torhüterin des Rostocker FCs, Tracy Sawallisch, gefragt worden war, ob sie Lust habe für ihr Team zu spielen. Was für eine Frage! Kam ein Einsatz für den UFC doch nicht mehr infrage, da sie a) schon lange aus der Uni (zu mindestens offiziell) raus ist und sich b) mittlerweile die Futsal - Strukturen beim UFC so professionalisiert haben, dass die UFC-Damen sich sogar den Luxus erlauben konnten, gleich zwei Teams nach Eindhoven zu schicken. So wurden galant zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. 1. Ein letztes Mal auf dem Frauen-Futsal – Parkett einen heißen Tanz hinzulegen 2. Ein Wiedersehen mit alt –bekannten und neuen Gesichtern zu feiern.

Denn neben dem ganzen sportlichen Wettkampf und Ehrgeiz, den die Teams an den Tagen an den Tag legen, zeichnet sich das Turnier in Eindhoven vor allem durch das unbestechliche Rahmenprogramm und den damit bedingten zwischenmenschlichen Begegnungen aus. Daher wird dies auch kein gewöhnlicher Turnierbericht, sondern vielmehr ein sportlich - literarisches Potpourri aus einzelnen erwähnenswerten Anekdoten, die sich auf und am Spielfeld – Rand zugetragen haben. Fazit: 1A!!!

Anreise

Ein perfektes Turnier verlangt eine perfekte Organisation. Dies beginnt schon mit der Anreise, stellte sie doch alle Beteiligten vor große Herausforderungen, da man aus verschiedenen Ecken Deutschlands eintrudelte. Besonders dekadent reiste Wencke Walter aus München an, die sich die Fahrt mit dem Bulli schenkte und ihren Privatjet vorzog (als frisch gebackene Doktorandin ihres Standes kann man sich einen solchen Luxus ja auch erlauben): Die Delegation, die auf dem Boden geblieben war, wurde in Osnabrück komplettiert - denn dort stieß Romina Burgheim auf ihre Teamkameradinnen der nächsten drei Tage und es folgte eine erste Kennlern- und Schnupperphase: Mit von der Partie sollten sein:

Susi: Käptn mit Herz und eingefleischte Hete

Helke: ein stilles Wässerchen der ganz besonderen Sorte

Wibke: Topmodel und Moral(apostel) in einer Person

Tracy: Verrückte Ulknudel und Tanzbär

Heike: Entspannungskünstlerin und Elefantenblasenbesitzerin

Sweety: süßer Sonnenschein

Malena: besonnenere und vernünftigere Hälfte von...


Beccs: Mädchen für alles und Bier-Entsagerin:D

Die vorangeschrittene Uhrzeit zollte schon auf mehreren Ebenen ihren Tribut:

Tracy (angetan): Ach das klingt gut.... Wer trinkt denn da? Das klingt so erotisch…..

Romi (orientierungslos): Ich fang gleich an, aus den Kippen zu latschen…

Wibke (undeguldig): Ich hab das Gefühl wir kommen gar nicht vorwàrts

Malena: Jo wir fahren rückwàrts…

Tracy (einsichtig): Ich muss die Augen aufhalten beim Lachen

Und immer wieder Angst, die stille Helke zu verlieren:

Tracy (besorgt): Ist Helke noch da?!

Wibke/ Malena/ Romi/ Susi im Chor: JA :D

Tracy: Ungemein beruhigend, dass sich alle zu Helke, äußern nur Helke selbst nicht



