2024-03-28T15:56:44.387Z

Pokal
Sieben Minuten vor dem Ende gingen die Lichter aus. Ein kurioser Pokalabend endet mit Spielabbruch. Archivfoto: Sigel
Sieben Minuten vor dem Ende gingen die Lichter aus. Ein kurioser Pokalabend endet mit Spielabbruch. Archivfoto: Sigel

Pokal-Wahnsinn in Hattersheim!

Spielabbruch nach Flutlichtausfall in der 113. Minute +++ Kelsterbach verzweifelt an Keeper Kofi Deda +++ Drei Platzverweise +++ Sportgericht muss weiteren Verlauf entscheiden

Hattersheim. "Wir haben heute keine Chance", prognostizierte Türk FC-Sportchef Zafer Sahin vor der Partie. Ohne einige geschonte Stammkräfte und mit Spielern aus der zweiten Mannschaft trat Gruppenligist Hattersheim gegen die eine Klasse höher spielende Viktoria aus Kelsterbach an. Was in den folgenden 113 Minuten auf dem Hartplatz in Hattersheim passierte, sollte Sahins Prognose aber deutlich widerlegen. Ein kurioser Pokalabend, dessen Ende noch nicht geschrieben wurde.

Am Anfang sah alles wie erwartet aus. Die dezimierten Hattersheimer überließen dem Favoriten weitestgehend den Ball und zogen sich zurück. Kelsterbach tat sich hingegen mit dem Hartplatz schwer und fand keine Lücken in der dichten Hintermannschaft der Hausherren. "Die Abwehrreihe ist komplett aus der Reserve-Mannschaft und hat ihre Sache heute richtig gut gemacht", lobte Sahin im Anschluss seine Defensive. Durchaus möglich, dass sich der eine oder andere Spieler somit in den Kader der Gruppenliga spielen konnte.

Führung aus dem Nichts +++ Eigentor auf der Gegenseite

Richtig Fahrt nahm das Spiel dann nach einer halben Stunde auf, als Feridun Malya ein wenig aus dem Nichts die Führung für den Außenseiter besorgte. Nach einem Standard setzte sich Walid Aarab durch und flankte auf den völlig freien Malya, der nur noch einköpfen musste. Sechs Minuten später sorgte jedoch ein unglückliches Eigentor von Ali Sahin für den erneuten Gleichstand. Nun waren die Gäste jedoch wacher und besser im Spiel. Von da an sollte der große Sturmlauf des Verbandsligisten beginnen.

Kofi Dedas Glanzparaden retten Hattersheim +++ Schiedsrichter sieht Foulspiel nicht

Nach dem Seitenwechsel sahen die Zuschauer dann fast nur noch Angriffe der Gäste. Im Mittelpunkt war dabei immer wieder der herausragende Torwart Kofi Deda, der mit einer Reihe von Paraden sein Team im Spiel halten konnte. Alleine Dominic Machado scheiterte mehrfach am Torhüter der Hausherren. In Manuel-Neuer-Manier nahm der Schlussmann immer wieder als letzter Mann am Spiel teil, sorgte mit gewagten Aktionen oftmals für Staunen im Publikum. "Das ist eben Talent", erklärte Deda nach dem Spiel lachend. Kurios: Eigentlich hätte der Keeper im Pokal ebenfalls geschont werden sollen, doch sein Ersatzmann befindet sich im Urlaub. Glück für Hattersheim, wie besonders die 77. Minute verdeutlichte, als Deda einen Freistoß von Marc Eichfelder aus dem Winkel fischte. In einer Szene hatte er allerdings auch Glück, als Schiedsrichter Sven Meisezahl ein klares Foulspiel des Torhüters nicht erkannte. Eigentlich hätte es Platzverweis gegen Deda und Elfer für die Gäste geben müssen. So ging es trotz deutlicher Überlegenheit und zahlreicher Chancen für Kelsterbach gegen immer erschöpftere Hattersheimer in die Verlängerung.

Das komplette Spiel zum Nachlesen, findet ihr in unserem Liveticker.

Asbai mit unnötigem Platzverweis +++ Auch Oezbay und Antinac fliegen

Dort wurde die Partie hitziger und in der 100. Minute musste Oualid Asbei vom Platz. Der Hattersheimer schlug - bereits vorher verwarnt - den Ball weg und schwächte so unnötig sein Team. In Unterzahl wurde die Aufgabe nicht leichter, doch es gelang dem Gruppenligisten weiterhin, dem Favoriten das Leben schwer zu machen. Kurz vor dem letzten Seitenwechsel gerieten dann Serkan Oezbay und Marius Antinac aneinander. Der Hattersheimer ging dem Gegenspieler dabei wiederholt an die Gurgel und sah zurecht die Rote Karte, auch Antinac musste mit Gelb-Rot vom Platz, wodurch schließlich nur noch Neun gegen Zehn auf dem Feld waren.

Flutlicht-Ausfall sorgt für Chaos +++ Spielabbruch nach langer Wartezeit

In den letzten 15 Minuten sahen die Zuschauer dann zunächst das gewohnte Bild. Kelsterbach rannte an, hatte Pech mit dem Außenpfosten, zielte zu ungenau oder scheiterte einmal mehr an Kofi Deda. In der 114. Minute gipfelte der verrückte Abend aus Kelsterbacher Sicht dann in plötzlicher Dunkelheit. Das Flutlicht, von der Stadt auf 22 Uhr begrenzt, quittierte seinen Dienst und zwang die Schiedsrichter so zu einer Unterbrechung. Doch zunächst sollte die Partie nicht abgebrochen werden, der Hausmeister wurde angefordert und nach einer knappen halben Stunde standen alle wieder auf dem Feld. Es strahlten jedoch nur drei der sechs Flutlichtmasten. Als ein erneuter Versuch dann wieder in kompletter Dunkelheit endete, entschied sich Schiedsrichter Meisezahl schließlich doch für den Abbruch.

Wertung durch das Sportgericht +++ Viktoria-Coach Ralf Horst: "Das absolute Chaos"

Wie die Partie nun gewertet wird, konnten die Unparteiischen nachdem Spiel selbst nicht beantworten. Der Fall werde nun an das Sportgericht übergeben und letztlich dort entschieden. Ein Wiederholungsspiel, entweder komplett oder nur für die verbliebenen sieben Minuten scheint aber am Wahrscheinlichsten. Die Gäste schienen am Ende jedoch hauptsächlich genervt von der Situation. "Das war das absolute Chaos", meinte Kelsterbachs Trainer Ralf Horst nach dem Spiel, musste aber gestehen: "Eigentlich müssen wir hier gewinnen und eine der zahlreichen Chancen nutzen. So ein Spiel darf erst gar nicht in die Verlängerung gehen." Man darf gespannt sein, wie dieser Pokal-Wahnsinn zu Ende gehen wird. So spannend und kurios, hatte sich das vorher jedoch keiner vorgestellt.

Aufrufe: 01.9.2015, 23:55 Uhr
Tommy KönnelAutor