2024-04-24T13:20:38.835Z

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Volles Haus: Nicht nur beim „Herzschlag“-Spiel gegen Wolfsburg war die Continental Arena proppenvoll. Luftbild: QXXQ Studios
Volles Haus: Nicht nur beim „Herzschlag“-Spiel gegen Wolfsburg war die Continental Arena proppenvoll. Luftbild: QXXQ Studios

Quantensprung für Fußball-Regensburg

Fast 193000 Besucher bei 26 Partien: Die neue Continental Arena erwies sich im Premieren-Jahr als großer Besuchermagnet.

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Jenes denkwürdige Spiel am Nachmittag des 29. Mai 2016 wird in die Geschichte der noch jungen Continental Arena eingehen. Mit Toren von Andi Geipl und Kolja Pusch gelang dem Jahn ein 2:0-Sieg gegen den Nachwuchs des VfL Wolfsburg und damit haarscharf der Aufstieg in die 3. Liga. Das erste Jahr im neuen Stadion hatte aber nicht nur diesen Höhepunkt zu bieten. Und unter dem Strich gab es einen Zuschauerzuspruch, der eine Spielklasse höher erst noch getoppt werden muss: Einschließlich der Eröffnungs-, Test-, Pokal- und Länderspiele – am 13. November spielte Deutschlands U21 gegen Aserbaidschan – kamen 192879 Menschen zu den 26 Partien in der nagelneuen Arena.

Kaum einmal unter 4000 Besucher

Das macht einen zuvor nicht für möglich gehaltenen Durchschnitt von 7418 Zuschauern pro Spiel. Das wiederum heißt, dass die gut 15000 Menschen fassende Arena im Schnitt halb voll war. In einer Stadt, dessen Fußball-Aushängeschild in der Regionalliga kickte, ist das absolute Spitze. Natürlich hat im ersten Jahr auch die Neugier viele Menschen zu einem Stadionbesuch animiert. Aber offensichtlich haben sich auch viele dazu entschlossen, wiederzukommen. Denn die „normalen“ Viertliga-Spiele waren die ganze Saison über fast gleichmäßig gut besucht. Nur ganz selten rutschten die Zahlen unter die 4000er-Marke. Die wäre im alten Jahnstadion vermutlich nur ganz selten erreicht worden.

Insofern bestätigte sich, was die Stadt, der Jahn, die Fußballfans in der Region und die Sponsoren vor der Eröffnung im Juli vor einem Jahr gehofft hatten: Die Continental Arena erwies sich als Quantensprung für den Regensburger Fußball und als Zuschauermagnet.

Dabei saß der Stachel des Jahn-Absturzes in den Amateurfußball noch tief, als die Continental Arena vor Jahresfrist eröffnet wurde. Anfang Juli 2015 war das Werk vollbracht – nach nur 18-monatiger Bauzeit ohne Pannen und große Verzögerungen. Das sei „sensationell“, befand Oberbürgermeister Joachim Wolbergs. Er durfte selbst als einer der ersten auf den Rasen, als am 7. Juli das erste Fußballspiel überhaupt im neuen Stadion angepfiffen wurde: Wolbergs hatte einen Einsatz als Einwechselspieler in der Partie des SSV Jahn gegen eine Auswahl des Bayerischen Fußballverbands.

Das offizielle Eröffnungsspiel am 10. Juli war dann wieder den Profis vorbehalten. Der FC Augsburg – mit dem ehemaligen Jahnspieler und -trainer Markus Weinzierl an der Bande – maß sich mit dem Jahn. Die Partie wollten 14780 Zuschauer sehen – die Continental Arena war erstmals so gut wie ausverkauft. Dann startete der Jahn in die Ligaspiele, an deren Ende der Aufstieg stehen sollte – und auch stand. Die erste Begegnung gegen Victoria Aschaffenburg wollten 7800 Zuschauer sehen, gegen Schweinfurt kamen fast 7000, zwei Wochen später gegen den plötzlich zum regionalen Rivalen aufgestiegenen FC Amberg rund 12700.

Der Jahn war sportlich in der Spur, als am 3. September mit dem FC Bayern München der prominenteste Gast des ersten Jahres in die Arena kam. Mehr als die 15224 Zuschauer bei dieser Partie passen nicht hinein. Beim Aufstiegs-Kracher gegen Wolfsburg wurden 14189 Besucher gezählt, und selbst beim Testspiel gegen den VfL Bochum am vergangenen Samstag waren es mehr als 7000.

Auch als Tagungsort schon etabliert

Die Continental Arena ist aber mehr als ein Fußballstadion. Sie ist abseits des grünen Rasens auch ein Tagungs- und Veranstaltungsort. Im flexibel nutzbaren „Continental Communication Center“ gab es im ersten Jahr nach Angaben von Martin Gottschalk vom Stadion-Betreiber Regensburger Badebetriebe „deutlich über 200 Veranstaltungen“. Meist waren es Wirtschaftsunternehmen, die sich dort zu Meetings, Konferenzen und Tagungen einbuchten. „Die Zusatzfunktion der Arena wird sehr gut angenommen“, berichtet Gottschalk. Das bringe natürlich auch zusätzliche Einnahmen.

Die „Kinderkrankheiten“ sind kuriert

Erst eine „Durststrecke“ – letzt läuft das Catering: Nach dem Eröffnungsspiel gegen den FC Augsburg und den ersten beiden Viertliga-Heimspielen hagelte es Kritik von allen Seiten: Die Versorgungslage im nagelneuen Stadion empfanden viele als unzumutbar. Im Extremfall sahen Zuschauer manche Partie nur zur Hälfte, nur weil sie sich ein Getränk holen wollten und sich an den Kiosken schier endlose Schlangen gebildet hatten.

Im August gab es Krisengespräche, die Badebetriebe, der Caterer und der Jahn gelobten Besserung. Schuld an der Misere waren auch technische Probleme mit der Schankanlage. Als diese behoben waren, die Logistik verändert wurde und Schulungen für das Personal Wirkung zeigten, besserte sich die Lage zusehends. Optimiert wurden auch Details wie die Pfandrückgabe oder das rechtzeitige Reagieren auf die Halbzeitpause. Nicht zuletzt gibt es inzwischen schon vor dem Stadion einen Getränkestand – auch ein Wunsch der Fans von Anfang an.

„Der Zaun muss weg“: die Forderung der Fans ist erfüllt

Fans stehen zusammen, wenn es um ihren Verein geht. Das klappte in der Continental Arena von Anfang an nicht so gut: Die Anhänger monierten seit der Eröffnung, dass ein vertikaler Zaum genau in der Mitte der Stehplatztribüne die üblicherweise hinter dem Tor formierten Fangruppen trennt. Sie machten ihrem Unmut auch mit Transparenten Luft.

OB Wolbergs sagte eine Überprüfung zu – und hatte im Februar eine gute Nachricht: Der Zaun kann weg. Nach der Stadioneröffnung habe er den städtischen Regiebetrieb der Continental Arena „beauftragt, zu untersuchen, ob aufgrund genehmigungsrechtlicher Vorgaben daran weiter festgehalten werden muss oder ob nicht auch eine andere Lösung – ohne eine mittige Blocktrennung – möglich wäre.“

Die Antwort war ein „Ja“: Der mittige Zaun wurde abgebaut, stattdessen wurden zwei neue Begrenzungen über den Mundlöchern installiert

Aufrufe: 04.8.2016, 23:30 Uhr
Von Norbert Lösch, MZAutor