Aufbau

Nachdem die gesamte Crew Tracys gewagten Fahrmanöver erfolgreich überlebt hat und das Auffinden der Campingstelle gefühlt fast mehr Zeit in Anspruch genommen hat als die eigentliche Fahrt (zumindestens von Osnabrück nach Eindhoven) ging es an den letzten beschwerlichen Akt des Tages mit reichlich Müdigkeit in den Beinen und im Körper. Während die Gutverdiener unter den Rostocker Ladys sich in die weichen Federn eines 4 - Sterne Hotels schon werfen konnten, mussten die Outdoor - Spezialisten ersteinmal ihre Behausung aufbauen. Vor unverhoffte Probleme sahen sich Wencke und Romi gestellt, die mit dem geraden und scheinbar unbiegsamen Gestänge des Atmosphere Dome so gar nicht zurecht kamen und sämtliche Lösungen theoretisch in Betracht zogen und durchanalysierten anstatt dem Grundsatz „probieren geht über studieren“ zu frönen, der letztlich zum Erfolg führte und man im Nachhinein doch herzlich über die eigene mentale Unbeweglichkeit lachen musste. Der aufkeimende Frust wurde auch gleich mit zärtlichen Neckereien an die ebenfalls mit den Zelten kämpfende interne Konkurrenz kompensiert:


Wencke: Also euer Zelt ist ja nur knapp kleiner als das Frühstückszelt.

Tracy hingegen hat die Dinge gerne selbst in der Hand, sodass sie das freundliche Angebot eines Herren aus den eigenen nordischen Reihen freundlich, aber resolut ausschlug. Dieser jedoch war solch Selbstständigkeit oder Entschlossenheit einer Dame nicht gewohnt, dass er weiter seine Hilfe anbot. Alle charmanten Versuche überzeugende Argumente zu liefern („Willst du alleine scheitern oder lieber gemeinsam?“) perlten aber unbeeindruckt an unserem Schnapper ab, dass er verwirrt nach Luft schnappend sich kleinlaut entschuldigend zurückzog und uns den ersten Running Gag bescherte: „Aber denke doch bitte an die Gemeinschaft!“

Aufklärung

Viel Kopfzerbrechen bereitete schon im Voraus allen Rostockeeeern Ladies der Spielmodus. Die Aufteilung der einzelnen Gruppen sowie die Ermittlung der einzelnen Gegner zu verstehen, verlangte mehr als nur ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Auch vor Ort sollte sich der Schleier des Nichtwissens nicht lösen, wartete doch Totelos mit einer eigenwilligen Punktezählung auf, mit der die einzelnen Ergebnisse gewürdigt wurden. Letztlich kapitulierten alle Beteiligten, dieses hochausgeklügelte und differenzierte System zu verstehen. Mit zwei rudimentären Erkenntnissen begnügte man sich:

a) Tag 1 und 2 glichen eher einer Abtast – und Kennlernphase fast aller Teams, bevor es ans Eingemachte ging.

b) Denn bis zu Tag 3 tröstete man sich mit der aussichtsreichen Hoffnung, unabhängig von den erzielten Resultaten, dass man „immer noch das Turnier gewinnen könnte“

Zu guter Letzt blieb den sprachsensiblen Spielerinnen in den eigenen Reihen auch die BEdeutung des diesjährigen Mottos des Turniers „Outside the Lines“ verborgen. Interessierte Nachfragen bei den Organisatoren brachte nicht die erwünschte Erleuchtung!

Abendprogramm 1: Pub Crawl Tour

Großer Beliebtheit erfreut sich alljährlich die Pub-Crawl - Tour, die - ausgestattet mit entsprechenden VIP-Cards - es allen Turnierteilnehmern ermöglicht, im Abstand von 30 Minuten die Bar - und KneipenLandschaft von Eindhoven kennen zu lernen und die Gegner mal im Freizeitlook bewundern zu können. Um einander zu erkennen, hatten die Organisatoren zusätzlich rote Bandanans verteilt, die im finalen Lokal für ein entsprechendes GEMEINSCHAFTS - Gefühl unter den Tanzenden (und wahrscheinlich hohen Wiedererkennungswert bei entsprechender Trunkenheit) sorgen sollte. Besonders schön: in jeder Bar wurde man mit einem anderen Getränk begrüßt, sodass man eigentlich kein Portmonaie benötigte, um sicher durch die Nacht zu kommen.

