2024-05-14T11:23:26.213Z

Ligabericht
Florian Tausendpfund (im blauen Trikot rechts), der schon für den TSV 1860 München, SV Sandhausen und FC Heidenheim spielte, ist die Stütze der Ettmannsdorfer Defensive. Fotos: sca
Florian Tausendpfund (im blauen Trikot rechts), der schon für den TSV 1860 München, SV Sandhausen und FC Heidenheim spielte, ist die Stütze der Ettmannsdorfer Defensive. Fotos: sca

Personell ein Ritt auf der Rasierklinge

Längst ist der SC Ettmannsdorf das Aushängeschild des Schwandorfer Fußballs

Der SC Ettmannsdorf erlebt in dieser Saison eine Achterbahnfahrt. Nach vier ungeschlagenen Spielen zu Saisonbeginn gab es vier sieglose Spiele und die Befürchtung, erneut nur um den Klassenerhalt zu spielen. Doch aus den letzten sieben Spielen holten die Mannschaft von Trainer Timo Studtrucker 17 Punkte bei fünf Siegen in Folge und zwei Unentschieden. Was diese Serie wert ist, werden die nächsten Spiele gegen die “Großen” der Liga zeigen: Der Bayernliga-Absteiger FC Bad Kötzting gastiert am Sonntag um 15 Uhr beim derzeitigen Tabellensiebten.
Euphorie nach Anfangserfolgen
Trainer Timo Studtrucker ist vor inzwischen gut zwei Jahren mit zwei Zielen beim SC Ettmannsdorf angetreten: Zum einen den Verein langfristig in der Landesliga zu etablieren, zum anderen jungen Talenten aus der Region eine fußballerische Plattform in einer überregionalen Liga zu geben. Beides ist ihm gelungen. Der Verein startete mit einem “klasse Kader”, so Studtrucker, in die neue Saison und löste durch die Anfangserfolge eine Euphorie bei den Fans aus.

Nach zwei Spielzeiten, in denen der Klassenerhalt das angestrebte und erreichte Ziel war, wollten die Vereinsverantwortlichen diesmal mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben. Es schien realistisch, im oberen Mittelfeld mitspielen zu können. Warum dann der Einbruch? Timo Studtrucker nennt mehrere Faktoren: die Gegner, die Verletzungen - Timo Vollath und Jens Solfrank fielen und fallen langfristig aus - und nicht zuletzt die Tatsache, dass seit Saisonbeginn mit Klahn, Klail und Kerscher drei Angreifer den Verein verlassen haben, so dass es seither in der Offensive wenig Alternativen gibt. Der Ergebnistiefpunkt war die Heimschlappe gegen Schierling - mit Unruhe im Verein in der Folge. Aber in dieser Krisensituation bewies die Mannschaft Moral und arbeitete sich mit sieben ungeschlagenen Spielen in Serie wieder nach oben, so dass in den nächsten Spielen, wenn die Mannschaften des oberen Tabellendrittels gegeneinander spielen, sogar noch mehr als der derzeitige Platz sieben möglich ist.

Sollte es auch am Saisonende Platz sechs oder sieben sein, wäre das für Timo Studtrucker eine “Riesenerfolg”: für ihn und auch für die jungen Nachwuchsspieler im Team wie Huf, Strahl und Bemmerl: Auch hier wurde beim SC Ettmannsdorf in Zusammenarbeit mit dem SV Haselbach in den vergangenen Jahren eine Talentschmiede aufgebaut, die mit ausgebildeten Trainern den Jugendlichen der einstigen Fußball-Hochburg Schwandorf den Weg in die höheren Ligen ebnen will. In den 60er Jahren war der 1. FC Schwandorf - dem Verein, in dem der Burglengenfelder Studtrucker selbst in der A-Junioren-Bayernliga spielte - das Aushängeschild der Region, aber um die Jahrtausendwende klopfte auch der FC Linde Schwandorf, der dann in die Insolvenz ging, in der Relegation an das Tor zur Bayernliga.

Längst das neue Aushängeschild
So ist der SC Ettmannsdorf seit einigen Jahren das alleinige Aushängeschild des Schwandorfer Fußballs, zumal seine 2. Mannschaft als Aufsteiger in die Kreisliga auch das am zweithöchsten spielende Team der zehn Fußballvereine der 27000-Einwohner-Stadt ist. Allein sieben Klubs spielen in der Kreisklasse, darunter auch der traditionsreiche 1. FC Schwandorf. Hier würde sich SCE-Trainer Timo Studtrucker mehr Zusammenarbeit unter den Vereinen, was in der Folge des demografischen Wandels freilich immer schwieriger, aber auch immer notwendiger wird, und mehr Unterstützung durch die Stadt wünschen: “Hier wäre so viel Substanz und Kraft vorhanden, die man aber bündeln müsste.” So könnte beispielsweise gemeinsam mit dem benachbarten FC Schwandorf ein Sportzentrum an der Naab entstehen, das auch die räumliche Enge des Landesligisten mit nur einem Trainingsplatz und dem witterungsanfälligen Hauptspielfeld beheben könnte.

Aber auch so ist Studtrucker überzeugt, dass der SC Ettmannsdorf auch in den nächsten Jahren in der Landesliga etwas bewegen kann und für die Talente der Region eine gute Adresse ist, wenn es weiter gelingt, auch den Rahmen zu schaffen, in dem das zu stemmen ist. Denn bei aller Freude über die jüngsten Erfolge weiß der SC-Trainer, dass nach den drei Offensiv-Abgängen diese Saison personell ein “Ritt auf der Rasierklinge” ist. Im Moment sei seine Mannschaft “zu allem fähig”, sagt Studtrucker, der aber höhere Ziele aktuell für “vermessen” hält.

Aufrufe: 018.10.2015, 08:00 Uhr
Andreas AllacherAutor