2024-04-23T13:35:06.289Z

FuPa Portrait
Richard Sedlmaier (l.) ist Fußballer durch und durch. Hier ehrt er als Gruppenspielleiter den A-Klassen-Meister SC Kelheim.  Fotos: Archiv
Richard Sedlmaier (l.) ist Fußballer durch und durch. Hier ehrt er als Gruppenspielleiter den A-Klassen-Meister SC Kelheim. Fotos: Archiv

"Ritschie" feiert zweimal Geburtstag

Fußballer, Funktionär, Köln-Fan: Richard Sedlmaier wird 65 und "dankt dem Herrgott" +++ Vor zwei Jahren stand sein Herz still

Den Kalauer bringt er gern. ,,Wo wohnt ein Lehrer? Selbstverständlich in der Schulstraße", feixt Richard Sedlmaier. Wenn man das Leben als Weg sieht, könnte diese Schulstraße in Ihrlerstein sinnbildlich für den ehemaligen Schulrektor stehen: Zum einen ist da sein Lebenswerk als Lehrer, zum anderen führt die Schulstraße in nördlicher Verlängerung zum Fußballplatz des SV Ihrlerstein, dem er als früherer Spieler, Trainer und Abteilungsleiter seit Jahrzehnten verbunden ist. Die Fußballszene kennt ihn auch als langjährigen Spielgruppenleiter und nunmehrigen Bezirksspielleiter in Niederbayern. Heute, am 8. Januar, feiert ,,Ritschie" seinen 65. Geburtstag.

Kaum jemand dürfte wissen, dass Sedlmaier seine Fußballschuhe als Junge für den ATSV-Vorgänger ASV Kelheim schnürte. ,,Mit 16 Jahren habe ich angefangen. Früher gab es keine Kleinfeldteams. Man hatte die Schülermannschaft und darüber die Jugend, die aus B- und A-Junioren bestand. Da hat man erst relativ spät begonnen", erzählt er. Am 8. Januar 1951 wurde der Jubilar geboren - in Mainburg. ,,Wir haben immer dort gelebt, wo meine Mutter als Lehrerin unterrichtet hat. Damals waren wir in Tegernbach." Als Dreijähriger kam Sedlmaier nach Kelheim.

,,Ich war ein Horst Hrubesch-Typ"

,,Mein Elternhaus am Kellerberg steht noch. Auf der anderen Straßenseite beginnt Ihrlerstein. Ich ging bergab nach Kelheim in die Schule, die Kinder gegenüber liefen auf die Brand hinauf." Mit zwei Schwestern und einem Bruder wuchs er auf. Sedlmaiers Vater war Facharzt für Haut- und Geschlechtserkrankungen, ,,allerdings lange ohne feste Anstellung". Erst 1954, als die Familie nach Kelheim zog, eröffnete sein Vater - der ein begeisterter Wasserwachtler und Schwimmer war - eine Praxis.

Akkurat hergerichtete Fußballplätze fanden sich in dieser Zeit kaum. ,,Wir spielten auf hartem Erdboden, weil das Gras längst aufgearbeitet war. Platzpflege war ein Fremdwort." Als es in Kelheim zur Fusion aus ASV und TSV zum ATSV kam, wechselte Sedlmaier auf die Brand. Der SVI kickte in der B-Klasse (= Kreisklasse), der Neuzugang verstärkte die Mannschaft als Mittelstürmer. ,,Ich bin ehrlich: Technisch hatte ich nichts drauf, aber ich war blitzschnell und hatte einen enormen Kampfgeist. Ich war so der Hrubesch-Typ." Viele Jahre trat er als Torjäger in Erscheinung, mit bis zu 25 Treffern pro Saison. ,,Wenn ich nach hinten lief, sagten die Mitspieler sofort: Was tust du hier? Bleib vorn!"

Bis zum Alter von 35 Jahren kickte Sedlmaier bei den Herren, danach weitere fünf Jahre in der AH. ,,Als Torjäger wurde ich erst von Ralf Schinn abgelöst, der 17 Jahre jünger ist." Schinn gehörte später zur Mannschaft, die in Bezirksliga und -oberliga aufstieg. 1982 übernahm der ehemalige Spieler für eineinhalb Jahre die Brandler Herren und scheiterte nur knapp am Aufsteig in die Kreisliga.

