2024-04-23T06:39:20.694Z

Ratgeber Medizin
Foto: Thomas Rinke
Foto: Thomas Rinke

Plötzliche, starke Schmerzen im Gelenk

"Gesundheit im Fußball" - Teil 3: Meniskus

In den vergangenen beiden Wochen starteten wir mit den ersten beiden Teilen der Serie "Gesundheit im Fußball". Im dritten Teil soll es heute um eine Stelle gehen, die Fußballer immer wieder vor große Probleme stellt: die Menisken.

Wir erklären, wie es zu einem Meniskusschaden kommt, was typische Unfallmuster sind, wie man einem Riss vorbeugen kann, und vieles mehr.

Didier Ya Konan wird Ende 2010 ein großes Knorpelstück im rechten Knie entfernt. Danach geht der Mittelstürmer von Hannover 96 in die Reha- Phase. Andere Spieler wären in der Partie gegen den VfB Stuttgart möglicherweise vom Platz getragen worden. Erstaunlicherweise hat Ya Konan trotz des großen Risses im Meniskus nicht nur die Spielzeit durchgehalten sondern mit seinen zwei Toren auch noch den 2:1 Sieg erzielt.

Grundlagen

Die Menisken (Innen- und Außenmeniskus) sind zwei halbmondförmige Strukturen, die auf der Gelenkfläche des Schienbeins liegen. Sie haben die Funktion, das Gelenk gemeinsam mit der Gelenkflüssigkeit zu schmieren und Zug- und Stoßkräfte abzufangen. Diese entstehen beispielsweise dann, wenn wir das Knie beugen, also den Unterschenkel anziehen oder schnell wechselnde, drehende Bewegungen machen. Die Menisken bestehen aus Faserknorpel, welcher wenige Blutgefäße und viel Wasser enthält und sich daher von Verletzungen nicht selbst erholen kann.


Abb.: Innen- und Außenmeniskus. Aufsicht auf den rechten Unterschenkel

Der Innenmeniskus (auch: Meniscus medialis) ist größer als der Außenmeniskus, C-förmig und relativ unbeweglich. Er ist stark mit der Gelenkkapsel und dem Innenband verwachsen.

Der Außenmeniskus (auch: Meniscus lateralis) hat eine rundliche Form und ist glücklicherweise beweglicher. Er wird wesentlich seltener beschädigt..

Wie kommt es zu einem Meniskusschaden?

Ein gesunder Meniskus reißt normalerweise nicht. Zu Rissen kommt es, wenn Euer Meniskus erste Abnutzungserscheinungen aufweist. Denn schon im jungen Erwachsenenalter verliert der Knorpel im Knie vermehrt an Flüssigkeit und damit an Elastizität. Sportarten wie der Fußball haben zudem eine extrem hohe Kniebelastung und fördern dadurch diesen Prozess. Letztendlich gehen die Puffereigenschaft der Menisken mehr und mehr verloren, wird der spröde Knorpel nun belastet, kann er einreißen.

Wird das Innenband geschädigt, ist das ein riskantes Unterfangen für den Innenmeniskus: Beide sind stark miteinander verwachen und nicht selten zieht ein verletztes Innenband den Meniskus medialis in Mitleidenschaft. Das nennt man dann: Kombinationsverletzung. „Eine Kombination aus verschiedenen Verletzungen ist im Knie leider keine Seltenheit“ betont Chefarzt Dr. med. Alex, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie im St. Bonifatius Hospital Lingen.

Was ist ein typisches Unfallmuster?

Die hier gesammelten Unfallmuster sind im Fußball typischer Ausgang einer Zweikampfsituation. Bei Schüssen aus einer Rotationsbewegung oder Aktionen aus der Hocke heraus aber ebenso möglich.

