Und jetzt? Obwohl Kapellen die schlechteste Saison seit Jahren hingelegt hat, bauten die Erftstädter ihre Vormachtstellung im Fußballkreis sogar noch aus. Der ist in der Landesliga zwar trotz der Abstiege des SV Uedesheim und des TSV Bayer Dormagen in die Bezirksliga weiterhin mit zwei Vereinen vertreten (VdS Nievenheim, VfL Jüchen/Garzweiler), doch selbst ein schwächelnder SCK scheint der Konkurrenz um Lichtjahre enteilt.
Nun sind derartige Wellenbewegungen auch im Fußball völlig normal - es gab schließlich auch schon Jahre, in denen war kein Klub aus Neuss, Dormagen, Jüchen, Kaarst, Grevenbroich, Rommerskirchen und Korschenbroich auf Verbandsebene (damals Verbandsliga) tätig. Doch Anlass zur Sorge gibt die fehlende Perspektive. Von der Hoffnung, dass ein Verein aus dem mit knapp 450.000 Einwohnern nicht gerade kleinen Rhein-Kreis mal den Sprung in die Regionalliga schaffen könnte, haben sich die Freunde des runden Leders spätestens seit dem Niedergang des ruhmreichen VfR 06 Neuss (nahm in dieser Saison mit keiner Mannschaft am Punktspielbetrieb teil) verabschiedet.
Eine adäquate Spielstätte wäre ohnehin nicht vorhanden. Aber auch die Jugendarbeit lässt schwer zu wünschen übrig. Außer dem SC Kapellen, der sich freilich auch immer schwerer tut, ist offensichtlich kein Klub mehr in der Lage, eine Mannschaft in die Niederrheinliga zu bringen. Im ältesten Jahrgang war der Fußballkreis dort zuletzt überhaupt nicht mehr vertreten. Selbst einstige Hochburgen wie der TSV Norf, Bayer Dormagen und die SVG Weißenberg sind in der Versenkung verschwunden.
Und Besserung ist nicht in Sicht, zumal ausgerechnet die mit rund 152 000 Einwohnern größte Stadt als Impulsgeber komplett wegfällt. Neuss stellt in der kommenden Saison nach dem Abstieg der Uedesheimer noch nicht mal einen Landesligisten. Wer hier Leistungssport sehen will, ist beim Hockey (SW Neuss), Basketball (TG Neuss) oder Voltigieren (RSV Grimlinghausen) besser aufgehoben. Quo vadis, Fußball? Abwärts!