Beruflich hatte er zu dieser Zeit seinen Weg längst gefunden. Nach dem Studium zum Grund- und Volksschullehrer machte er die Zusatzausbildung zum Sonderschullehrer. 1980 kam er an die Berufsschule des Berufsbildungswerk St. Franziskus in Abensberg. Im Jahr 2003 wurde Sedlmaier Konrektor, schon das Jahr darauf Schulleiter und blieb es bis zum Ruhestand Mitte des Vorjahres. Von Kollegium und Mitarbeitern wurde der ,,geniale" Rektor - ,,ich hab meine Vorschläge oft mit ,Ich hab da eine geniale Idee' angekündigt" - hoch geschätzt. Immer wieder mal schauen Sekretärinnen oder frühere Kollegen in der Schulstraße auf einen Kaffee vorbei.

Betreuer auch beim SSV Jahn

Privat schloss Sedlmaier 1977 mit seiner Renate, die aus einer Fußballerfamilie stammt, den Bund der Ehe und zog auf die Brand. Drei Jahre später kam Sohn Benedikt zur Welt. Er sollte ein Vorzeigekicker des SV Ihrlerstein werden. ,,Es war sicher eines der schönsten Dinge in meinem Leben, dass ich ihn als Jugendtrainer begleiten durfte. Wir waren mit den A-Junioren in der Bayernliga - der FC Bayern spielte auf der Brand." Fast 20 Jahre war die Herrenmannschaft von 1994 an in Bezirksliga oder Bezirksoberliga vertreten. ,,Auf diese Kontinuität bin ich stolz. Und darauf, dass wir ein Dorfverein sind und waren, wo die Gemeinschaft im Vordergrund steht."

Sedlmaier suchte als Trainer auch andere Herausforderungen. Er coachte Laimerstadt, war 1988 Co-Trainer beim damaligen Landesligisten SSV Jahn Regensburg, heuerte danach in Teugn, Mainburg und Hohenschambach an. Als er 1993 Abteilungsleiter beim SVI wurde (bis 2013), hängte er die ,,externen" Trainerjobs an den Nagel. Gruppenspielleiter wurde er 1998. ,,Natürlich waren die anderen Vereine skeptisch, weil da ein Ihrlersteiner Funktionär antrat. Aber ich denke, viele haben gerne mit mir zusammengearbeitet. Ich kenne die Sorgen und Nöte eines Vereins - das ist heute noch der Vorteil als Bezirksspielleiter." Dieses Amt nahm er im Jahr 2014 an.

Fast wäre es dazu nicht mehr gekommen, denn am 27. März 2014 erlitt Richard Sedlmaier daheim einen Herzinfarkt. Die Umstände waren dramatisch. ,,Mein Herz stand drei Minuten still. Ich war tot." Dann, beim zweiten Versuch mit einem Defibrillator sprang sein Herz wieder an. ,,Ich bin dem Herrgott dankbar, dass er mich ins Leben zurückholte. Ich genieße jeden Tag und bin viel gelassener."

Beim Enkel ist Opa ,,der Star"

Große Freude macht Sedlmaier sein Enkel Anton (3). ,,Der Opa ist der Star", lacht der Jubilar. Dass er wie der Großvater Fan des 1. FC Köln wird, daran arbeitet der Ihrlersteiner hart. ,,Ich hab' ihm gesagt, er kriegt jedesmal ein paar Euro, wenn Köln gewinnt." Worauf sein eigener Sohn konterte: ,,Dann wird's nicht teuer." Sedlmaiers Liebe zu den Geißböcken entfachte 1962, als er mit elf Jahren den Kölner 4:0-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg im Finale um die deutsche Meisterschaft im Fernsehen sah. ,,Als Schüler hab' ich die Kölner Ergebnisse in die Schulbank geritzt", verrät der spätere Lehrer. Solche und andere Schmankerl kann Richard Sedlmaier heute in der Gratulantenrunde zum Besten geben. Seinen zweiten Geburtstag am 27.März ,,feiere ich ganz für mich".

Aufrufe: 08.1.2016, 11:06 Uhr
Martin RutrechtAutor