2024-03-28T15:56:44.387Z

Allgemeines
Der zurückgetretene Vorsitzende: Klaus-Peter Kohn.  ©MZV
Der zurückgetretene Vorsitzende: Klaus-Peter Kohn. ©MZV

Rücktritt deutet auf Missstände hin

Der Vorsitzende des Fußballkreises Prignitz/Ruppin legt sein Amt nieder. Klaus-Peter Kohn macht Platz für Mike Schläger.

Wenige Stunden nach dem ersten Punktspieltag stellte der Vorsitzende des Fußballkreises Prignitz/Ruppin sein Amt zur Verfügung. Klaus-Peter Kohn zieht sich mit sofortiger Wirkung aus dem Ehrenamt zurück. Mike Schläger rückt auf.

"Diese Entscheidung habe ich aus persönlichen Gründen getroffen. Die Zeit reichte einfach nicht und ich bin an die Grenzen gestoßen. Das ist für mich unbefriedigend und für den Fußballkreis auch. Das nutzt den Leuten nichts", sagte Klaus-Peter Kohn der Tageszeitung "Prignitzer". Die Sportredaktion des Ruppiner Anzeigers versuchte am Mittwoch vergeblich, den Ex-Chef telefonisch zu erreichen.

Klaus-Peter Kohn übernahm im Februar 2010 den Vorsitz im ehemaligen Fußballkreis Prignitz vom verstorbenen Manfred Hohn. Beim Zusammenschluss mit dem Fußballkreis Ostprignitz/Ruppin im Rahmen der Strukturreform im Juni 2014 wurde er auf dem Kreistag in Kyritz zum ersten Vorsitzenden gewählt. Noch im Sommer hatte Kohn ein positives Fazit des ersten Jahres gezogen, obwohl es heftigen Gegenwind gab.

"Es ist nicht die geographische Größe des Kreises, es ist die Vielzahl der Aufgaben. Und irgendwann ist der Spaß auf der Strecke geblieben", erklärte Klaus-Peter Kohn dem "Prignitzer". Seinem derzeit kommissarischen Nachfolger Mike Schläger traut er das Amt zu: "Er kennt sich gut aus und verfügt über die nötigen Kontakte."

Jemand, der sich ebenfalls gut auskennt mit der Funktion des Vorsitzenden eines Fußballkreises ist Hans-Jürgen Möllendorf. Der ehemalige Chef des einstigen FK Ostprignitz-Ruppin ahnte etwas von dem Rücktritt Kohns. "Wir hatten vorher schon einmal ganz kurz darüber gesprochen in Dabergotz. Er wirkte damals sehr niedergeschlagen", so Möllendorf in Bezug auf die Staffeltagung der Kreisklasse und Kreisliga. Auf ihr sah sich Kohn der Thematik Zwangsaufstieg des SV Karwesee ausgesetzt. In einer emotionalen Auseinandersetzung mit dem Karweseer Vertreter Elmar Riestock blieb Kohn hart und verweigerte dem nicht aufstiegswilligen SV Karwesee den Verbleib in der 2. Kreisklasse. Laut Möllendorf sei dies für den Vorsitzenden der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. "In den letzten zwei Monaten gab es fast nur noch Baustellen. Insgesamt hatte er wenig Unterstützung durch die Vereine", bedauert Möllendorf. Themen wie die fehlerhafte Arbeit des Jugendausschusses, Querelen im Schiedsrichterwesen sowie die teilweise angezweifelte Loyalität Einzelner im Sportgericht machten ein souveränes Amtieren fast unmöglich. Für Kohn entstand schlussendlich eine Situation, für die er keinen Ausweg mehr sah. Andere sollen nun ihre Ideen einbringen.

Als "sehr bedauerlich, denn wir haben über viele Jahre sehr gut mit Klaus-Peter Kohn zusammengearbeitet. Er war immer angenehm und sachlich", bezeichnete Michael Hillmann, Geschäftsführer des Fußball-Landesverbandes Brandenburg (FLB), den Rücktritt des Kreisvorsitzenden. Hillmann fügte hinzu: "Ich ziehe den Hut vor denjenigen, die sich in ihrer Freizeit diesen Aufgaben, die immer vielfältiger werden, stellen." Dem Vorstand sicherte Hillmann die volle Unterstützung des Landesverbandes zu.

Neben dem Vorsitz ist auch das Amt des Jugendauschusses kommissarisch besetzt. Dort sitzt seit Mai der Wittenberger Norbert Sommer für den am 30. April verstorbenen Bodo Kopp. Kassenwart Frank Pawelka (Pritzwalk) hatte seinen Rücktritt mit Blick auf den immensen zeitlichen Rahmen nicht nur angekündigt. Nachdem Kohn das Handtuch warf, legte auch Pawelka mit sofortiger Wirkung seine Funktion nieder. Damit steht auch die paritätische Zusammenstellung des Vorstandes zur Diskussion. Wie es weitergeht, ist völlig offen.

Entweder stellt sich der Vorstand in den kommenden Wochen mit Bestätigung durch den Landesverband selbst auf oder ein neues Gremium wird auf einem außerordentlichen Kreistag gewählt.

Klaus-Peter Kohn ist der zweite Kreisvorsitzende im Landesverband, der sein Amt aufgibt. Bereits im Juni trat Wolfgang Geister, Kreis Südbrandenburg, aus gesundheitlichen Gründen zurück. Im Oktober wird auf einem Kreistag dort ein neuer Vorsitzender gewählt.

Der 50-jährige Kohn warf nach 443 Tagen das Handtuch. Laut Recherche des Ruppiner Anzeigers werde er sich komplett aus dem Fußball zurückziehen, was ein geteiltes Echo hervorruft. Die einen sehen nun die Chance für einen Neubeginn unter strafferer Hand. Die anderen sehen ihn als Opfer der ungeliebten Fusion zweier Kreise im Flächenland Brandenburg.

Aufrufe: 03.9.2015, 07:16 Uhr
MOZ.de / Stephan EllfeldtAutor