2024-04-24T07:17:49.752Z

Vereinstreue
Philip Reichardt in Aktion - seit 1996 ist er für den SV Wiesbaden am Ball. Archivfoto: Vigneron.
Philip Reichardt in Aktion - seit 1996 ist er für den SV Wiesbaden am Ball. Archivfoto: Vigneron.

Pokalknüller als Karrierehighlight

Serie: Philip Reichardt ist der einzige echte Wiesbadener im aktuellen Kader des Hessenligisten +++ seit 1996 beim Traditionsverein

WIESBADEN. Höhen und Tiefen, grandiose Aufstiege und bittere Abstiege, sportlicher Wiederaufbau nach dem totalen Kollaps, Sponsoren-Hickhack, Hessenliga-Abenteuer, Ungewissheit um die sportliche Zukunft und so weiter. Beim SV Wiesbaden kann kein anderer Spieler auf solch eine langjährige Vergangenheit und erlebnisreiche Vita wie Philip Reichardt zurückblicken. Der Verteidiger spielt seit seinem achten Lebensjahr fast durchgehend für den Traditionsverein. Doch sein ganz persönliches i-Tüpfelchen steht erst unmittelbar bevor.

Und das lautet: Kickers Offenbach. Der Knüller im Achtelfinale des Hessenpokals lässt auch das Herz des bekennenden Eintracht Frankfurt-Fans Reichardt im Vorhinein schneller schlagen. „Das ist das Größte, was mir in meiner fußballerischen Laufbahn jemals passiert ist. Das kann man mit bisher absolvierten Freundschaftsspielen gegen Mainz 05, Darmstadt 98 oder den SV Wehen nicht vergleichen“, so Reichardt, der weiter anfügt: „Wir haben überhaupt keinen Druck und gehen ganz locker in diese Partie.“

Seit dem Wiederaufbau dabei

Für Reichardt ist es vorerst einmal die Krönung seiner bisherigen sportlichen Laufbahn, die einst im Jahr 1996 beim SVW begann. Nach dem sportlichen Totalschaden der Saison 1993/94, als zu damaligen Hessenliga-Zeiten der Hauptsponsor Travimpex seinen versprochenen Zahlungen nicht nachkam und der SVW in die Zahlungsunfähigkeit und die Kreisliga B (damals die unterste Spielklasse)abstürzte, fing die damalige Jugendabteilung des Sportvereins erst ab der E-Jugend an – mit Philip Reichardt sowie seinen Brüdern Christoph (23, heute beim FC Bierstadt) und Andi (22), der Co-Trainer der Wiesbadener B-Jugend ist. „Mit der Zeit ist eine enge Bindung zwischen dem Verein und mir entstanden. Ich habe schon immer in Wiesbaden gewohnt und bin sowieso nicht der Typ, der von Verein zu Verein springt“, gibt Reichardt, der an der Sporthochschule in Köln Sportmanagement (viertes Semester) studiert, zu Protokoll.


Wie die Hühner auf der Stange - Christoph, Philip und Andi Reichardt (von links nach rechts) in ihren frühen SVW-Jahren. Foto: Privat.

Nach knapp elf Jahren folgte schließlich 2007 der endgültige Sprung von der A-Jugend in die erste Mannschaft, die zu dieser Zeit noch in der Verbandsliga (früher Landesliga) spielte. "Damals haben wir mit allen Jugendteams mindestens in der Gruppenliga gespielt, was heute nicht mehr der Fall ist. Es war ein nahtloser Übergang von der Jugend zu den Erwachsenen", erinnert er sich. Für Reichardt war es die erste vollständige und gleichzeitig schlimmste Saison im blau-orangen Dress: „Wir waren in dieser Spielzeit eigentlich relativ ambitioniert, mussten dann jedoch in die Gruppenliga absteigen“, resümiert der 25-jährige. Danach folgte ein kurzes Intermezzo beim SV Frauenstein – und prompt ein Kreuzbandriss. Die erste und einzige schwerwiegende Verletzung, die sich Reichardt im Laufe der Jahre zuzog und die ihn auch ein Jahr außer Gefecht setzte. Umgehend ging es also wieder zurück zur alten Liebe im Helmut-Schön-Sportpark.
Stichwort „alt“: „Das alte Stadion und die Gemäuer sind für mich charakteristisch für diesen Verein. Es ist kein hochgezüchteter Klub, der zudem eine große Tradition vorweisen kann – und nebenbei der älteste Verein im Kreis Wiesbaden“, erläutert der Defensivspieler, der seit nunmehr zwei Spielzeiten vornehmlich die rechte Abwehrseite beackert, vorher als Sechser agierte.

Aufstieg in die Verbandsliga als Highlight

Als schönste Saison beschreibt Reichardt dann den Wiederaufstieg in die Verbandsliga. „Wir waren ein verschworenes Team, waren alle miteinander befreundet“, so Reichardt, der dort auch mit dem aus seiner Sicht verrücktesten Spieler Ingo Vermeer zusammenspielte. Auf die Frage, warum ausgerechnet Vermeer, lautet die Antwort nur: „Mallorca.“ Die Nennung von Details wäre in diesem Punkt wohl unangebracht.

Das Phänomen des guten Zusammenhalts innerhalb der Mannschaft kann Reichardt auch beim aktuellen Kader ausmachen. In dem der dienstälteste Spieler auch merklich an Wichtigkeit gewonnen hat – nicht nur durch die Mitgliedschaft im Mannschaftsrat.

Aufrufe: 04.11.2014, 04:00 Uhr
Philipp DurilloAutor