2024-04-24T07:17:49.752Z

FuPa Portrait
Yannick Podgur (rechts, im Spiel gegen Dergahspor) wechselt zum SC Feucht in die Bayernliga. Doch irgendwann wird man ihn wieder beim ASV Pegnitz sehen. Foto: Ralf Münch
Yannick Podgur (rechts, im Spiel gegen Dergahspor) wechselt zum SC Feucht in die Bayernliga. Doch irgendwann wird man ihn wieder beim ASV Pegnitz sehen. Foto: Ralf Münch

Podgur: Per Nachricht auf der Mailbox in die Bayernliga

Der 23-Jährige verlässt schweren Herzens seinen Heimatverein ASV Pegnitz - möchte aber zurückkommen

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Mit Yannick Podgur verliert der ASV Pegnitz nicht nur seinen Top-Torjäger, sondern auch einen seiner Treuesten. Der 23-Jährige will es beim SC Feucht in der Bayernliga Nord versuchen, während sein Stammverein mit einem möglichen Nachfolger verhandelt. Podgur verließ schon einmal kurzzeitig die Pegnitzer — es brachte ihm nur Pech.

Eines bleibt für Yannick Podgur gleich: Am Montag ist Trainingsauftakt, wie in Pegnitz so auch in Feucht. Doch alles andere verändert sich mit dem 13. Juni. Er wird zu Übungseinheiten und Heimspielen von Waidach ins rund 60 Kilometer entfernte Feucht pendeln, anstatt in seine Heimatstadt. Die Gegner werden beispielsweise SpVgg Weiden und SSV Jahn Regensburg II heißen statt ASV Vach und Dergahspor Nürnberg. Und: Podgur wird Pässe zu Mitspielern passen, die er erst seit ein paar Wochen kennt. Seine Zuspiele hatten bislang Kumpels angenommen, größtenteils Freunde, mit denen Podgur seine Kindheit verbrachte.

Wenn der gelernte Kaufmann für Versicherungen und Finanzen eloquent über seine Vita spricht und dabei nicht mal für einen Moment sein freundliches Lächeln verliert, darf man aber annehmen, dass auch die Fremden bald zu Freunden werden. Podgur selbst sieht da auch kein Problem. Schwierig wird es dagegen, sein Ziel zu erreichen — weil es ein ehrgeiziges ist: „In der Bayernliga ist das Niveau viel höher als in der Landesliga. Ich möchte trotzdem versuchen, auf Anhieb Stammspieler zu werden.“

Für die vergangenen drei Jahre gehörte er zum festen Aufgebot des ASV. „Yannick hat sich hervorragend entwickelt. Er war zweifellos eine Stütze“, sagt Steffen Weihrich. Eigentlich hatte der Sportliche Leiter angenommen, dass die Stütze auch in der kommenden Landesligasaison seiner Mannschaft Halt geben wird. Doch dann kam Podgurs 23. Geburtstag am 18. Mai und eine Nachricht auf seine Mailbox.

Hinterlassen hatte die Aufzeichnung ein Feuchter Funktionär. Ob Podgur nicht beim SC spielen möchte, wollte der Anrufer wissen. Podgur rief zurück, erbat sich ein paar Tage Bedenkzeit — und sagte schweren Herzens zu. „Wer weiß schon, wann noch einmal die Gelegenheit kommt, in der Bayernliga zu spielen? Im Moment kann ich es noch machen.“

Die Uni Bayreuth bindet den BWL-Studenten im zweiten Semester nämlich vor allem vormittags, abends sind kaum Vorlesungen. Im Berufsleben wäre das Pendeln nach Feucht schwierig geworden. Trotzdem: „Es fällt mir schwer, den Verein zu verlassen, den ich von klein auf kenne“, sagt Podgur.

Die Misere beginnt

Schon als Vierjähriger trug er das ASV-Trikot, nur einmal, als B-Jugendlicher, schloss er sich kurzzeitig einem anderen Verein an. Auch damals war der Grund der gleiche wie jetzt: „Ich wollte es höherklassig probieren.“ Also wechselte Podgur von den auf Kreisebene spielenden Pegnitzern zum SK Lauf in die Bezirksoberliga. Podgur machte die Vorbereitung mit, die ersten drei Partien, es lief prima.
Doch dann kam dieses verflixte Spiel gegen den ASV Neumarkt und Podgurs Misere begann. Er brach sich Schien- und Wadenbein, die Hinrunde war beendet. Zur Vorbereitung auf die Rückrunde stieg Podgur wieder ein, zu einem Punktspieleinsatz kam es in Lauf aber nicht mehr: In einem Freundschaftsspiel gegen eine Mannschaft aus Bayreuth riss er sich die Bänder im linken Sprunggelenk.

Zu Beginn der nächsten Saison begann Podgur seine Ausbildung in Pegnitz. Die Fahrerei nach Lauf hätte sich nicht mehr mit dem Beruf vereinbaren lassen — also kehrte er zum ASV zurück. Der Rückkehrer verletzte sich nie wieder so schwer wie beim SK Lauf, arbeitete sich von der Reserve innerhalb eines halben Jahres in die erste Mannschaft hoch. Bis dorthin geprägt hatte ihn vor allem der langjährige Betreuer Ottmar Kretschmer. „Von ihm habe ich Fleiß, Disziplin und Ordnung gelernt, also auch Werte, die abseits des Platzes wichtig sind“, erzählt Podgur. Außerdem war sein Vater für mehrere Jahre gleichzeitig sein Trainer, „er ging mit mir strenger um, als mit meinen Mitspielern. Aber das war gut so.“

Fleiß, Disziplin, Ordnung und Strenge. Was Podgur noch fehlte, war ein letzter Schliff. Taktisches Verständnis lernte er vom ehemaligen Trainer der ersten Mannschaft, Detlef Hugel — fertig war ein „talentierter, junger Spieler, auf den wir sehr stolz sind“, sagt Steffen Weihrich.

Er muss nun jemanden finden, der wenigstens annähernd so torgefährlich wie Podgur ist. 13 Treffer steuerte der Top-Torjäger in der vergangenen Saison bei, kein anderer Pegnitzer war auch nur halb so gefährlich im gegnerischen Strafraum. Weihrich hat aber schon jemanden im Auge. Wen genau, verrät der Sportliche Leiter noch nicht, die Verhandlungen sind aber kurz vor dem Abschluss. „Außerdem kehrt ja Christopher Schraml zurück“, sagt Weihrich, „der ist so wie Yannick ganz vorne auf allen Positionen einsetzbar.“

Irgendwann wird auch Podgur zum ASV zurückkehren, „ganz sicher, nur der Zeitpunkt steht noch nicht fest“, sagt er. „Unsere Tür ist für ihn immer offen“, verspricht Weihrich. Nun steht aber das vorläufig auf ein Jahr angesetzte Abenteuer Bayernliga an. Es beginnt am Montag mit dem Trainingsauftakt in Feucht.

Aufrufe: 011.6.2016, 10:02 Uhr
Marcel Staudt (NN Pegnitz)Autor