Rasante Aufholjagd für das Fußballmärchen

So lief die Saison: Als frischgebackener Aufsteiger verlief die Anfangsphase für die 62er katastrophal. Von den ersten zehn Saisonspielen gingen satte sieben Spiele verloren und der frisch an die Lahnstraße umgezogenene Verein fristete sein Dasein im unteren Mittefeld der Tabelle. Doch als Verletzte und Urlauber zurückkamen, die späten Top-Transfers zündeten und sich das Team eingespielt hatte, starteten die 62er eine furiose Aufholjagd, die sie aktuell bis auf den fünften Rang und auf Tuchfühlung zu den Relegationsplätzen geführt hat. Von den letzten 14 Spielen haben die 62er sagenhafte 13 gewonnen! Darunter das furiose 6:1 auswärts (!) beim Tabellenführer Klarenthal. Die gute Form konnte auch ins Jahr 2016 mitgenommen werden. In den direkten Duellen gegen Igstadt/Breckenheim (4:2) und Dotzheim (3:0) behielten die 62er, die in diesem Jahr vom Spielertrainer-Duo Ilhan Üc und Jasmin Gugic trainiert werden, die Oberhand. Zum Zünglein an der Waage könnte der Punktabzug wegen Nichterfüllung des Schiedsrichter-Solls werden. "Das wäre bitter, wenn wir den Aufstieg wegen diesem einen Punkt nicht packen würden", hat Spielertrainer Ilhan Üc das Horrorszenario schon vor Augen.

Stärken: Dotzheims Trainer Saki Politis bringt es auf den Punkt: "Wie die 62er den Ball laufen lassen, das ist schon große Klasse." Man verfügt über klasse Einzelspieler, die teilweise schon ein bis zwei Ligen höher aktiv waren wie zum Beispiel Jerome Clemens und Salim Marzouki oder Abwehrspieler Deniz Yoslun. "Wir haben alles, Techniker, schnelle Spieler, erfahrene Spieler und eine gute Bank, bei der wir problemlos ohne Qualitätsverlust wechseln können", freut sich Ilhan Üc über einen ausgeglichenen Kader. Ob der auch beim Nichtaufstieg so zusammenbleibt? Üc: "Bisher habe ich noch von keinem gehört, dass er wieder wechseln möchte!"

Schlüsselspieler: Auch wenn er es selbst im Gespräch nicht so zugeben mochte - Ilhan Üc ist nicht nur als Trainer wichtig für die Mannschaft, sondern auch als Spieler - besser gesagt als Stürmer. Unfassbare 48 Scorerpunkte hat der 27-jährige schon gesammelt. Daher ist es besonders wichtig, dass der Goalgetter unverletzt bleibt, denn einen weiteren typischen Knipser von Ücs Format gibt der Kader nicht her. Aber auch Jungs wie Kapitän Jerome Clemens oder Salim Marzouki können den Unterschied ausmachen, hinten hat die Umstellung auf Viererkette mit Deniz Yoslun, Dauerbrenner Cihan Üc (stand bisher jede Minute in der Saison auf dem Feld), dem derzeit verletzten Robin Tresbach und Soleiman Azzaoui Früchte getragen. Erfahrung bringen zudem noch Ibo Acar (35/Ex-Karadeniz) ein. Auffällig: Acar hat in dieser Saison schon fünf (!) gelb-rote Karten gesehen. Eray Sezdi feierte zuletzt ein starkes Comeback.

Restprogramm: Zwei direkte Konkurrenten hat 62 noch vor der Brust. Am 10. April muss man zu Nordenstadt II, am 8. Mai geht es nach Schierstein. Ansonsten scheinen alle Gegner machbar, nur das Heimspiel gegen die erstarkte Germania könnte eventuell noch zum unerwünschten Stolperstein werden.

Fazit: Bereits den Aufstieg in die A-Klasse hat Wiesbaden 62 über die Relegation klarmachen können. "Das waren zwei geile Spiele mit vielen Zuschauern", erinnert sich Üc. Natürlich möchte der FC das in dieser Saison wiederholen. Dann wäre man binnen drei Jahren jeweils als Tabellenzweiter von der Kreisliga C bis in die Kreisoberliga durchmarschiert. Bahnt sich da ein Fußballmärchen in Rot und Weiß an?

Aufstiegsprognose: 60%. Wiesbaden 62 ist die aktuell form- und spielstärkste Mannschaft der Liga und hat zudem noch ein einfacheres Restprogramm als die Hauptkonkurrenten. Der türkische Verein wird bis zum letzten Spieltag ein ganz heißer Kandidat auf den Aufstieg beziehungsweise die Relegation sein.