2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait
Tom Scheuchenpflug (14) will sich in Fürth durchsetzen.  Foto: Rutrecht
Tom Scheuchenpflug (14) will sich in Fürth durchsetzen. Foto: Rutrecht
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Profi-Klubs buhlen um 14-Jährigen

Der Abensberger Tom Scheuchenpflug ist begehrt von Nürnberg bis 1860, von Ingolstadt bis Hoffenheim +++ Und Fürth kriegt ihn

Den wichtigsten Reiseproviant steuert der große Bruder bei. ,,Ich pack' dir ein riesiges Glas Nutella ein", lacht Bastian Scheuchenpflug (20), derzeit leicht lädierter Bezirksliga-Kicker des TSV Abensberg, den 14-jährigen Tom an. Der ,,kleine" Bruder wechselt im Sommer seine Vereinsadresse: Er geht vom SSV Jahn Regensburg zur SpVgg Greuther-Fürth. Auf Nutella steht der Youngster. Andere stehen auf Tom Scheuchenpflug: Etwa ein halbes Dutzend Profi-Klubs aus der ersten und zweiten Bundesliga wollten den jungen Babonen. Dass es die Kleeblättler wurden, ist eine ,,Bauchentscheidung", sagt der junge, drahtige Bursche.

,,Er war schon im Buggy am Platz"

Tom stammt aus einer ,,echten Fußballfamilie". Der Vater spielte und war Jugendtrainer, sein Bruder Basti stand und steht auch für Abensberg auf dem Platz. ,,Er war eigentlich schon im Buggy beim Fußball mit dabei", erinnert sich Mama Silvia Scheuchenpflug, ,,er lief in Windeln dem Ball hinterher." Mit sechs Jahren begann Tom beim TSV der Babonenstadt. Dass der Junge Talent hat, wurde rasch deutlich. Bald spielte er mit den ein Jahr älteren Kollegen in einem Team. Als es mit elf Jahren Richtung Stützpunkt ging, meldete sich der Jahn. Der Wechsel zum SSV war schnell perfekt.

Auch in Regensburg lief Tom in der älteren Jahrgangsstufe auf. In der U 15 absolviert er aktuell seine zweite Bayernliga-Saison. Mit dem Jahn kickte er auch in England gegen Tottenham oder in Frankreich gegen Paris St. Germain. Als offensiver Mittelfeldspieler ist der Babone für Vorlagen genauso zuständig wie für Tore. ,,Er hat gute Anlagen", sagt sein Papa Stefan Scheuchenpflug. Ein wenig überrascht war seine Mama, als zu Beginn des Vorjahres nach und nach Vereine wie der 1. FC Nürnberg, TSV 1860 München, SpVgg Greuther-Fürth, FC Ingolstadt oder die TSG Hoffenheim anriefen. Als ihr das Werben um ihren Sohnemann bewusst wurde, bekam die Mutter einige ,,schlaflose Nächte"; ein Zustand, der, da es bald auf nach Fürth geht, zeitweise anhält.

,,Vor einem Jahr war uns rasch klar, dass es für einen Wechsel zu früh ist", erklärt der Papa. Auch der Junior fühlte sich noch nicht so weit. ,,Mich hat's nicht weggezogen", sagt der Schüler des Rohrer Gymnasiums. Die Absagen an die Klubs im Vorjahr hielten die Profi-Schmieden nicht davon ab, sich im vergangenen Herbst umgehend wieder zu melden.

,,Die Saison hatte noch gar nicht begonnen, schon wurden wir wieder angerufen", erzählt Frau Mama. Der begehrte Youngster hatte zwischenzeitlich mit der Bayern-Auswahl am Länderpokal mitgewirkt und rückte durch solche Auftritte noch mehr in den Fokus. Das Erstaunlichste: Keiner der Vereine wollte Tom im Probetraining sehen - alle waren von ihm auch so überzeugt.

Eine WG im Haus des Trainers

,,Das sind große Vorschusslorbeeren. Jetzt muss er zeigen, was er drauf hat", weiß die Familie. Silvia Scheuchenpflug ist gar nicht so recht, dass ihr Sohn ,,groß in der Zeitung steht. Weil die Leut' glauben dann vielleicht, wir geben an." Aber die Scheuchenpflugs sind geerdet. ,,Uns ist klar, dass es mit so einem Weg auch rasch vorbei sein kann." Tom kennt selbst ein Beispiel: ,,Ich habe aus der Bayern-Auswahl einen Kollegen, der nach drei Monaten bei einem Spitzenklub wieder zurück ist." Träume, einmal Profi zu werden, hat auch der 14-Jährige. ,,Aber das steht nicht im Vordergrund. Ich habe eine Chance erhalten, die ich nutzen will. Was in der Zukunft ist, kann keiner sagen."

