2024-04-23T13:35:06.289Z

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Osman Cankaya trainiert derzeit zwei Mannschaften des 1. FC Nürnberg. F: Zink
Osman Cankaya trainiert derzeit zwei Mannschaften des 1. FC Nürnberg. F: Zink

Reisestress im Dienste des Club

Osman Cankaya trainiert bei den Fußballerinnen des 1. FC Nürnberg zwei Mannschaften

München stand am Wochenende gleich zweimal auf dem Terminplan des 1. FC Nürnberg Frauen- und Mäd­chenfußball. Die Bilanz: ausgegli­chen. Die U17 unterlag dem FC Bay­ern München im Bundesliga-Spitzen­spiel 1:3, in der Regionalliga gelang der ersten Mannschaft mit dem 2:0 beim FFC Wacker endlich ein Erfolg.
Das Oktoberfest war für die beiden Nürnberger Reisegruppen kein The­ma, Duelle in der Landeshauptstadt sind für Club-Mannschaften immer etwas Besonderes, versprechen ohne­hin Stimmung pur. Die „Wiesn“ spiel­te also allenfalls für die richtige Stol­lenwahl eine Rolle, denn trotz des Regenwetters wurde nicht, wie sonst oft üblich, auf Kunstrasen gespielt. Trainer Osman Cankaya, eigent­lich Chef der Juniorinnen, aber vor­erst als Interimstrainer nach Norbert Freys Rücktritt auch für die Frauen zuständig, war nach zweimal Mün­chen hin und zurück, nicht so ganz zufrieden. „Natürlich war der Sieg für die Frauen angesichts der unge­wöhnlichen Situation sehr wichtig“, zog er Bilanz, vermied das Wort Trotzreaktion, bescheinigte dem Team jedoch Behauptungswillen.

„Sie haben es so gemacht, wie wir - ich und mein Co-Trainer Lukas Steinbrenner - es im Training gefor­dert haben. Tempo, Zweikampfag­gressivität, Mut analog zu unserem Stil bei den Juniorinnen.“ Und als Wacker in der zweiten Halbzeit, 0:1 im Rückstand durch Leonie Vogels Treffer nach schöner Kombination (30.), Druck gemacht hat, dem Club etwas die Luft ausging, erwies sich Lea Paulick im Tor als starker Rück­halt in einer verbissen kämpfenden Mannschaft, die auch den Ausfall der tschechischen Nationalspielerin Pav­la Benyrova wegen anhaltender Knie­probleme verkraftete. Entsprechend groß waren Jubel und Erleichterung nach Gina Steiners 2:0 (89.). Emotional jedoch war Cankaya ver­ständlicherweise mehr mit „seinen“ Juniorinnen beschäftigt. „Eigentlich gibt es keine guten Niederlagen“, lau­tete sein Fazit nach dem 1:3 am Vor­tag, und dass er und seine Mann­schaft die Serie ohne Niederlage in der Bundesliga gegen den Bayern-Nachwuchs gerne fortgesetzt hätten, bedurfte keiner Frage.

Möglich war es, „denn ärgerlich ist, dass wir sportlich nichts falsch gemacht haben, nur ein bisschen Cle­verness gegen die individuelle Stärke des Gegners gefehlt hat“. Das 0:1 fiel nach einem Eckball, das 0:2 nach einem zweifelhaften Elfmeter, das 1:3 nach einem Freistoß aus über 30 Metern per Sonntagsschuss - es war der einzige Torschuss in Halbzeit zwei, aus dem Spiel heraus hatte der Club kaum etwas zugelassen. Auch wenn das 1:2 von Vanessa Fudalla, mit 14 eine der Jüngsten im ohnehin sehr jungen Club-Kader, in der Endabrechnung zu wenig war, der Trainer war „beeindruckt“ von der Leistung und dem Charakter der Mannschaft. „Vermessen“ nannte er es zwar, den Münchnern die Favori­tenrolle bei ihrer Qualität abzuspre­chen. „Aber wir haben uns mit unse­rer Art und Weise, unserem Stil und unserem Tempo viel Selbstbewusst­sein und längst den Respekt auch der Spitzenteams erarbeitet“, lobte Can­kaya und befand, „dass man so auch verlieren kann“.

Titel nicht verteidigt

Nach der Doppelbelastung befragt, reagierte er sehr zurückhaltend. Kei­ner großen Überzeugungskraft habe es angesichts der unerwarteten Notsi­tuation bedurft, um in die Bresche zu springen. Aber: „Schreiben Sie nicht über mich, sondern über die Mäd­chen, die haben es verdient.“ Stimmt, aber dabei kommt man an ihm und „Co“ Steinbrenner nicht vorbei. Zumindest vorerst nicht, denn das Programm dieser Woche hat es in sich. Nach zweimal München ging es noch am Sonntagabend - der Pkw stand gepackt am Valznerweiher - nach Berlin. Zur Schulmannschaft der Bertolt-Brecht-Schule, trainiert von Cankaya und nur mit Bundesliga-Juniorinnen des Clubs besetzt, die in der Bundeshauptstadt als Titelvertei­diger auf dem Kleinfeld um die deut­sche Meisterschaft kämpfte - dies­mal wurde es etwas unglücklich nur Platz fünft.

Rückkehr im Laufe des Donners­tags, danach auf den Trainingsplatz. Am Freitagabend nach den letzten Übungseinheiten mit Juniorinnen und der „Ersten“ wieder per Bus nach Freiburg, wartet dort doch am Samstag bereits um 11 Uhr mit den SC-Juniorinnen der nächste Bundes­liga- Hochkaräter. Und am Sonntag sitzt das Duo wieder auf der Trainer­bank am Valznerweiher: Beim Regio­nalligaspiel der Frauen gegen Jahn Calden (14 Uhr). Von der Erwartung Cankayas ganz zu schweigen, dass bald ein neuer Trainer fürs Regionalligateam gefun­den wird und er seine Interimsrolle beenden kann. Aller Begeisterung für das aus finanzieller Sicht (Fast-)Hob­by Fußballtrainer zum Trotz.

Aufrufe: 023.9.2016, 10:27 Uhr
Wieland PeterAutor