Der Sache mit Pelé und Beckenbauer will der 26-Jährige gar nicht so viel Bedeutung beimessen: „Es ist jetzt nicht so, dass da noch Bilder von denen an der Wand hängen“, erzählt der SVR-Zugang und lacht.
Wen wundert’s? Die paar Spielzeiten, die die beiden Ikonen dort aufliefen, liegen gefühlte Jahrhunderte zurück. Außerdem war der Verein 1985 bereits bankrott gegangen, Möllering hat also „nur“ bei dem 2010 gegründeten Nachfolger gespielt – der heute auch „nur“ noch in der „North American Soccer League“ (NASL) spielt, also „nur“ in der zweitwichtigsten Spielklasse nach der „Major League Soccer“ (MLS, siehe Infokasten unten).
Für Möllering war die Zeit in Amerika trotzdem eine interessante Erfahrung – nach der es lange Zeit nicht ausgesehen hatte. Geboren in Herne, hatte er im Seniorenbereich zunächst Erfahrungen bei Preußen Münster in der 3. Liga und bei den Reserveteams des VfL Bochum und von Borussia Dortmund gesammelt. Zuletzt hatte es ihn zu den Sportfreunden Siegen verschlagen, derzeit Klassenrivale des SV Rödinghausen.
Ein Kanada-Urlaub – Möllerings Freundin kommt von dort – brachte den internationalen Transfer dann ins Rollen. Möllering war vom Land dermaßen begeistert, dass er seinen Trainer in Siegen anrief und ihm mitteilte, dass er gerne in Kanada bleiben wolle. Erstaunlich: Der Trainer hatte nicht nur Verständnis dafür – er brachte Möllering, der schon als Junge davon geträumt hatte, Fußballprofi zu werden, auch mit dem deutschen Nordamerika-Scout Dietmar Mertel in Kontakt. Der stellte die Verbindung zum ehemaligen Torsten-Frings-Club und aktuellen Vizemeister Toronto FC her. Und siehe da: Möllering bekam dort einen Vertrag.
Verein und Stadt haben den jungen Mann gleichermaßen beeindruckt. „Die Leute sind offen und freundlich – wie Kanadier halt so sind“, erzählt Möllering. „Und der Verein ist unglaublich gut strukturiert: Sechs Köche, Frühstück, Mittag, Ärzte, ,Physios’ – man wurde von vorne bis hinten bedient“, berichtet er.
Sportlich war die Zeit in Kanada weniger erfreulich: Durch eine spezielle Ausländerregelung gab’s für Möllering keinen Platz mehr im Team – weshalb er sich nach einem halben Jahr weitervermitteln ließ. Als Dietmar Mertel ihm New York vorschlug, war er natürlich hellauf begeistert. „Allein die Stadt schon!“, sagt er, und die Euphorie ist noch immer zu spüren.
Der Club selbst sei eher eine Enttäuschung gewesen, vom einstigen Glamour nicht mehr allzu viel zu spüren. Und da die Sache mit dem Spielrecht für Ausländer in New York ähnlich wie in Toronto geregelt ist, strich Möllering auch hier nach recht kurzer Zeit die Segel. Immer nur zu trainieren – wenn auch gegen gute Bezahlung – war für den durchaus ehrgeizigen Sportler recht unbefriedigend.
Und nun also von der Weltmetropole ins Dorf. „Kein Problem“, sagt Möllering und lacht. „Ich wohne in Münster.“ Und zumindest in einer Hinsicht – so viel habe er bereits festgestellt – habe die Gemeinde Rödinghausen der Stadt New York etwas voraus: „Der örtliche Fußballclub ist besser organisiert.“
Meister werden und dadurch aufsteigen – das gibt’s in den USA nicht.
Im nordamerikanischen Profifußball gibt es die Ligen „Major League Soccer“(MLS), „North American Soccer League“ (NASL) und die „United Soccer League“ (USL).
Aufgrund der größeren Finanzkraft wird die MLS gemeinhin als 1. Liga angesehen, während beide anderen Ligen ihren Status als 2. Liga akzeptiert haben.
Wer genügend Geld besitzt, darf theoretisch einen Verein gründen und in einer der Ligen anmelden.