  • Abrupte Bewegung mit Verdrehung des Kniegelenks
  • Plötzliche Drehbewegung im gebeugten Knie
  • Stoß von der Seite bei feststehendem Unterschenkel
  • Bei Fußballspielern typisch: schlagartige Streckung, wobei der Knorpel übermäßig gespannt wird
  • Bewegungen aus der Hocke heraus

Anzeichen und Untersuchung durch den Arzt

Sportler, die sich einen Riss des Meniskus zuziehen, klagen häufig über plötzliche, starke Schmerzen im Gelenk. Daneben können sich an- bzw. abgerissene Knorpelteile des Meniskus lösen und den Gelenkspalt blockieren. Das Knie kann dann nicht mehr richtig bewegt werden.

In jedem Fall solltet ihr einen Arzt aufsuchen. Dieser prüft das Knie durch abtasten und reizt durch gezielte Bewegungen bestimmte Abschnitte des Meniskus. So lässt sich sehr genau die Stelle, an der es eventuell zum Riss gekommen ist, feststellen.

Typische Anzeichen:

  • Schmerzen bei maximaler Streckung des Knies in Rückenlage sind Hinweis auf Schädigung des Hinterhorns des Innenmeniskus
  • Schmerzen bei Innendrehung des Unterschenkels deuten auf eine Verletzung des Außenmeniskus hin
  • Schmerzen bei Außendrehung des Unterschenkels deuten auf Innenmeniskusschaden hin
  • Schmerzen im Schneidersitz erklären möglicherweise ebenfalls eine Innenmeniskusverletzung

„Deutet schon die Untersuchung auf einen Riss hin, wird vorab die Meniskusverletzung mittels der Magnetresonanztomographie (MRT) gesichert und nach ihrer Form eingestuft“ berichten unsere Experten im Interview. Eine Verschiebung des abgerissenen Meniskusanteils in das Gelenk, führt wie bereits erwähnt häufig zu Einklemmungen und somit zum Funktionsverlust des Kniegelenks. Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit sind die Folge.

Behandlungsformen

Als 1. Hilfe Maßnahme bei Sportverletzungen gilt wie so oft das gute alte PECH- Schema:

P = Pause (Schonung, Abbruch der körperlichen Aktivität)
E = Eis (Kühlung der betroffenen Region)
C = Compression (Anlegen eines Druckverbandes)
H = Hochlagerung der betroffenen Extremität

Seid ihr erstmal versorgt, geht zum Arzt. Dieser plant die weitere Behandlung grundsätzlich individuell und nach der Schwere Eurer Verletzung.

Bei Quetschungen des Meniskus ist eine Schonungszeit und Sportpause oft ausreichend. Risse aber können die erwähnten Probleme bereiten und heilen aufgrund des schwachen Stoffwechsels von Knorpel nicht von selbst. „Dann wird eine OP notwendig“, erklärt uns Chefarzt Dr. med. Alex. „Wenn der Meniskus genäht oder teilentfernt werden muss, erfolgt dies durch eine Kniegelenksspiegelung, auch Arthroskopie genannt.“ Die Arthroskopie ist ein möglichst schonendes Operationsverfahren, wie es damals auch bei Angreifer Ya Konan durchgeführt wurde.

Rehabilitation

Wann ihr wieder anfangen dürft, Euer Knie zu belasten, ist grundsätzlich verschieden. In jedem einzelnen Fall entscheidet der behandelnde Arzt und bezieht in seine Überlegung Art und Schwere der Verletzung mit ein. Natürlich hat der Heilungsverlauf auch einen Einfluss.

Generell sagt man, dass nachdem der Meniskus genäht wurde, das Knie für vier bis sechs Wochen nach der Operation nur gering belastet werden darf. Die Physiotherapeuten helfen bei der Reha und geben Euch gute Tipps. Zur Sicherheit tragen die meisten von Euch in der ersten Zeit nach OP eine Bandage/ Orthese. Letztendlich ist an eine volle Belastung des Kniegelenks frühestens nach sechs Wochen, nach langsamer Belastungssteigerung unter Begleitung der Physiotherapeuten, zu denken.

Also liebe Kicker: Geduld ist gefragt, wann es wieder mit dem Sport losgehen darf. Eine grobe Daumenregel sagt, dass drei Monate vergehen, bis ihr wieder in den Trainingsalltag eingegliedert werden könnt.