Beherzte Maßnahme:
Susi: Ja - Boah ich war von so vielen Lesben umgeben, also da musste ich erstmal in eine dicke Wurst beißen :D Da gings mir gleich wieder besser :D

Glasklare Angelegenheit:

Wibke (kritisch): Was ist denn da so viel Wasser drinne?!

Heike: Ahm Wibke... Das ist der Gin!

Absolutes Highlight war sicherlich die Karaoke - Bar, in der die Rostocker Ladys ihre Rampen - Sau - Qualitäten unter Beweis stellten, allen voran die Knalltüten Tracy und Romi. Völlig spontan und auf einer stillen harmonischen Vereinbarung beruhend entwickelten sie zu dem Gassenhauer „Everybody“ der BackstreetBoys eine sagenhaft dynamische Choreographie, die das Publikum nicht kalt ließ. Wibke, Heike, Malle, Helke und Sweety glänzten als souveräne anmutige Background-Sängerinnen, während Frontfrau Susi für stimmliche Qualität am Mikrofon sorgte.

Abendprogramm 2: Bierpong Challenge

Der zweite und letzte Abend vor den entscheidenden K.O. Spielen hielt genau die richtige Aufmunterung parat. Denn so gut und vielversprechend der erste Turniertag verlaufen war (mit einer Niederlage und zwei Siegen), so ernüchternd und erfolglos war die zweite Gruppenphase absolviert worden. Wahnsinnige Chancen - Effizienz auf der einen und etwas Glücklosigkeit im Abschluss auf der anderen Seite führten dazu, dass man trotz spielerischer Überlegenheit und schöner Kombinationen eiskalt ausgekontert wurde. Nach vier Spielen standen drei Niederlagen und ein Sieg zum Abschluss zu Buche, was aber kein Grund zu verzweifeln darstellte, sondern Hoffnung auf mehr machen sollte. Die Stimmung im Team war ungebrochen gut, was Romi in der Feststellung subsumierte:

„Ich habe noch nie so gerne wie mit euch verloren!“

Da kam doch die Bierpong - Challenge (BPC) als weitere teambildende Maßnahme ganz recht. Ein herrliches Trinkspiel, das Zielsicherheit, Cleverness, koordinatives Geschick und ganz viel Verbalpower fördert. Denn neben dem eigentlichen Ziel, möglichst viele Becher mit einem Tischtennisball zu markieren, die im Anschluss vom gegnerischen Team getrunken werden müssen, sind die liebevolle Dissereien, erotischen Ablenkungsmanöver und Verbrüderungen bzw. Verschwisterungen über die Teamgrenzen hinaus das wahre Highlight. Und so bleibt es nicht aus, dass auch noch am Rande des Geschehens hoch philosophische Gespräche geführt werden, Beziehungstipps verteilt werden und an und für sich der eigene Horizont auf diverse Weise erweitert wurde.

Während sich die meisten Damen aus der Rostocker Fraktion nach dem Duell in ihre Gebiete zurückgezogen hatten, nahm Partyanimal und Kommunikationsmonster Romi die Taktik, den Gegner unter den Tisch zu trinken, sehr ernst und erbarmte sich total selbstlos zu weiteren BPC - Runden mit den Totolos - Damen, mit denen man sich an dem Tag schon auf dem Parkett ein von Freundschaftlichkeit und Herzlichkeit geprägtes Duell geliefert hatte. Die im gemeinsamen Siegesrausch vollmundig formulierte Prophezeihung, sich am nächsten Tag mit 3:2 zu revanchieren und dabei selbst 2 Tore beizutragen, sollte sich bewahrheiten. Es zeigt sich doch immer wieder: Der Wille lenkt die Tat. :D