Zum Ausloten der Möglichkeiten besuchten die Scheuchenpflugs mehrere Klubs und deren Nachwuchszentren. ,,Hoffenheim schied aufgrund der Entfernung aus. Was die dort aufgezogen haben, wäre natürlich erste Sahne", sagt der Papa. Auch die Löwen und Clubberer sind für ihre gute Jugendarbeit bekannt.

Doch bei den Scheuchenpflugs fiel die Entscheidung aufs Kleeblatt. ,,Greuther-Fürth hat sein Leistungszentrum erneuert und auch ein schönes Internat errichtet." Dort wird Tom aber vorerst nicht wohnen. Er lebt bei seinem Fürther Trainers, der sein Haus zu einer Art Jugendherberge für zehn junge Spieler erweitert hat. ,,Das ist zum Einstieg optimal. Wir Jungs haben unsere Zimmer, stecken aber wie in einer WG zusammen." Die Frau des Trainers kocht auf. In Fürth wird der Youngster auch auf ein Gymnasium gehen.

Der beste Kumpel ist auch dort

Zwei junge Fußball-Kollegen beeinflussten maßgeblich den Zuschlag für die Kleeblättler. Der Abensberger Johannes Kraus, dessen Elternhaus keine 100 Meter von den Scheuchenpflugs entfernt steht, kickt in der U 16 der Fürther ,,und hat nur Gutes berichtet". ,,Und mein bester Kumpel aus der Bayern-Auswahl ging im Herbst 2014 auch zur SpVgg", erklärt Tom.


Beim Jahn spielt der 14-Jährige (r.) derzeit mit der U15 in der Bayernliga. Foto: privat

Beim Jahn hatte vor allem Jugendtrainer Michael Wax eine Auge auf den Youngster. ,,Er hat unseren Sohn immer sehr gefördert", sagen die Eltern. In der laufenden Bayernliga-Spielzeit können die Regensburger noch einen Angriff auf den Titel starten. Mit Platz drei zur Winterpause ist alles drin. Der junge Abensberger will sich voll reinhauen. ,,In unserer U15-Mannschaft spiele ich gerne, es ist eine starke Truppe", sagt Tom.

In Fürth will er zuvorderst ,,Stammspieler werden". Drei Jahre hat er sich an die SpVgg gebunden. Der Klub kommt für alle Kosten auf. Im Hause Scheuchenpflug kündigt sich an, dass der Abschied schwer fallen wird. ,,Ich bin hin und her gerissen. Aber es ist sein großer Wunsch und deshalb freut es mich für ihn", sagt die Mutter. Und der Papa gesteht: ,,Ich glaub', ich werde manches Tränlein vergissen, wenn mein Tom wegzieht." Aber der 14-jährige Youngster will jedes Wochenende heimkommen - wenn nur ein Glas Nutella bereit steht.

Eine Vorhand wie Federer...

Fußball ist längst nicht die einzige Sportart, zu der es den jungen Tom Scheuchenpflug hin zieht. Beim TC Abensberg spielte er bis vor zwei Jahren in der Nachwuchsmannschaft Tennis. ,,Es stehen einige Pokale daheim", erzählt seine Mutter, die von einer netten Episode berichtet: ,,Mit zehn Jahren hat er seinem Trainer erklärt, er werde die Vorhand nicht so spielen, wie es der Coach sagt, sondern er spiele sie so wie Roger Federer." Zum Spaß schlägt Tom noch immer auf. Außerdem spielt der 14-Jährige gerne Basketball. Eine weitere Leidenschaft ist das Skifahren.

Bei den Fußball-Vorbildern legt sich Tom nicht genau fest. Als Kind guckte er gerne zu Fernando Torres auf. Ronaldo war auch ein Liebling. ,,Aber niemals Messi", widerspricht er seiner Mama. In einer Familie voll FC Bayern-Fans lief er als Kind mit dem roten Trikot rum. Heute bezeichnet er Bastian Schweinsteiger am ehesten als Idol.

Aufrufe: 030.1.2015, 13:02 Uhr
Martin RutrechtAutor