2024-05-02T16:12:49.858Z

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Janik Michel (links) lauert schon wieder, kommt in dieser Szene aber nicht zum Zug  Foto: Bäuerle
Janik Michel (links) lauert schon wieder, kommt in dieser Szene aber nicht zum Zug Foto: Bäuerle

"Rakete" Janik Michel erzielt alle vier Treffer

FC Gärtringen gewinnt gegen das Spitzenteam TSV Essingen mit 4:0

Das ist eine faustdicke Überraschung: Der FC Gärtringen hat in der Verbandsliga den bisherigen Zweiten TSV Essingen mit 4:0 geschlagen. Überragender Spieler war Stürmer Janik Michel, der alle vier Treffer erzielte. Der Tabellenzweite Essingen enttäuschte, die Spieler wirkten in etlichen Situationen überheblich und diskutierten häufig mit Schiedsrichter Florian Geiger.

„Überragend“. Mit einem Wort hat Gärtringens Trainer Hanjo Kemmler zusammengefasst, wie er den 4:0-Sieg seiner Mannschaft gegen den TSV Essingen empfindet. Überragend ist das Ergebnis sicherlich und zudem ist der Sieg absolut verdient. Überragend war die mannschaftliche Geschlossenheit der Gärtringer, aus dem Ensemble ragte ein Akteur aber heraus: Stürmer Janik Michel. Er schoss alle vier Treffer und zeigte dabei die gesamte Palette seines Könnens. Er war Abstauber, Filigrantechniker, Weitschütze und Schlitzohr in einer Person. „Sensationell“, so bezeichnete Kemmler die Leistung von Michel. „Eine Rakete, die wir da vorne im Sturm haben.“
Die etwa 150 Zuschauer, die am Samstag trotz des miesen Wetters den Weg zum Kunstrasen im Gärtringer Stadion auf sich genommen haben, wurden Zeuge einer denkwürdigen Partie. Hier der FC Gärtringen, höchst abstiegsgefährdet und in diesem Kalenderjahr noch ohne Sieg, und dort der TSV Essingen, der nach eigenem Bekunden möglichst rasch in die Oberliga aufsteigen will. Und dem offensichtlich der sportliche Erfolg – das Team stand vor dem Spiel auf Platz zwei – etwas zu Kopf gestiegen ist. Kaum hatte Schiedsrichter Florian Geiger seine ersten Entscheidungen getroffen, taten sich etliche Essinger Kicker als große Diskutanten hervor. Sicherlich, in der einen oder anderen Szene waren die Entscheidungen des Unparteiischen fraglich, insgesamt blieb er seiner eher kleinlichen Linie aber treu, lieferte keine spielentscheidenden Fehler. Zudem wirkten die Essinger in ihrer Körpersprache lässig und überheblich, für Hanjo Kemmler „arrogant“.

Führung nach drei Minuten

Spätestens nach drei Minuten hätte der TSV seine Einstellung überdenken müssen, denn zu diesem Zeitpunkt ging der FC Gärtringen mit 1:0 in Führung. Nach einem Schuss von Edmond Cakaj klatschte Essingens Torwart Philipp Pless den Ball nach vorne ab, Michel schob die Kugel ins Netz – Michel, der Abstauber. Anschließend lief der Ball ansehnlich durch die Essinger Mannschaft, die phasenweise zeigte, dass sie ein schnelles Kurzpassspiel beherrscht. Bis zum Strafraum lief der Ball, dann aber waren die Räume zu. Ein Gärtringer Bein oder ein Gärtringer Kopf war immer dazwischen bei einem der Schussversuche des TSV. Stani Bergheims Schuss in der zehnten Minute wurde ebenso geblockt wie die Schüsse von Patrick Faber oder Bastian Heidenfelder. Die Gastgeber setzten Nadelstiche gegen die Essinger, und einer dieser Stiche traf direkt ins Herz. Cakaj eroberte im Mittelfeld im Zweikampf den Ball und steckte ihn zu Michel durch, der auf Pless zulief und erkannte, dass der Torwart zu weit vor seinem Tor stand. Ein brillanter Lupfer, die Kugel flog in der 23. Minute zum 2:0 ins Netz – Michel, der Filigrantechniker.
Spätestens jetzt war es für den TSV an der Zeit, den Ernst der Lage zu erkennen. Er spielte weiterhin technisch gefällig und hatte deutlich mehr Ballbesitz, die entscheidenden Zweikämpfe entschieden aber die Gärtringer nahezu ausnahmslos für sich. Insbesondere die beiden Innenverteidiger Dzenis Skrijelj und Roland Hoch taten sich dabei hervor, sehr robust agierte auch Daniel Buscaglia auf der Sechser-Position.
Und dann stand in Alen Arnautovic am Samstag ein starker Keeper im Tor der Gärtringer. In den vergangenen Wochen war ihm der eine oder andere Schnitzer unterlaufen, gegen Essingen war er sehr gut. In der 47. Minute leistete er einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg der Gärtringer. Arnautovic parierte zunächst einen gefährlich aufsetzenden Freistoß von Bergheim. Bastian Heidenfelder fiel der Ball vor die Füße, er schoss, aber irgendwie brachte Arnautovic noch die Finger an den Ball und wehrte den Schuss ab. „Alen war heute ein absoluter Rückhalt für die Mannschaft“, sagte Hanjo Kemmler. Aus dieser Szene entwickelte sich ein Gegenzug der Gärtringer, der im 3:0 mündete (48.). Michel kam gut 30 Meter vor dem Essinger Tor an den Ball. Er hatte Platz, zog ab und die Kugel landete im Winkel – Michel, der Weitschütze.

Dritter Treffer zieht Essingen den Zahn

Nach diesem Treffer wirkten die Essinger nicht so, als ob sie noch an eine Wende zum Guten glauben würden. Die Gärtringer hingegen bekamen noch mehr Auftrieb. Sie ließen läuferisch nicht nach, auch Michel als Sturmspitze störte immer wieder den Aufbau der Essinger. „Ich wusste gar nicht, dass Janik so viele Meter laufen kann“, sagte Hanjo Kemmler.
In der 78. Minute war denn auch dem letzten Zweifler klar, dass der FCG gegen Essingen seinen ersten Sieg in diesem Kalenderjahr feiern würde. Buscaglia schlug den Ball weit in den Lauf von Michel. Der umkurvte gekonnt den herauseilenden Torhüter Martin Krusche, der zur Pause für Pless ins Spiel gekommen war, und schob den Ball aus etwa 15 Metern zum 4:0 ins leere Tor – Michel, das Schlitzohr.
„Wenn mir einer vor dem Spiel gesagt hätte, dass wir einen Punkt holen, dann hätte ich das unterschrieben“, sagte Hanjo Kemmler. „Es gibt über die Leistung nichts zu diskutieren, ich freue mich für die Mannschaft.“ In der Tabelle haben die Gärtringer durch diesen Sieg zum Drittletzten SV Weiler nach Punkten aufgeschlossen. Der Rückstand zum Relegationsplatz beträgt aber weiterhin sechs Zähler.
Aufrufe: 07.4.2015, 18:47 Uhr
Thomas Oberdorfer, GäuboteAutor