2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Mit großem Respekt beobachtet man beim SSV Reutlingen die Entwicklung bei der TSG Balingen. Den direkten Vergleich haben die Kreuzeiche-Kicker nach dem 1:1 in Balingen und dem 3:0-Hinspielsieg zwar gewonnen, sportlich hat allerdings derzeit die TSG die Nase vorn.
Mit großem Respekt beobachtet man beim SSV Reutlingen die Entwicklung bei der TSG Balingen. Den direkten Vergleich haben die Kreuzeiche-Kicker nach dem 1:1 in Balingen und dem 3:0-Hinspielsieg zwar gewonnen, sportlich hat allerdings derzeit die TSG die Nase vorn.
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Reutlingen hängt am Tropf

Oberliga: SSV Reutlingen und TSG Balingen im Vergleich

Als ehemaliger Zweitligist hat der SSV Reutlingen eine ruhmreiche Vergangenheit, doch der Alltag beim Oberligarivalen der TSG Balingen sieht schlicht aus.

30 Punkte wollte Ralf Volkwein vor der Winterpause holen. Nun haben die Oberliga-Fußballer der TSG Balingen die vom Trainer gesetzte Marke schon zwei Partien vor der bis Mitte Februar dauernden spielfreien Zeit erreicht.

Mit 1:1 trennte sich der Kreisstadt-Klub am 18. Spieltag vom Württemberg-Kontrahenten SSV Reutlingen 05 (25 Zähler). Am Ende war aus Balinger Sicht mehr drin, aber mit dem Remis konnten Volkwein & Co. dennoch leben. Aktuell belegt die TSG Tabellenplatz drei, die Nullfünfer folgen an neunter Stelle.

In der Oberliga treffen die TSG und der SSV zur Zeit auf Augenhöhe aufeinander. Wenn man aber die Historie der beiden Vereine betrachtet, werden Unterschiede offensichtlich. Als die Balinger 2008 erstmals in Liga fünf aufstiegen, hatte Nullfünf schon etliche Erfolge hinter sich. 1950 scheiterte Reutlingen kurz vor der deutschen Meisterschaft.

Der deutsche Amateurmeister von 1974 und 1997 war insgesamt vier Jahre zweitklassig (erstmals 1975/76). Gerade die Jüngeren dürften den SSV mit Armin Veh verbinden. Unter dem Meistertrainer des VfB Stuttgart (2007) gelang 2000 der Aufstieg in die 2. Bundesliga. 2003 folgte der direkte Abstieg in die Oberliga, weil die Reutlinger gegen Lizenzauflagen verstoßen hatten. Nach der zwischenzeitlichen Regionalliga-Rückkehr musste man an der Kreuzeiche 2010 dann sogar Insolvenz anmelden.

Michael Schuster weiß um Reutlingens größtenteils glorreiche Vergangenheit. „Den SSV kennt man überall, selbst im Ausland“, sagt der 1. Sportvorstand. Und doch, auch das weiß Schuster, bleiben von den ruhmreichen Jahren derzeit nur noch Erinnerungen. Das Tagesgeschäft spielt sich im Mittelfeld von Liga fünf ab. Auch deshalb sagt der SSV-Funktionär: „Die Vergangenheit ist für uns eher eine Last. Viele Außenstehende meinten, wir müssten mindestens in der 3. Liga spielen.“ Dies, weil sie mutmaßen, dass dem SSV 05 enorme finanzielle Mittel zur Verfügung stünden.

„Das ist ein Trugschluss“, sagt Schuster. „Wir bekommen wenige Gelder.“ Wenn die Sponsoren, zu denen Schuster selbst auch vor seiner Vorstandstätigkeit gehörte und immer noch gehört, in den vergangenen Jahren nicht mit privaten Mitteln geholfen hätten, „wäre in Reutlingen nicht mal Oberliga-Fußball drin“. Das würden viele vergessen. „Sie verstehen nicht, was uns zu einer dritten oder vierten Liga noch alles fehlt. Tatsächlich muss von den Sponsoren noch mehr kommen, sonst überleben wir langfristig nicht mal in der Oberliga“, so Schuster. „Wir haben die Mannschaft in den letzten Jahren mit privaten Geldern am Leben erhalten.“

In einer solchen Lage brauche man auch nicht vom Aufstieg reden, dafür fehlten dem Klub weitere 150 000 bis 200 000 Euro. „Ich sehe die Balinger da sogar im Vorteil, sie haben ein stabileres Umfeld und Sponsoren, die treu und bereit sind, mehr zu tun.“

Dennoch hat Schuster eine Vision. „Wenn wir unsere Hausaufgaben machen“, sagt er. „Wenn wir weiter hart arbeiten, uns vielleicht auch noch breiter aufstellen und unsere Sponsoren bereit sind, mehr zu tun, wollen wir mittelfristig in die Regionalliga.“

Fieberkurve TSG Balingen:


Fieberkurve SSV Reutlingen:


Aufrufe: 023.11.2016, 08:32 Uhr
Südwestpresse / Marcel SchlegelAutor