Ausnahmemannschaft: UFC Münster

Wie jedes Jahr verspricht der UFC Münster hochkarätigen Futsal. Schon seit Jahren zählen die Damen zum Favouritenkreis der Teilnehmer und finden sich meistens auf dem ersten oder zweiten Tabellenplatz wieder. Nach dem verpassten Turniersieg letztes Jahr war die Marschrichtung klar. Um die Chancen zu erhöhen, stellten sie sogar zwei Mannschaften und damit ein riesiges Spielerinnenaufgebot, das aber im weiteren Turnierverlauf etwas Schiffbruch erlitt. Verletzungen, aber auch Krankheiten führten dazu, dass der UFC das zweite Team zurückzog. Durchaus keine Selbstverständlichkeit von Seiten der Organisatoren aus, diese Maßnahme zu erlauben, führte doch die Auflösung gleichzeitig zu einer Aufstockung der verbliebenen Spielerinnen für Team 1. Eine solch prall gefüllte Bank lässt im wahrsten Sinne aus dem vollen Schöpfen. Konditionelle Probleme? Fehlanzeige! Nichtsdestotrotz muss man neidlos anerkennen, dass der UFC durch die Bank weg über ein sehr homogenes Team verfügte, die allesamt sehr sehr ordentlich kicken konnten und vor allem taktisch den anderen Teams überlegen waren. So durften sie sich nicht ohne Grund über die lautstarke Unterstützung der Rostocker FC Damen im Finale freuen, die ihrerseits undenkbar knapp und unglücklich gegen die Damen von Le Creuset im Penalty - Schießen ausgeschieden waren. Der UFC wurde seiner Favoritenrolle gerecht und setzte sich in einem kampfbetonten und von den Anstrengungen der vergangenen Tage geprägte Partie verdient mit 1:0 durch.

Für die gegenseitige Sympathie förderlich war bestimmt auch der kindlich - abendlicher Schabernack gewesen, sich für menschliche Unzulänglichkeiten zu rächen, zu dem das Spielkind Romi vom inoffiziellen Kapitän Laura Riesling in der Nacht zuvor angestiftet worden. Zwei, drei platzierte Griffe sollten dazu führen, dass die entsprechenden Sünderinnen mitten in der Nacht unter ihren eigenen Zelten begraben wurden :D


Ob es ihnen gefallen hat? „Weiß ich jetzt nicht…..“

Von dem Umstand, die Qual der Wahl zu haben, konnten hingegen die Evry - Damen nur träumen, die mit einem sehr knappen Kader aus Frankfreich angereist waren und der sich durch eine schlimme Verletzung (Schien- und Wadenbeinbruch) ihrer Spielerin und zwei kleinere drastisch reduziert hatte. So muss man andächtig den Hut ziehen, dass sie am Ende in einem leidenschaftlichen kleinen Finale knapp die Oberhand behalten hatten und nach zweimaligen Rückständen zum Leidwesen des Rostocker FCs die Partie zu ihrem Gunsten entscheiden konnten.

Groß war also die Freude auf das Wiedersehen mit Evry gewesen: Noch größer die Enttäuschung:

Romi: Also die haben mich optisch als auch inhaltlich sehr enttäuscht!

Wencke: Hahahah zu geil, dass du optisch an erster Stelle nennst!

Wibke: Und wir? Was ist mit uns?

Romi: Ne von euch bin ich nicht enttäuscht - da hatte ich ja keine Erwartung

Wibke: HAHHAHA Du Freak

Ansprache

Hören - und sehenswert waren jedesmal erneut die Ansprachen, mit denen die inoffizielle Spielertrainer und Käptn Susi ihr Team im obligatorischen Kreis vor jeder Partie einschwor. Zu jedem Zeitpunkt fand sie die richtigen Worte, was auf dankbare Ohren stieß und entsprechenden Zuspruch in non - verbalen Handlungen fand:

Poetisch

Susi: Die Beine werden schwer, der Kopf ist klar!

Alle: Uhhh voll deep!

Tracy: Wie lange hast du denn gebraucht, um den Satz auswendig zu lernen?

Entschlossen:

Susi: Wir packen die jetzt an der Schlüpper

Verheissungsvoll:

Susi: Wir wissen ja wie wir gut sind

Auf die Ohren

Marteria: Mein Rostock

Backstreet Boys: Everybody

Cher: Strong enough

Aufrufe: 029.5.2017, 11:33 Uhr
Romina BurgheimAutor