2024-05-02T16:12:49.858Z

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Jeder Polizeieinsatz bei einem Fußballspiel kostet Geld, auch wenn die Beamten nicht immer etwas zu tun haben. TV-Foto: Roland Morgen
Jeder Polizeieinsatz bei einem Fußballspiel kostet Geld, auch wenn die Beamten nicht immer etwas zu tun haben. TV-Foto: Roland Morgen

Polizei-Euro mit kurzer Halbwertzeit

Über die Kostenbeteiligung der Vereine wird schon seit Jahren diskutiert

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Mit unschöner Regelmäßigkeit kommt das Thema wieder aufs Tapet: Sollen Fußballvereine oder andere Veranstalter an den Kosten von Polizeieinsätzen beteiligt werden? Vorschläge gibt es viele, umgesetzt wurde noch keiner.
Trier. Vor drei Jahren machte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) einen schlagzeilenträchtigen Vorschlag: Besucher von Großveranstaltungen wie Rock am Ring, Nature One oder Bundesligaspielen sollten künftig einen Euro mehr zahlen, um sich damit an den Polizeieinsatzkosten zu beteiligen.
Einen ähnlichen Vorschlag machte im Jahr drauf der hessische Regierungschef Volker Bouffier (CDU). Danach sollte jeder Besucher eines Bundesligaspiels freiwillig einen Euro mehr für die Eintrittskarte zahlen. Sowohl der "Sicherheits-Euro" Bouffiers wie auch der "Polizei-Euro" von Roger Lewentz verschwanden allerdings rasch wieder aus der öffentlichen Diskussion. "Wir halten gar nichts von solchen populistischen Forderungen", meinte etwa ein Sprecher des Fußballfan-Fachverbands "Unsere Kurve", jeder Fan sei schließlich auch Steuerzahler.
Ähnlich argumentiert zwei Jahre später - die Diskussion ist gerade wieder aufgeflammt - auch Eintracht-Trier-Vorstandssprecher Ernst Wilhelmi. "Ich bezahle mit meinen Steuern schließlich auch Polizeieinsätze", sagt Wilhelmi und fügt hinzu: Ob eine Hundertschaft in ihrer Unterkunft in Wittlich-Wengerohr sitze oder im Stadion sei, komme doch aufs Gleiche raus. Bezahlt werden müssten die Polizeibeamten allemal.
Dass viele Fußballspiele aber am Wochenende sind, wenn die Polizisten ohne Einsatz womöglich frei hätten, hat der Eintracht-Vorstand dabei nicht bedacht, wie er freimütig einräumt. Klar ist für Wilhelmi aber, dass eine Kostenbeteiligung für die meisten Vereine unterhalb der ersten Liga nicht zu stemmen wäre: "Die wirtschaften doch jetzt schon Spitz auf Knopf."
Müssten die Vereine für den Polizeieinsatz einen Obolus entrichten, ginge das schnell ins Geld. Die Oberfinanzdirektion Koblenz hat den Verrechnungssatz für eine "normale" Polizeistunde auf 56,44 Euro festgelegt, wie eine Polizeisprecherin auf Anfrage unserer Zeitung sagte. Heißt: Selbst wenn nur 50 Beamte bei einem Spiel je vier Stunden Dienst schieben, entstehen bereits Kosten von gut 11 000 Euro.
Entsprechend höher liegen die Kosten bei einem Spiel der ersten Liga. Ist mit Ausschreitungen zu rechnen, werden etwa in Bremen bis zu 870 Beamte eingesetzt, etwa drei Mal so viele wie bei einem als unproblematisch eingestuften Spiel.
Das Pokalspiel der Trierer am Sonntag gegen den Bundesligisten SC Freiburg wird von der Polizei als problematisch eingestuft, weil es in der Vergangenheit zwischen Problemfans beider Mannschaften zu Auseinandersetzungen gekommen ist. Die Trierer Polizei wird mit über 100 Beamten im Einsatz sein. Gäbe es den von Minister Lewentz ins Spiel gebrachten Polizei-Euro, kämen bei erwartet 7000 Zuschauern gerade einmal 7000 Euro zusammen. Das Geld würde nur einen Bruchteil der Kosten des Einsatzes decken.
Aufrufe: 014.8.2014, 21:35 Uhr
volksfreund.de/Rolf SeydewitzAutor