2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines
F: Rinke
F: Rinke

Prügelszenen in Lollar

+++ Eskalation nach unspektakulärer A-Juniorenpartie +++ Grüninger Spieler schwer verletzt +++

GIESSEN . Ein ganz normaler Freitagabend auf dem Sportplatz in Lollar: In der Kreisliga der Fußball-A-Junioren stehen sich Gastgeber FSG Lollar/Staufenberg und der FC Grüningen gegenüber. Wie meist bei solchen Spielen praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Partie ist spannend und wird erst spät in der zweiten Halbzeit durch einen Kopfballtreffer der Pohlheimer entschieden, die 1:0 gewinnen. Die Begegnung verläuft nach Aussagen Beteiligter fair, Schiedsrichter Timo Kutzschebauch hat wenig zu tun, kommt mit ganz wenigen gelben Karten aus. Ein ganz normales Fußballspiel also.

Bis weit nach dem Abpfiff ja, was sich aber danach ereignete, hat es in dieser Form im heimischen Fußballkreis wohl noch nicht so oft gegeben und wird die Sportgerichtsbarkeit und vermutlich auch Zivilgerichte beschäftigen. Nach Angaben von Grüningens Trainer Turgay Schmidt, der sich an unsere Zeitung wandte, spielten sich knapp eine Stunde nach Beendigung der Partie Prügelszenen ab, in deren Verlauf zwei seiner Spieler mit nicht unerheblichen Verletzungen ins Krankenhaus gefahren werden mussten.

Schmidt, der mit einem Teil seiner Spieler das Lollarer Sportgelände nach dem Duschen bereits verlassen hatte, berichtet, dass es nach dem Spiel auf dem Weg in die Kabine bereits „Muskelspiele“ gegeben haben soll – „unserer Mannschaft wurde auf der Treppe zur Umkleidekabine der Weg verstellt“ –, eine Eskalation durch das Einschreiten des Schiedsrichters aber zunächst vermieden werden konnte. Dies bedeutete aber nur die Vorstufe, denn als sich die letzte Handvoll Grüninger Spieler nach dem Duschen auf dem Weg zum Parkplatz war, gab es, so Schmidt, auf dem Vorplatz des Sportgeländes eine Rudelbildung, in deren Verlauf es erst zu verbalen und anschließend zu körperlichen Attacken kam. Bei der Massenschlägerei muss es zu Fußtritten gegen Körper und Kopf gekommen sein, in Folge dessen zwei Grüninger Spieler so schwer verletzt wurden, dass sie ins Krankenhaus mussten. Schiedsrichter Kutzschebauch, der ebenfalls noch auf dem Sportgelände weilte, war noch aus seiner Kabine geeilt, konnte aber nicht mehr eingreifen.

Einen Grüninger traf es dabei besonders schlimm. Er befindet sich noch heute im Krankenhaus, erlitt u. a. einen Nasenbeinbruch. Da auch die Nasenscheidewand in Mitleidenschaft gezogen wurde und er deshalb unter Atemproblemen leidet, muss er operiert werden und kann an den für die in dieser Woche anstehenden Abiturprüfungen nicht teilnehmen. Die Eltern kündigten bereits an, Strafanzeige zu stellen, sodass sich demnächst auch ein Zivilgericht mit den Vorfällen befassen muss.

Lollars Trainer Peter Glöyer bestätige die Vorfälle und zeigt sich wie Schmidt schockiert. Wie und warum es zu den Auseinandersetzungen so weit nach dem Spielende der „absolut fairen Partie“ (Glöyer) kam, konnte Glöyer wenig sagen, da er während der Prügelei gerade noch dabei gewesen sei, nach zwei im Wald verschwundenen Bällen zu suchen. „Es deutete nichts auf eine solche Eskalation hin. Es gab einige der üblichen derben Sprüche, in deren Verlauf ich meine Jungs in die Kabine beordert habe und dann war eigentlich Ruhe“, erinnert sich Glöyer, der dann erst wieder vor Ort war, als die Tumulte und Prügeleien schon zu Ende waren.

Warum es zu einer derartigen Eskalation gekommen ist, bleibt derzeit noch im Unklaren. Kreisjugendwart Jürgen Jung, auch Klassenleiter der A-Junioren, bekommt bereits täglich neue Informationen (und Bilder) über die Vorfälle. Auf das Kreissportgericht und seinen Vorsitzenden Alexander Rother kommt jetzt die Aufgabe zu, alle Fakten zu sammeln und Zeugen zu suchen, um, so weit das möglich ist, die Vorfälle aufzuklären, die Täter zu ermitteln und im Rahmen der Möglichkeiten der Sportgerichtsbarkeit zu bestrafen.



Aufrufe: 015.3.2017, 08:03 Uhr
Hans-Ulrich Winter (Gießener Anzeiger)Autor