2024-04-16T09:15:35.043Z

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Ein Schiedsrichter ahndet nicht nur Regelverstöße, er ist auch Leiter einer jeden Partie. | Foto: Edgar Steinfelder
Ein Schiedsrichter ahndet nicht nur Regelverstöße, er ist auch Leiter einer jeden Partie. | Foto: Edgar Steinfelder

Rolf Rösch ist erst mit 50 Jahren Schiedsrichter geworden

BZ-Interview: Rolf Rösch ließ sich zum Schiedsrichter ausbilden, um etwas für sich und den Breitensport zu tun

Es mangelt an Fußballschiedsrichtern. Und das nicht von ungefähr, müssen doch die Unparteiischen während eines Spiels Entscheidungen treffen, die nicht von allen akzeptiert werden. Rolf Rösch, 51-jähriger selbständiger Unternehmer aus Sallneck, hat sich trotzdem im Januar 2014 entschieden, eine Schiedsrichterausbildung zu absolvieren – in einem Alter, in dem viele Schiedsrichter ihr Laufbahnende anpeilen. BZ-Mitarbeiter Edgar Steinfelder hat sich mit dem Neuschiri unterhalten.
BZ: Es ist ungewöhnlich, dass jemand mit 50 Jahren Schiedsrichter wird. Was waren Ihre Beweggründe?
Rösch: Es war mir wichtig, selbst fit zu bleiben und damit etwas für meine Gesundheit zu tun. Dass ich das als Schiedsrichter umsetzen und gleichzeitig dem akuten Schiedsrichtermangel entgegen wirken kann, war für meine Entscheidung ausschlaggebend.

BZ: Wie wurden Sie für ihr Amt als Referee geschult?
Rösch: Nach intensiven Orientierungsgesprächen mit dem Bezirks-Schiedsrichterobmann Ralf Brombacher absolvierte ich im Januar 2014 einen Schiedsrichter-Lehrgang in Wittlingen. Neben Regelkunde und dem Studieren verschiedenster Spielsituationen sowie dem korrekten Auftreten gegenüber Spielerinnen und Spielern musste auch ein angemessenes Fitnessprogramm absolviert werden. Es war sehr interessant und hat auch Spaß gemacht. Einmal pro Monat werden die Fachkenntnisse der Schiedsrichter bei einem Regelabend vertieft. In jedem Jahr steht eine Leistungsprüfung mit Fitnesstest und einer schriftlichen Arbeit an.

BZ: Waren Sie vor dem ersten Einsatz als Schiedsrichter nervös?
Rösch: Das erste Spiel, das ich pfeifen musste, war im Schopfheimer Oberfeldstadion angesetzt. Natürlich war ich etwas aufgeregt. Aber das legte sich direkt nach dem Anpfiff. Die Mannschaften machten keinerlei Probleme. Es war ein faires Spiel, und anscheinend hatte ich auch alles richtig gemacht, denn es gab keine Proteste von Spielern oder Zuschauern. Und auch der erfahrene Schiedsrichter-Betreuer am Spielfeldrand war zufrieden. Schon beim zweiten Spiel, das ich als Referee leiten durfte, führte ich die Mannschaften völlig entspannt aufs Spielfeld. Der Schiri-Betreuer meinte nach dem Schlusspfiff anerkennend: ’Ich frage mich, warum ich überhaupt betreuen sollte.’ Das ging runter wie Öl.

BZ: Sie haben seit 2014 zirka 50 Spiele geleitet. Gab es denn auch besondere oder unangenehme Vorkommnisse?
Rösch: Ich kann mich an eine Begegnung erinnern, die von beiden Mannschaften überhart geführt wurde. Ständig musste ich wegen rüder Fouls gelbe und sogar eine rote Karte verteilen. Da holte ich beide Spielführer zu mir und machte ihnen unmissverständlich klar, dass ich bei weiteren unfairen Attacken das Spiel abbrechen würde. Daraufhin war Ruhe.

BZ: Wie stark belasten Sie kritische oder beleidigende Zurufe von Spielern oder Zuschauern?
Rösch: Ich treffe meine Entscheidungen nach bestem Gewissen neutral und regelkonform. Ich erkläre kurz und prägnant den von mir beobachteten Regelverstoß, lasse mich aber auf keine Diskussionen ein. Selbstverständlich können mir auch Fehler unterlaufen. Von Spielern wurde ich bisher fast nie beleidigt, und bei unflätigen Bemerkungen aus den Zuschauerreihen stelle ich die Ohren auf Durchzug. Besonders bei Jugendspielen wird aber häufig von den Eltern der Akteure die Toleranzgrenze überschritten. Das geht schon an die Nerven.

BZ: Welches Fazit ziehen Sie nach einem Jahr mit mehr als 50 geleiteten Spielen?
Rösch: Die positiven Erfahrungen überwiegen ganz klar. Dass ich Schiedsrichter geworden bin, habe ich noch nie bereut. Schließlich weiß ich, dass ein Spiel ohne ausgebildeten Referee schnell aus den Fugen geraten kann. Und allen Kritikern gebe ich den Rat: Wenn man nach einem Spiel eventuelle Fehler des Schiris denen der Akteure gegenüberstellt, dann wird man ganz schnell ein eindeutiges Ungleichgewicht feststellen.
Ich freue mich jedenfalls auf das nächste Spiel und dass ich als Schiri-Anfänger schon nach einem Jahr berechtigt bin, Spiele in der nächsthöheren Kreisklasse B leiten zu dürfen.
Aufrufe: 01.10.2015, 22:00 Uhr
Edgar Steinfelder (BZ)Autor