2024-04-19T07:32:36.736Z

Aufreger der Woche
Angeschlagen: Trainer Bernd Gersdorf ist nach der Attacke vom Sonntag krankgeschrieben.   	Foto: SGH
Angeschlagen: Trainer Bernd Gersdorf ist nach der Attacke vom Sonntag krankgeschrieben. Foto: SGH

Rauswurf nach Prügelei und Beleidigungen

Eklat nach Jugendspiel: Ingelheimer Spieler bestreitet Handgreiflichkeit, Vater räumt sie ein

Mainz / Ingelheim. Die Vorkommnisse am Rande des Fußball-A-Jugendspiels zwischen dem SVW Mainz und der Spvgg. Ingelheim schlagen hohe Wellen. Nachdem am Sonntag der Vater eines Ingelheimer Spielers nach der Partie den Trainer der eigenen Mannschaft beleidigend und tätlich angegangen haben soll, nachdem bereits sein Sohn in eine heftige Auseinandersetzung mit seinem Trainer verwickelt war, hat der Vorstand der Spielvereinigung die Konsequenz gezogen. Der 19-jährige A-Jugendspieler wurde per Vorstandsbeschluss wegen vereinsschädigenden Verhaltens mit sofortiger Wirkung ausgeschlossen.

Gegen ihn wurde Hausverbot am Ingelheimer Blumengarten ausgesprochen. Sein Spielerpass werde zum Verband zurückgeschickt, kündigte Vereinsboss Wolfgang Bärnwick an. Die Pressestelle der Polizei Mainz bestätigte, dass man wegen eines Körperverletzungsdeliktes die Ermittlungen aufgenommen habe. Weitere Erkenntnisse gebe es noch nicht.

Trainer stellt Strafanzeige

Der Ingelheimer Trainer Bernd Gersdorf ist nach dem Vorfall krankgeschrieben. Er hat Strafanzeige gestellt. Die Darstellung der Geschehnisse und ihrer Vorgeschichte geht weit auseinander. „So etwas habe ich, seit ich im Fußball tätig bin, noch nicht erlebt“, sagte Gersdorf. Nach seiner Darstellung sei ihn der Vater des Spielers nach der Partie hinterrücks angegangen und habe ihm unter anderem in den Unterleib geschlagen, sodass er zu Boden ging. „Nur dem entschlossenen Eingreifen von Weisenauer Verantwortlichen ist es zu verdanken, dass nicht noch Schlimmeres passiert ist“, so der 51-Jährige. Wie Dennis Wetz von der Sportlichen Leitung des SVW erklärte, habe man den Bad Kreuznacher in Richtung Ausgang bugsiert und ihm Hausverbot für das SVW-Gelände erteilt. „Da war Adrenalin hoch zehn im Spiel, so ein Verhalten gehört nicht auf den Fußballplatz“, sagte Wetz.

In den Augen des Ingelheimer Spielers war die Eskalation nach dieser Partie das Ende einer Kette von Demütigungen und enttäuschten Hoffnungen. Als er nach seiner Einwechslung mitbekommen habe, wie sich der Trainer und ein Mitspieler am Spielfeldrand über ihn lustig gemacht hätten, sei das Fass zum Überlaufen gekommen. „Ich konnte einfach nicht mehr, ich war auf 180 und habe den Trainer nach dem Spiel angeschrien“, berichtet der 19-Jährige. Aber er habe Gersdorf nicht angefasst. Später habe er sich bei seinen Mitspielern entschuldigt. Der Vater des Spielers schildert den Verlauf so: Nachdem er von seinem vor Wut weinenden Sohn benachrichtigt worden sei, habe er sich unter hoher emotionaler Anspannung von seiner Frau nach Mainz fahren lassen und den Trainer zur Rede gestellt. Er bestreitet nicht, dass es, nachdem er vergeblich mit Gersdorf ein Gespräch habe führen wollen, zu Beleidigungen und wohl auch einem Schlag gekommen sei. Aber man habe ihn auch aufs Äußerste provoziert.

Der Eklat in Weisenau ist offenbar der unentschuldbare Höhepunkt einer Geschichte von unterschiedlich gemeinten und verstandenen Absprachen. Der junge Spieler war in der Winterpause vor einem Jahr nach einer langwierigen Kreuzbandverletzung nach Ingelheim gewechselt und befand sich da noch in der Wiederaufbauphase. Durch eine weitere Verletzung am Kreuzband wurde er erneut zurückgeworfen. Trainer Bernd Gersdorf erklärt, dass ausschließlich die Bewertung von Trainingseinsatz und Leistung für eine Aufstellung in der Mannschaft ausschlaggebend sei. „Mir ist völlig egal, ob der Papa mit dem goldenen oder dem Holzlöffel speist“, gebe es bei ihm keine Bevorzugung aus sportfremden Motiven. Die Familie des Spielers sieht das anders: „Als ich im Winter weg wollte, hat man mich händeringend gebeten zu bleiben. Aber die gemachten Versprechungen wurden nicht eingehalten“, sagt der 19-Jährige. Dem Sportlichen Leiter am Blumengarten ist von einem Wechselwunsch zum 31. Dezember nichts bekannt. Unabhängig davon gerät Gerhard Huber in Rage, wenn das als Begründung für ein Verhalten, wie es am Sonntag in Weisenau an den Tag gelegt wurde, herangezogen werden soll.

Weiter mit Herzblut dabei


Für Trainer Bernd Gersdorf war spätestens nach dem verbalen Affront des Spielers nach der Partie in Weisenau Schluss mit lustig: „Ich habe dem Spieler gesagt, er kann seine Koffer packen, bei mir spielt er nicht mehr.“ Mit dem Rauswurf durch den Vorstand hat der Verein nun die Reißleine gezogen. Das schockierende Erlebnis in Weisenau ist für den Trainer, der vor einiger Zeit seinen Abschied vom Ingelheimer Blumengarten zum Saisonende angekündigt hat, jetzt aber kein Grund, die Flinte vorzeitig ins Korn zu werfen. „Ich werde jetzt nicht aufhören, sondern bin immer noch mit Herzblut dabei. Außerdem bin ich meinen Jungs etwas schuldig, sie sollen in der nächsten Saison Regionalliga spielen können“, blickt Bernd Gersdorf nach vorne.

Einen Kommentar von unserem Redakteur Andreas Scherer lesen Sie hier.

Die erste Meldung zum Angriff auf den Trainer.

Aufrufe: 02.3.2015, 19:45 Uhr
Andreas SchererAutor