2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Abenteuer Kreisliga: Der Großteil der Mannschaft des SV Schönthal spielte schon in der A-Klasse zusammen.  Foto: Tschannerl
Abenteuer Kreisliga: Der Großteil der Mannschaft des SV Schönthal spielte schon in der A-Klasse zusammen. Foto: Tschannerl

Premeischl und Schönthal fusionieren

Die Herrenmannschaften des VfR Premeischl und des SV Schönthal schließen sich zusammen. Warum? ,,Es gibt keine andere Lösung."

Die neue Fußballsaison hat gerade erst begonnen, da drehen sich die Gedanken mancherorts schon um das Spieljahr 2016/17. Zum Beispiel im Westen des Landkreises Cham, in Schönthal und Premeischl. Bei den beiden Fußballklubs, dem Kreisligisten SV Schönthal und dem A-Klassisten VfR Premeischl, laufen schon die Planungen, ab dem kommenden Jahr gemeinsame Sache zu machen.

,,Die beiden Vereine bleiben eigenständig, nur die beiden Herrenmannschaften schließen sich zusammen", betonen Premeischls Abteilungsleiter Hermann Voith und sein Schönthaler Kollege Michael Breu unisono. Im Jugendbereich, hier unter dem Dach der JFG Schwarzachtal gemeinsam mit dem FC Rötz und dem SV Bernried, und bei der AH laufe die Zusammenarbeit seit etlichen Jahren gut, nun sollen also auch die beiden Aushängeschilder von der Fusion profitieren.

Jungen Spielern Perspektive bieten

Und warum dieser Schritt? ,,Man muss nur eins und eins zusammenzählen, dann gibt es über kurz oder lang keine andere Lösung", sagt Hermann Voith, Premeischls Spartenleiter. Was er damit meint: ,,Es haben ja jetzt schon vier Vereine zu tun, eine U19 und eine U17 zusammen zu bekommen. Da lassen sich auf lange Sicht für jeden Verein keine zwei Herrenmannschaften mehr bestücken." Und lieber jetzt diesen Schritt vollziehen als irgendwann dazu gezwungen zu werden, auch da sind sich Voith und Breu einig. ,,Jetzt ist der richtige Zeitpunkt", sagt Hermann Voith, ,,weil wir das jetzt noch so gestalten können, wie wir es uns vorstellen. Wir wollen nicht so lange warten, bis man nicht mehr kann, sondern das frühzeitig umsetzen."


Hermann Voith gibt in Premeischl die Richtung vor. Foto: Tschannerl

Sicher hätten beide Klubs noch ein paar Jahre wie bisher weitermachen können, sagt Voith, der früher übrigens selbst für Schönthal gespielt hat - ,,aber irgendwann ist es vielleicht so weit, dass du die zweite Mannschaft auflösen musst, Spiele ausfallen und du dann Spieler verlierst, weil sie entweder aufhören oder zu anderen Vereinen wechseln. Wir wollen aber den jungen Spielern, die nachkommen, eine Perspektive bieten und allen die Möglichkeit geben, bei uns Fußball zu spielen".

Heimspiele im Wechsel

Sein Schönthaler Pendant Michael Breu pflichtet ihm bei: ,,Den Fußballbetrieb mit nur einer Mannschaft aufrecht zu erhalten, funktioniert auf Dauer nicht, du brauchst eine zweite Mannschaft." Den Anstoß zum Zusammenschluss hat die Schönthaler Seite in Person von Abteilungsleiter Michael Breu gegeben - aus den genannten Gründen. ,,So weiter zu machen, hat auf Dauer keine Zukunft", sagt der 42-Jährige. Wie soll denn das Kind eigentlich heißen? Michael Breu winkt ab: ,,Das bin ich schon öfter gefragt worden, aber da haben wir uns noch gar nicht festgelegt. Das pressiert auch gar nicht, wir müssen den Antrag ja erst im Frühjahr beim Verband einreichen."Ein Fantasiename solle es jedenfalls nicht sein, sagen Michael Breu und Hermann Voith, vermutlich werde es auf SG Schönthal/Premeischl oder SG Premeischl/Schönthal hinauslaufen. So eitel sei keine Partei, an erster Stelle genannt werden zu wollen, es sei auch nicht so, dass der klassenhöhere Verein - derzeit der SV Schönthal, vor ein paar Jahren war Nachbar Premeischl noch obenauf als Kreisligist - hier die Marschrichtung vorgebe.

,,Wir treffen uns monatlich, um jeweils die nächsten Schritte abzustimmen", sagt Michael Breu. Zum Fusionsausschuss gehörten Vorstandsmitglieder wie auch Spieler beider Teams, um alle Ebenen vertreten zu haben. ,,Wir lassen uns Zeit, um die Sache gut vorzubereiten, und wollen im Vorfeld alles absprechen und regeln, was jedem Verein wichtig ist", betont Premeischls Fußballboss Hermann Voith. ,,Beide Vereine verhandeln gleichberechtigt, es soll sich keiner über den Tisch gezogen fühlen."

