2024-04-16T09:15:35.043Z

Ratgeber Medizin
Probleme im Leistenbereich Foto:Wagner
Probleme im Leistenbereich Foto:Wagner

Probleme im Leistenbereich?

Ratgeber Medizin: Physio Klaus Barnsteiner über Leistenschmerzen

Gerade in den kalten Monaten November und Dezember aber auch im Frühjahr, wenn die Bälle besonders schwer sind und der Boden nass ist, treten die meisten Adduktorenverletzungen auf. Im Ratgeber Medizin "Problem im Leistenbereich" erklärt Physiotherapeut Klaus Barnsteiner die Symptome, Behandlungsmaßnahmen und gibt den Fußballern der Region wichtige Tipps.

Leistenschmerzen: Im Bereich vom Schambein bis zum Beckenknochen liegen viele Strukturen relativ ungeschützt. Vor allem beim Fußball sind diese Strukturen durch die spezifische Sportart technischen Anforderungen stark gefordert, was zu Verletzungen führen kann.

Aber auch genetisch veranlagte Gewebeschwächen behindern uns am Ausüben dieser Sportart. Nicht selten kommt es bei andauernden Verspannungen, Verhärtungen und Zerrungen unserer Bauchmuskulatur, unserer Adduktorenmuskulatur zu massiven Schmerzen. Zudem produzieren solche Leistenschmerzen gleichzeitig auch Schmerzen in andere Regionen, z.B. im Rücken oder im Hüftgelenk.

Sehr häufig resultieren Leistenschmerzen aus einer überlasteten Adduktorenmuskulatur. Durch Ihre sehr kleinen Ursprungsgebiete und zusätzliche periostfreie Sehnenverankerung kommt es sehr häufig zu Sehnenverankerungserkrankungen, die auf einer chronischen Überlastung beruhen. Auch kann die Folge ein Knochenödem sein, das eine sehr langwierige Heilung mit sich zieht.

Symptome:

Bewegungseinschränkung, stechende, ziehende und auch brennende Schmerzen im Leistenbereich aber auch im Bereich der Adduktoren bis hin zu den Bauchmuskeln. Hüft- und Kreuzschmerzen, die auch in Kombination mit der Leiste auftreten können. Schmerzen bei Sprints, Schuss- und Grätschbewegungen. Auch nimmt der Spieler meist eine nach vorn geneigte Oberkörperhaltung beim Schießen und Laufen ein. (Schonhaltung)

Gerade bei der „weichen Leiste“ ist die Gefahr eines Leistenbruchs erhöht. Durch eine Bindegewebsschwäche erweitert sich der Leistenkanal bei starker Anspannung z.B. Schuss/Sprints. Auch durch plötzliches Anspannen der Bauchmuskulatur (z.B. beim Niesen) stülpt sich das Bauchfell infolge des starken Bauchinnendruckes durch eine schwache Stelle in der Leiste. Das löst den Einklemmungsschmerz aus.

Bei einer „weichen Leiste“ ziehen sich die Schmerzen mehr in Richtung Unterbauch.

Bei einer Muskel- oder Sehnenerkrankung zieht sich der Schmerz mehr zum Oberschenkel.

Schmerzen beim Husten, Niesen oder Pressen deuten evtl. auf einen Leistenbruch hin.

Ist die Symphyse betroffen, so hat man meist auch nachts Probleme.

Sofortmaßnahmen:

Bei leichten, ziehenden Schmerzen die betroffene Struktur dehnen. Kann der Spieler die Partie nicht mehr fortsetzen, die Leiste mit kaltem Wasser kühlen. Auch Eisabreibungen mit Eiswürfeln („Vorsicht Hautbrand“) oder ein kaltes nasses Handtuch großflächig auf die schmerzende Struktur legen, ca. 20 min. bringt Erleichterung.

Bei Schmerzen am Rücken und in der Leiste kann ein ABC-Pflaster im Leistenwirbelbereich angebracht werden. Bei immer wiederkehrenden oder sehr starken Leistenschmerzen sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Weitere Maßnahmen: Spitzenbelastungen im Training vermeiden.

Gezielte physiotherapeutische Dehnungen der gezerrten Strukturen. Beckenschiefstand ausgleichen. Bei Bedarf Fußeinlagen anfertigen lassen z.B. Nova Ped-Sports.

Auch sollte die Muskulatur mindestens 2 x wöchentlich „detonisiert“, also entspannt werden. Salbenverbände über Nacht anlegen (Bauch, Leiste. Adduktoren)

Schmerzen, die vom Rücken her führen, sollten mit Wärme (Fango und Massage) behandelt werden.

Auch sollte die Wirbelsäule in die Therapie mit einbezogen werden. Vor jedem Schusstraining sollte ein gezieltes Warm-Up (siehe Querpass Ausgabe Januar/Februar) des gesamten Beines durchgeführt werden. Stretch- und Bewegungsübungen müssen zum Standardprogramm werden

Achtung! Tipp!
Keine Bauchmuskelübungen, die Leiste würde sonst noch mehr gereizt werden. Schmerzen, die über drei Monate anhalten und keine Verbesserung hoffen lassen, sollten operativ behandelt werden.

Aufrufe: 021.4.2010, 10:00 Uhr
Klaus BarnsteinerAutor