Prävention

Zum Thema Vorbeugung hat Dr. med. Asche einen guten Tipp, er sagt: „Solides Ausdauertraining ist von besonderer Bedeutung, in aller Regel von den Fußballern nicht geliebt oder unterstützt. Möglichst frühzeitig sind Kicker durch Motivation und mit Freude an den Ausdauerlaufsport heranzuführen. Durch Laufbelastungen wird der Bewegungsapparat: Knorpel-, Bandstrukturen, Menisken, Bänder und Knochen für Spitzenbelastungen wie sie im Fußball häufig auftreten (Kontakt- und Sprintsportart) gut vorbereitet.“

Da die Meniskusverletzungen häufig in Kombination mit Kapsel-, innerer Seitenband- oder vorderer Kreuzbandläsion auftreten, sollte man alles dafür geben, diese Art Zwangspause zu vermeiden. Im Training lohnt es sich daher Übungen einzubauen, die das Knie kräftigen, dauerhaft stabilisieren und an besondere, ungewöhnliche Bewegungsmuster gewöhnen.

Konkrete Übungen

Spezielle Übungen zum Muskelaufbau im Knie sollten auch im Amateurfußball bewusst eingesetzt werden um die Kniegelenke fit zu halten. Schmerzt es bei einer der Übungen sollte sie direkt aus Eurem Programm genommen werden.

1. Setzt Euch auf und zieht die Zehen nach oben (Fersen bleiben am Boden), dann die Fußfläche wieder aufsetzen und die Fersen (Zehen bleiben am Boden) nach oben ziehen. Immer abwechselnd und 20-mal wiederholen.

2. Legt Euch in Seitenlage auf den Boden. Winkelt das unten liegende Bein leicht an. Bewegt nun das gestreckte oben liegende Bein langsam in die Höhe. 5 Sekunden lang halten, dann absenken und 5 Sekunden lang ausruhen. Wiederholung: 15-mal mit jedem Bein

3. Legt Euch auf den Rücken stellt ein Bein leicht angewinkelt auf, das andere liegt gestreckt und etwas abgespreizt auf dem Boden. Jetzt hebt ihr das gestreckte Bein unter Beibehaltung der Fußstellung leicht an. Dabei wird es im Kniegelenk abwechselnd leicht gebeugt und kraftvoll gestreckt. Wiederholung: 15-mal mit jedem Bein

Nochmal: Das eine Bein liegt gestreckt und etwas abgespreizt auf dem Boden, das andere wird leicht gewinkelt aufgestellt. Die Fußspitze zeigt etwas nach außen. Führt nun das abgespreizte Bein schräg nach oben über das angewinkelte Bein hinweg. Behaltet währenddessen die Fußstellung bei und stabilisiert Euren Oberkörper indem ihr die Bauchmuskulatur anspannt und den Nabel zur Wirbelsäule bewegt. Wiederholung: 5-mal mit jedem Bein.

4. Im Fitnessstudio sind die Beinpresse und Hebungen aus dem Unterschenkel heraus sinnvoll. Diese Übungen können den Sportler auch über die Saison hinaus begleiten.

Hier findet ihr schöne Animationen der Übungen: http://www.tk.de/tk/gesund-sport-treiben/gutes-fuer-gelenke/kniegelenk/37160

Dieser Beitrag enthält Expertenmeinungen von:

Dr. med. Holger Alex
Dr. Alex arbeitet als Chefarzt für den Fachbereich Orthopädie im St. Bonifatiushospital in Lingen und im Hümmling Hospital in Sögel. Er ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, für spezielle Orthopädische Chirurgie und Chirotherapie.

Dr. med. Claus-Dieter Asche
Dr. Asche ist Chefarzt der Fachklinik für orthopädische und traumatologische Rehabilitation in der MediClin Hedon Klinik in Lingen. Er ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, sowie für Chirotherapie, Sportmedizin und Physikalische Therapie.

Wichtig: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Aufrufe: 020.8.2014, 15:30 Uhr
Carolin WengelAutor