2024-05-02T16:12:49.858Z

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Rund zwei Jahre lang hat Reinhold Fischer beim ASV Vach die Kommandos gegeben. Am Montag gab er nun seinen Rücktritt bekannt. F: Zink
Rund zwei Jahre lang hat Reinhold Fischer beim ASV Vach die Kommandos gegeben. Am Montag gab er nun seinen Rücktritt bekannt. F: Zink

Reinhold Fischer erklärt in Vach seinen Rücktritt

Trainerroutinier zieht Konsequenz aus Negativserie +++ Spieler haben Defizite im "Arschaufreißen"

"Wir waren überrascht", beschreibt Jürgen Walthier die Stimmung beim ASV Vach. Zwar habe man sich nach der jüngsten 0:4-Klatsche beim SV Friesen, dem fünften sieglosen Spiel in Serie, für Montag zu einer Krisensitzung verabredet. "Wir wollten uns aber nicht von Reinhold Fischer trennen", sagt der Abteilungsleiter über die Absichten des Vereins. Des Trainers Entschluss, seinen Posten beim Landesliga-Dino nach fast zwei Jahren zur Verfügung zu stellen, stand jedoch unverrückbar fest. "Wenn ich eine Entscheidung treffe, dann endgültig", sagt Fischer, und nennt als Gründe unter anderem die mangelnde Einstellung mancher Spieler.

"Fußballerisch gehören wir sicher zu den stärksten Mannschaften der Liga", sagt der 54-Jährige. Dies habe sein Team mit starken Leistungen in Selbitz (1:1), bei der Frohnlacher Reserve (4:1) oder gegen den Tabellenführer SC Feucht (1:1) auch bewiesen. Jedoch habe die Truppe Defizite im "Arschaufreißen" und lasse sich daher immer wieder von einsatzbetonten Gegnern den Schneid abkaufen. Ein Fakt, der für Fischer unerwartete Niederlagen wie die beim Aufsteiger FC Redwitz (1:2) und gegen Schlusslicht ASV Hollfeld (0:1) begründet habe. "Ich habe es nicht auf die Reihe gekriegt, sie zum Kämpfen zu bringen", sagt der Ex-Coach über einige Akteure, deren "Mentalität es ist, schönen Fußball zu spielen".

Körpersprache ungenügend

Die aus seiner Sicht "beschämende Leistung" beim 0:4 am Samstag in Friesen, der dritten Niederlage gegen ein oberfränkisches Team in Folge, brachte für Reinhold Fischer das Fass zum Überlaufen. "Wir haben uns so viel vorgenommen und dann steht nach drei Minuten schon wieder einer frei vor dem Tor und alle Pläne sind dahin." Doch nicht nur das: Seine Mannschaft habe sich auch im weiteren Spielverlauf zu wenig gewehrt, die Körpersprache war nicht gut. Deshalb habe sich Fischer auch selbst hinterfragt. "Als Trainer ist man immer das schwächste Glied einer Kette. Und wenn die Stimmung gegen einen ist, muss man auch an den Verein denken. Was wäre, wenn ich weitergemacht hätte und der ASV Vach stünde zur Winterpause auf einem Abstiegsplatz." Ein Umstand, den Reinhold Fischer unbedingt vermeiden wollte. "Ich habe mit der Vorstandschaft, mit der ich ein sehr gutes Verhältnis hatte, offen über alles gesprochen", sagt Fischer, der die Vacher im November 2012 in Abstiegsnot übernommen und mit dem Klassenerhalt (nach Relegation) ebenso das gesteckte Ziel geschafft hatte wie im Vorjahr mit dem sicheren Mittelfeldrang zehn. "Wir trennen uns im Guten und bedanken uns bei Reinhold Fischer für seine gute geleistete Arbeit", sagt Jürgen Walthier, der den Trainer trotz der 2014/15 bislang verfehlten Saisonziele (Rang 4 bis 7) gerne gehalten hätte.

Größter Ansatzpunkt für die Zukunft - so der Abteilungsleiter - müsse es nun sein, die "überragenden Trainingsleistungen" auf den Platz zu übertragen. Fischer: "Die hauen sich im Training auf die Socken und spielen überragende Pässe". Im Spiel sei die Elf dann aber oft zu brav und könne ihr Potenzial nicht abrufen. Doch dies ist nicht der einzige Faktor, der bezüglich der Krise rund um das Mannhofer Sportgelände anzuführen ist. Hinzu kamen Verletzungen wichtiger Spieler wie Michael Gambel oder Lukas Brütting und allen voran Patrick Reichenauer, der aufgrund eines Knorpelschadens langfristig ausfällt. Und nicht zu vergessen der kurzfristige Abgang von Benjamin Pommer, dem Vacher Torjäger der vergangenen Jahre, kurz vor Ende der Wechselfrist. "Es gibt Zuschauer, die nicht verstehen können, warum wir ihn haben gehen lassen", sagt Walthier über den Wechsel des Vachers, dessen Vater schon für den ASV spielte, zur SG Quelle Fürth. "Das war ein Thema, das immer herumwaberte", kommentiert Fischer den etwas undurchsichtigen, in letzter Konsequenz aber vom Spieler betriebenen Transfer zum Fürther Stadt- und Ligarivalen.

Nein übernimmt, Trainersuche beginnt

Doch wie geht es nun weiter beim kriselnden ASV? Jürgen Walthier: "Co-Trainer Norbert Nein wird bis auf Weiteres übernehmen, wir sind aber auf Trainersuche. Dabei lassen wir uns jedoch Zeit, wollen nichts überstürzen. In den nächsten Tagen werden wohl erste Gespräche geführt." Am ehesten ins Anforderungsprofil passe ein Coach, der "eine gewisse Erfahrung hat und mit unseren nicht immer einfachen Spielern umzugehen weiß."

Und Reinhold Fischer? Der hat zwar schon am Morgen nach seinem Rücktritt einen ersten Anruf erhalten, will sich jedoch ein wenig Zeit nehmen. "2014 wird man mich auf keinem Fußballplatz mehr als Trainer sehen. Für die Zeit danach könnte ich mir grundsätzlich auch ein Leben ohne den Ball vorstellen. Ich habe mittlerweile zwei Enkelkinder und gehe auch gerne auf Reisen", sagt der Vollblutcoach - und schiebt hinterher. "Natürlich würde es mich aber reizen, das zu tun, was ich lange Jahre erfolgreich getan habe: ein junges Team entwickeln." Wenn also ein Angebot komme, "bei dem es juckt, dann bin ich wieder bereit".

Aufrufe: 028.10.2014, 12:31 Uhr
Andreas SchmittAutor