Klar ist bereits, dass die Heimspiele im Wechsel ausgetragen werden. Zu den noch offenen Fragen gehört beispielsweise die Trainerfrage. Es solle ein neutraler Coach kommen, einer mit Übungsleiterschein. Also nicht Schönthals langjähriger Erfolgscoach Markus Decker, der den SV bis hinauf in die Kreisliga geführt und dort etabliert hat. Auch wenn es vorige Saison eng wurde mit dem Klassenerhalt. ,,Dass ein neutraler Trainer kommen soll, ist der Wunsch beider Mannschaften, damit sich keiner angreifbar machen kann", sagt VfR-Frontmann Voith. Auch Markus Decker sehe das so, bestätigt sein Abteilungsleiter Breu, da es als langjähriger Schönthaler Coach schwierig sei, dass die Personalentscheidungen von allen Seiten akzeptiert würden.

,,Die Spieler kennen sich eh alle"

Den VfR Premeischl trainiert momentan sowieso Hermann Voith selbst: ,,Und für mich war klar, dass ich das nur bis zur Fusion mache."Bis zum Winter will der künftige Fusionsklub die Trainerfrage beantwortet haben, derzeit werde der Markt sondiert. Gab es denn auch interne Widerstände zu überwinden? Die natürliche Rivalität zwischen Nachbarvereinen lässt sich ja vermutlich nicht am Verhandlungstisch wegwischen, zumindest nicht von heute auf morgen.

,,Die Rivalität gibt's schon seit zehn Jahren nicht mehr, die gab's vielleicht, als ich noch Fußball gespielt habe", sagt Schönthals Michael Breu. ,,Die Spieler kennen sich eh alle aus dem Jugendbereich." Wenige skeptische Stimmen an der Basis gebe es freilich, räumt Breu ein, ,,aber viele sind das nicht. Und die Mannschaft selbst ist auch dafür". Premeischls Hermann Voith weiß das Gros der Mitglieder ebenfalls hinter sich, wie er sagt: ,,Vor Widerständen ist wohl kein Verein gefeit. Aber wir haben zu ausschließlich diesem Thema eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen und die Mitglieder abstimmen lassen. Die überwältigende Mehrheit war dafür. Bevor die Gerüchteküche brodelt, wollten wir gleich Nägel mit Köpfen machen."

Freilich müsse sich die ,,neue" Mannschaft dann erst finden: ,,Es ist nicht damit abgetan, das selbe Dress anzuziehen. Aber ich denke, dass das nicht so lange dauert, weil sich viele Spieler ja schon von der Jugend kennen." Noch aber kämpfe jeder für seine Farben, schmunzelt Voith, als er vom kürzlich ausgetragenen Testspiel erzählt: ,,Da haben sich beide Mannschaften nichts geschenkt. Schönthal wollte zeigen, dass sie Kreisligist sind, und unsere Spieler wollten auch beweisen, dass sie nicht so schlecht sind, obwohl wir nur in der A-Klasse spielen." Schönthal gewann den Übungskick übrigens 3:1. Dass die Premeischler Abordnung dem Nachbarn schon aus Eigennutz die Daumen drückt, dass es auch in dieser Saison mit dem Kreisliga-Verbleib klappen möge, liegt ohnehin in der Natur der Sache, schließlich könnte der eine oder andere aus dem VfR-Tross, der den neuen Trainer überzeugt, gleich zwei Klassen aufsteigen. ,,Klar wollen die Spieler Kreisliga spielen, wir wissen schon um die Qualität in unserer Mannschaft, auch wenn wir nur A-Klasse spielen. Wir haben schon Spieler, die auch in der Kreisliga spielen können."

,,Maximal" in der Kreisliga

Dass man mit der Aufgabe wachsen kann, hat in den letzten Jahren der SV Schönthal bewiesen. ,,Wir spielen mit ziemlich derselben Mannschaft in der Kreisliga, mit der wir vor ein paar Jahren noch in der A-Klasse waren", sagt SV-Fußballboss Michael Breu. ,,Ich denke, der Unterschied ist nicht so groß, du passt dich ja immer irgendwie der Mannschaft oder auch der Liga an, in der du spielst." Auch die ,,neue" Mannschaft sieht Breu auf lange Sicht ,,maximal" in der Kreisliga, weil: ,,Bei uns wird kein Spieler bezahlt, das werden wir auch künftig so handhaben. Wir zahlen nur den Trainer."


Michael Breu und der SV Schönthal wollen die Fusion. Foto: Tschannerl

Aufrufe: 09.8.2015, 09:00 Uhr
Von Jürgen ZiereisAutor