2024-05-02T16:12:49.858Z

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DFB-Präsident Reinhard Grindel hat mit den Chinesen eine enge Zusammenarbeit vereinbart.  Foto: Rainer Jensen/dpa
DFB-Präsident Reinhard Grindel hat mit den Chinesen eine enge Zusammenarbeit vereinbart. Foto: Rainer Jensen/dpa

Hohn und Spott für den China-Deal

Es gibt auch ernsthafte Kritik an der Aufstockung +++ Ein Verein ist besonders hart betroffen

Beim SSV Ulm 1846 ist man überaus angetan von der Idee, in der kommenden Saison der Regionalliga Südwest zweimal gegen die chinesische U20 zu spielen und dafür 15.000 Euro zu kassieren. Aber es gibt auch jede Menge ernsthafte Kritik, Hohn und Spott für die Pläne des Deutschen Fußball-Bunds (DFB), der Deutschen Fußball-Liga (DFL) sowie der Regierungen der beiden Länder, die den Deal Anfang Juli in Berlin in Anwesenheit von Chinas Staatspräsident Xi Jinping offiziell vorstellen wollen. Fassungslosigkeit herrscht beim FK Pirmasens, der besonders heftig unter den Besonderheiten und Merkwürdigkeiten der Regionalliga zu leiden hat.

Mit den Reserveteams von Mainz und dem FSV Frankfurt rutschen zwei Mannschaften von oben in die Staffel Südwest. Einen Direktaufstieg gibt es nicht, Elversberg und Waldhof Mannheim sind in der Relegation gescheitert und bleiben der Liga somit erhalten. Die Folge: Pirmasens steigt nach einer ordentlichen Saison als Sechstletzter mit 42 Punkten aus der Regionalliga ab, die zweite Mannschaft als Achter aus der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar. Zwangsweise. Die Verantwortlichen des Vereins aus der 40.000-Einwohner-Stadt im Pfälzerwald hatten deswegen eine Aufstockung der Regionalliga auf 20 Mannschaften beantragt. Das wird so wohl auch passieren. Nur dass den letzten Platz eben nicht Pirmasens bekommt, sondern die jungen Chinesen. FK-Präsident Karsten Volberg sagt im Interview mit dem Magazin 11 Freunde: „Die ganze Nummer ist eine Farce. Unser Antrag hatte nie eine faire Chance.“ Gleichzeitig hat er Verständnis für Vereine wie die Ulmer, die gerne die 15 000 Euro mitnehmen: „Dafür, dass sowieso keine Stammspieler die Spiele machen werden, ist das eine ordentliche Summe. Und ich bin auch ehrlich. Hätte der DFB uns angerufen, hätten wir ebenfalls zugestimmt.“ Abgelehnt hat bisher nur Waldhof Mannheim und bezeichnenderweise stattdessen Pirmasens ein Freundschaftsspiel angeboten.

Heftige Kritik am China-Deal kommt aus Nordrhein-Westfalen. So ätzt Hajo Sommer, der Präsident von Rot-Weiß Oberhausen gegenüber dem Magazin Reviersport: „Die Regionalliga wird zu einer Kirmesliga, damit der FC Bayern München mehr Trikots in China verkaufen kann.“ Der Kollege Michael Welling von Rot-Weiß Essen merkt an: „In der Regionalliga gibt es dringendere Probleme als die Ausbildung chinesischer Jungnationalspieler.“ Zum Beispiel die Aufstiegs-Lotterie namens Relegation.

Wellings Verein hatte mit einem Eintrag bei Facebook zu dem Thema einen mächtigen Heiterkeitserfolg gelandet und viel Zustimmung erfahren. Rot-Weiß Essen hat sich darin schon mal für die Bundesliga-Saison 2018/19 angemeldet, zur Not auch außer Konkurrenz. Der Verein wäre dafür bereit, unter der Woche gegen die chinesische Altherren-Nationalmannschaft zu spielen. Für die kommende Spielzeit schlägt Essen eine Regionalliga mit 40 Mannschaften vor, Auswärtsspiele in der Karibik wären demnach sehr willkommen. Etwa 40.000 Lesern gefällt dieser ironische Beitrag, tausende von Lästerzungen haben im Netz ihren Senf dazu gegeben. Von „You‘ll never wok alone“ ist die Rede und von „Regionalliga süß-sauer.“

Auch andere Vereine reagieren süffisant und signalisieren Interesse. Tennis Borussia Berlin etwa wittert eine unverhoffte Chance: „Hallo Kollegen, wir wären auch dabei. Diese Versuche, sportlich aufzusteigen, werden langsam lästig und teuer.“ Der bayerische Regionalligist SpVgg Bayreuth meldet sich ebenfalls zu Wort: „Wir wären auch dabei! Leider können wir keine Scheichs und/oder überbezahlte Fußball-Rentner bieten, dafür Fußball-Tradition und gutes Bier.“

Aufrufe: 027.6.2017, 19:07 Uhr
Neu-Ulmer Zeitung / Pit MeierAutor