2024-05-10T08:19:16.237Z

Pokal
Die Zuschauer in Pfullendorf – hier die Fankurve des FV – sorgten in der Geberit-Arena für eine tolle Pokalstimmung. Foto: Derek Schuh
Die Zuschauer in Pfullendorf – hier die Fankurve des FV – sorgten in der Geberit-Arena für eine tolle Pokalstimmung. Foto: Derek Schuh

Ravensburg: "Keinen Klassen-Unterschied gesehen"

Beim FV Ravensburg überwiegt der Stolz auf das Gezeigte – Fußball-Oberligist will auf die große Pokalbühne zurückkehren

Ravensburg / at/tk - Enttäuschung? Natürlich, schließlich haben die Oberligafußballer des FV Ravensburg im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten FC Augsburg "nur" mit 0:2 verloren. Stolz? Natürlich, schließlich spielt der FV nicht jede Woche vor mehr als 7000 Zuschauern und live im Fernsehen. Nun gilt es, den Fokus wieder auf die Liga zu legen – der SSV Reutlingen ist aus dem Vorjahr ein warnendes Beispiel.

Die Reutlinger hatten sich 2015 im Verbandspokalfinale mit 2:1 gegen den FV Ravensburg durchgesetzt und waren in den DFB-Pokal eingezogen. In der ersten Runde schlug der SSV sensationell den Karlsruher SC, in der zweiten Runde folgte das Aus gegen Eintracht Braunschweig. Danach wollten die Reutlinger in der Oberliga angreifen, einige träumten schon von der Regionalliga. Am Ende der Saison musste der SSV froh sein, den Klassenerhalt geschafft zu haben. "Ich wusste schon gar nicht mehr, wie es ist. Vor sieben Jahren hatte ich schon einmal das Glück, im DFB-Pokal spielen zu dürfen, damals gegen Stuttgart (mit Großaspach, Anm. der Red.)", sagte Ravensburgs Torwart Kevin Kraus am späten Freitagabend. "Allerdings darf man jetzt nicht zu sehr in Euphorie verfallen. Das Alltagsgeschäft Oberliga ist etwas ganz anderes als der Pokal."

Dennoch: Gerade in der Rückwärtsbewegung hat der FV am Freitag ein starkes Spiel gezeigt. "Wir haben uns gut verkauft", meinte der starke Moritz Jeggle. "Jetzt müssen wir uns aber auf die Liga konzentrieren." Und auf den WFV-Pokal. Am Mittwoch trifft Ravensburg als Titelverteidiger auf den VfB Friedrichshafen. "Wir werden im Pokal alles geben, um so ein Spiel wie gegen Augsburg noch einmal erleben zu dürfen", so Jeggle. Auch Ravensburgs Trainer Wolfram Eitel war – ungeachtet der Niederlage – hochzufrieden. "Das sind die Abende, die etwas ganz besonderes sind, wir haben unsere Farben, unsere Stadt und den Verein toll vertreten. Wir werden daran arbeiten, dass wir solche Abende wieder erleben können."

Lob vom verletzten Kapitän

Egal, wo man am Freitagabend hinblickte, man sah viele zufriedene Gesichter. Beim FV-Manager Michael Kimpfler, weil alles geklappt hat. Bei den ehrenamtlichen Helfern wie den Handballern des TSB Ravensburg um Günter Niederer, die Würste verkauften – und dabei ausverkauft meldeten. Bei der Polizei, weil alles friedlich verlief – bis auf ein paar Bengalos im Augsburger Block. Und natürlich bei den Spielern, etwa Manuel Litz, der vor der Saison aus beruflichen Gründen in die U23 des FV gewechselt war, im DFB-Pokalspiel aber sogar für ein paar Minuten randurfte. "Das war ein einmaliges Erlebnis, das man vielleicht nie wieder hat, ich habe jede Sekunde genossen. Wir können stolz auf uns sein, die Leistung war ansprechend."

Etwas traurig waren nur die FV-Spieler, die keinen Einsatz bekamen – Harun Toprak, Daniel Hörtkorn, Felix Schäch und Haris Mesic. Und natürlich Kapitän Steffen Wohlfarth, der sich früh an den Adduktoren verletzte. "Klar ist es schade, dass es für mich so gelaufen ist. Aber der DFB-Pokal ist dennoch nicht das traurigste Erlebnis."

Bitterer sei viel mehr, dass er jetzt in der Liga fehlen werde. Für seine Mitspieler hatte der Kapitän nur warme Worte. "Die vier Klassen Unterschied hat man nicht gesehen, das war ein frecher Auftritt von uns", lobte Wohlfarth. "Wir – auch ich – sind alle glücklich, dass wir so ein Spiel abgeliefert haben."

Aufrufe: 021.8.2016, 13:49 Uhr
Schwäbische Zeitung / Alexander Tutschner und Autor