2024-04-15T13:50:30.002Z

Ligavorschau
Drei Jahre spielte Thomas Rathgeber  für Kickers Offenbach. Heute kehrt er mit den Spatzen zurück. Foto: Lars Schwerdtfeger
Drei Jahre spielte Thomas Rathgeber für Kickers Offenbach. Heute kehrt er mit den Spatzen zurück. Foto: Lars Schwerdtfeger
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Regionalliga: Die Leiden der Traditionsklubs

Die Offenbacher Kickers treffen auf den SSV Ulm 1846 Fußball. Beide haben schwere Zeiten hinter sich und stecken im Flaschenhals vierte Liga.

Thomas Rathgeber, der seit diesem Sommer für den SSV Ulm 1846 Fußball stürmt, kennt sich aus am Bieberer Berg. Drei Spielzeiten lang, von Sommer 2010 bis zum Ende der Saison 2012/13, stand er bei den Offenbacher Kickers unter Vertrag. In 78 Drittliga-Begegnungen traf der 31-Jährige 19 Mal für die Hessen ins Schwarze.

Am Samstag (14 Uhr) tritt Rathgeber mit den Spatzen bei seinem Ex-Team an. Die Offenbacher Kickers sind einer der schillerndsten Klubs im deutschen Fußball und stecken wie die Traditionsvereine RW Essen, RW Oberhausen, mit dem die Fans des SSV Ulm 1846 eine Freundschaft pflegen, oder Energie Cottbus in der viertklassigen Regionalliga fest. Wie die Spatzen auch.

Als Ratgeber für Trainer Stephan Baierl kommt Thomas Rathgeber heute allerdings nicht in Frage. Seit der Angreifer die Kickers vor drei Jahren verlassen hat, hat sich in Offenbach nahezu alles verändert. 2013 bekamen die Kickers, die seit 1963 mit Unterbrechungen sieben Jahre lang erstklassig waren, keine Drittliga-Lizenz mehr.

Doch damit nicht genug. Im vergangenen Sommer war der Schuldenstand bereits wieder auf 900 000 Euro geklettert, und erneut mussten die Kickers einen Insolvenzantrag stellen. Den zogen die Offenbacher nach erfolgreichen Sammelaktionen, Darlehen und Stundungen von Gläubigern am 27. August wieder zurück. Mittlerweile klagen die Kickers gegen den Neun-Punkte-Abzug, den sie nach dem Insolvenzantrag aufgebrummt bekamen. „Ohne Insolvenzeröffnungsverfahren ist die Strafe eine unangemessene Benachteiligung“, argumentiert der OFC. Dem steht der Grundsatz entgegen, dass in einer laufenden Saison die geltenden „Spielregeln“ nicht geändert werden.

Der SSV Ulm 1846 Fußball beziehungsweise der Vorgängerverein SSV Ulm 1846 ist in Sachen Insolvenz genauso erfahren wie der OFC. Momentan aber sind die Spatzen in einem positiven Fahrwasser, wirtschaftlich wie sportlich. Den Aufwärtstrend der letzten drei Spiele, in denen das Team von Trainer Stephan Baierl ungeschlagen blieb, will das Team nun in Offenbach fortsetzen.

Bereits gestern Nachmittag machte sich die Mannschaft auf den Weg. Allerdings nicht in kompletter Besetzung. Claus Bückle knickte im Abschlusstraining um und zog sich eine Bänderverletzung im Sprunggelenk zu, Benjamin Sturms grippaler Infekt kehrte zurück, Fabian Gondorf fehlt wegen einer Magen-Darm-Grippe. Sie alle wären vermutlich jedoch nicht in der Startformation gestanden. Wohl aber Olcay Kücük. Ob er als Rechtsverteidiger eingesetzt werden kann, ist wegen einer Leistenverletzung fraglich.

Beide Vereine werden sich in dieser Saison darauf konzentrieren müssen, den Klassenerhalt möglichst früh zu sichern. Ein Aufstieg ist zwar von vielen heiß ersehnt und von den Vereinen mittelfristig angepeilt, derzeit aber kein Thema. Damit ergeht es beiden Klubs wie zahlreichen anderen Traditionsvereinen. Die Regionalliga ist ein Flaschenhals. Selbst der Meister steigt nicht automatisch auf. Was der SV Waldhof Mannheim in der vergangenen Saison erfahren musste.

Aufrufe: 022.10.2016, 10:21 Uhr
Gerold Knehr | SWPAutor