2024-04-30T08:05:46.171Z

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Und wieder hat sich Pfaffenhausens Keeper Jonathan Sinsel eine Flanke geschnappt, ist vor VfB-Offensivmann Alexander Hochheim (9) am Ball. Christoph Freund (7) und Steffen Büdel (3) müssen nicht eingreifen.
Und wieder hat sich Pfaffenhausens Keeper Jonathan Sinsel eine Flanke geschnappt, ist vor VfB-Offensivmann Alexander Hochheim (9) am Ball. Christoph Freund (7) und Steffen Büdel (3) müssen nicht eingreifen.

Pfaffenhausen: Underdog, der längst keiner mehr ist

KOL GELNHAUSEN: +++ Aber selbst nach dem umjubelten Derbysieg ist das Wort ,,Meisterschaft" tabu +++

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Jossgrund . ,,Derbysieger, Derbysieger", hallte es nach dem Schlusspfiff auf dem Sportgelände des SV Pfaffenhausen, als der souveräne Kreisoberliga-Spitzenreiter aus dem Jossgrund siegestrunken das 3:1 gegen VfB Oberndorf feierte. Am wichtigsten war in diesen Sekunden der Erfolg vor der großen Kulisse (550 Zuschauer) über den ,,Lieblings-Rivalen" aus dem Nachbarort, doch dann wurde ,,Derbysieger" schnell durch ,,Spitzenreiter, Spitzenreiter" abgelöst. Man muss sich noch einmal an den Saisonbeginn erinnern: Wer waren eigentlich die Top-Favoriten auf die Kreisoberliga-Meisterschaft? Oberndorf und Bernbach galten als die Titelanwärter Nummer eins, auch Mittel-Gründau, Vizemeister SG Flörsbachtal und die Gruppenliga-Absteiger Höchst und Altenhaßlau/Eidengesäß standen bei der Konkurrenz hoch im Kurs. Aber Pfaffenhausen? Na ja, eine gute, eingeschworene Truppe - aber Meister?

Das Wort Meister meiden sie im Spessart-Ort wie der Teufel das Weihwasser, selbst die Spieler sprechen nicht darüber. Doch bei dieser Zwischenbilanz kommt man nicht umhin, den SVP langsam aber sicher auf das Favoritenschild zu heben: 13 Siege, zwei Unentschieden (gegen Neuses und bei Altenhaßlau/Eidengesäß), keine Niederlage und satte neun Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten TSV Höchst. Imponierende Zahlen, auch wenn Höchst ein Spiel weniger bestritten hat. Auch die Tordifferenz (39:14) kann sich sehen lassen. Nur Gelnhausen und Oberndorf haben öfter getroffen, bei den Gegentoren ist Pfaffenhausen die Nummer eins - gemeinsam mit Bad Orb. ,,Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt. Erst wenn wir 40 Punkte haben, reden wir über etwas anderes", wiederholte Spielertrainer Roberto Manega wochenlang gebetsmühlenartig. Nach dem 3:1 gegen Oberndorf hat Pfaffenhausen 41 Punkte. Und jetzt, Herr Manega? Der lacht und gibt zu: ,,Über den Klassenerhalt reden wir jetzt nicht mehr. Wir wollen unseren unglaublichen Lauf möglichst lange genießen und die Serie ausbauen und bis zur Winterpause so viele Punkte wie möglich holen. Dann setzten wir uns neue Ziele."

Imponierende Entwicklung

Die Gründe für die Zurückhaltung sind klar: Der erfahrene Coach will den Druck von seiner Mannschaft fernhalten. Vor dem Derby gegen Oberndorf war dieser enorm groß geworden. Das Spiel war im Ort das Gesprächsthema und egal wo ein Akteur auftauchte, bekam er zu hören: ,,Gegen Oberndorf gewinnen wir!" Prompt kam der SVP zunächst überhaupt nicht ins Spiel, leistete sich reihenweise zum Teil haarsträubende Fehlpässe. ,,Das kann ich mir eigentlich nur durch den von außen aufgebauten Druck erklären", so Manega.

Folglich spricht er weiterhin nicht von der Meisterschaft und gibt zu bedenken: ,,Wir hatten zuletzt auch Glück, so auch gegen Oberndorf, das uns in der Anfangsphase ja fast überrannt und ein wirklich gutes Spiel gemacht hat. Aber bisher war es immer in dieser Saison so: Wenn wir einmal eine schwächere Phase in einem Spiel überstanden hatten, kamen wir stärker zurück. Und das war im Derby auch so", kann sich Manega auf die unglaubliche Moral seiner jungen Mannschaft verlassen. Schon mehrfach hat das Team einen Rückstand umgebogen. Dabei fällt auf, dass die ,,jungen Wilden" reifer und abgeklärter geworden sind. ,,Das stimmt, die Jungs haben viel gelernt. In den vergangenen beiden Jahren waren wir enorm heimstark, aber auswärts nicht so erfolgreich. Jetzt treten wir auch auswärts ganz anders auf", hat Manega registriert. Verlassen kann sich der Routinier auch auf Torhüter Jonathan Sinsel, einer der ,,Shooting-Stars" dieser Saison. Der 22-Jährige, eigentlich als ,,backup" für Matthias Kleespies gedacht, musste ran, als sich der langjährige SVP-Keeper schwer verletzte. Zu Beginn ,,wackelte" die neue Pfaffenhäuser Nummer eins auch einmal, steigerte sich seitdem aber gewaltig. Erstaunlich, wie abgeklärt er sich bereits in jungen Jahren zeigt, gerade seine Strafraumbeherrschung ist bemerkenswert. ,,Das ist seine Stärke, er holt sich fast jede Flanke. Er haut sich auch im Training rein, hat sich alles erkämpft. Er ist sicher auch ein Garant, dass es derzeit so gut läuft."

Am Sonntag feierten sie in Pfaffenhausen ausgelassen den Derbysieg. Spätestens jetzt wäre es für die Konkurrenz wohl keine Überraschung, wenn im Sommer 2016 in Pfaffenhausen noch eine ganz andere Feier steigen würde. Die nämlich, die mit dem Wort, das in Pfaffenhausen keiner aussprechen darf, zu tun hat...



Aufrufe: 026.10.2015, 20:06 Uhr
Volker Lehr (Gelnhäuser Tageblatt)Autor